Oberhausen. Jury und Publikum vergeben jeweils 500 Euro für den reimenden oder rappenden Nachwuchs. Doch Beeilung, denn der Einsendeschluss naht.

Den Beweis für die ausdauernde Nachwuchsförderung des Literaturhauses gibt es längst gedruckt und gebunden: „Literarische Talente“ heißt der 84 Seiten starke Sammelband im Selbstverlag, der in Erzählungen, Gedichten und einem Romanauszug versammelt, was produktive Workshops an vier Orten angestoßen haben: Till Beckmann, seines Zeichens Drehbuchautor, Schauspieler und Motor des „Overhausen“-Audiowalks, und der Poetry-Slammer Yannick Steinkellner leiteten die Talentschmieden an „Elsa“, „Bertha“ und „Fasia“ sowie der Internationalen Kinderakademie, angeschlossen an das Integrationszentrum „Die Kurbel“.

Jetzt gilt es, literarische Begabungen unter den 16- bis 25-Jährigen erneut mit dem „Literaturpreis Junges Oberhausen“ auszuzeichnen. Eigentlich wäre, nach dem Auftakt 2019, bereits die dritte Wettbewerbsrunde fällig. Doch im pädagogischen wie pandemischen Chaosjahr 2021 war an einen zweijährigen Turnus nicht zu denken. Nun aber läuft der Countdown: „Bis zum 31. Juli sind noch Einsendungen möglich“, erklärt Rainer Piecha vom Literaturhaus-Vorstand. Das flapsig gehaltene Motto „Gedicht – kann ich nicht! Oder doch?“ macht schon mal deutlich: Klassisches Versmaß und Silbenzählen sind hier nicht das Maß der Dinge.

Workshop-Dozent im Auftrag des Literaturhauses: Yannick Steinkellner moderiert auch gerne Poetry Slams.
Workshop-Dozent im Auftrag des Literaturhauses: Yannick Steinkellner moderiert auch gerne Poetry Slams. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Immerhin 70 potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten erreichte das Literaturhaus mit seinen vier Workshops. 17 von ihnen sind in der „Talente“-Anthologie versammelt – und gestalteten eine bestens besuchte Lesung im Gdanska. „Das war so toll und hat uns alle beflügelt“, schwärmt Piecha. Dem Pädagogen ist auch nicht bange, das „Lyrik“-Thema könne womöglich abschrecken: „Wenn man Jugendliche fragt, haben sowohl Geschichten als auch Gedichte ihre Fans.“

Es könnten auch fünf Zweizeiler sein

Schließlich ist – dank des Labels „Poetry Slam“ – rasantes Reimen durchaus en vogue. Und selbst „Der ewige Brunnen“, der seit 70 Jahren immer wieder neu aufgelegte Sammelband deutschsprachiger Poeten, nimmt jetzt singende Pop-Reimer von Reinhard Mey bis Tocotronic in den 1166-Seiten-Wälzer auf. Derart (über)gewichtig muss der Nachwuchs nicht vorlegen: Für den „Literaturpreis Junges Oberhausen“ sind maximal 10.000 Zeichen in bis zu fünf Texten erlaubt. „Das können auch fünf Zweizeiler sein“, sagt Rainer Piecha – wohl wissend, dass zumal jungen Poeten schonmal die Feder überfließen kann.

Die Jüngste der Literaturpreis-Jury: Die Essenerin Sarah Jäger hat mit „Schnabeltier Deluxe“ ihren dritten Roman vorgelegt.
Die Jüngste der Literaturpreis-Jury: Die Essenerin Sarah Jäger hat mit „Schnabeltier Deluxe“ ihren dritten Roman vorgelegt. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die Jury jedenfalls ist eher abgeklärt als jugendlich. Die 34-jährige Buchhändlerin Sarah Jäger hat mit „Schnabeltier Deluxe“ ihren nun dritten Roman vorgelegt: Er erzählt von der renitenten Kim, die erst von der Schule fliegt und dann von ihrer Mutter aus der Schusslinie ins Nirgendwo verschickt wird. Skurrile Romane und Verse kennt Arndt Wiebus in jeder Preisklasse: Der 72-jährige Inhaber der Sterkrader Buchhandlung Wiebus ist Autor der WAZ-Rubrik „Schmökerecke“. Als Senior des Jury-Trios hat der Wuppertaler Literat Michael Zeller in allen Genres publiziert und betreute zudem etliche Jahre den Schülerwettbewerb des Landes NRW „Begegnung mit Osteuropa“.

Pralle Polit-Verse oder klimakatastrophales Naturgedicht

Der große Tag für Poetinnen und Poeten ist dann Freitag, 10. November: Dann vergibt die Jury ihren mit 500 Euro dotierten Preis, und auch das Publikum entscheidet über weitere 500 Euro Preisgeld. Ob pralle Polit-Verse, klimakatastrophales Naturgedicht oder ein Rap zwischen hart und zart: Die besten Beiträge wollen die Herausgeber vom Literaturhaus wieder in einer Anthologie versammeln.

Die Details zur Ausschreibung gibt’s online auf literaturhaus-oberhausen.de