Oberhausen. Verrücktes mit künstlerischem Potenzial: Zur Verleihung des Preises „Junges Oberhausen“ gab’s im Käthe-Kollwitz-Berufskolleg sechs starke Texte.

Subjekt, Prädikat, Objekt. Fertig ist der Satz. Es geht aber auch kürzer: Jugend schreibt. Und zwar richtig interessante Texte, wie sich beim großen Finale des erstmals vergebenen Literaturpreises „Junges Oberhausen“ in der Aula des Käthe-Kollwitz-Berufskollegs zeigte. Dorthin hatten es aus der trotz boomender Poetry-Slams doch recht überschaubaren Zahl an Bewerbern vier junge Damen und zwei Herren im Alter zwischen 17 und 25 Jahren geschafft. Nominiert von drei Juroren: Diana Bengel, Leiterin der Stadtbibliothek, der Duisburger Lyrikerin Lütfiye Güzel sowie dem Schriftsteller Ralph Hammerthaler, 2017 Oberhausens Marktstraßenschreiber.

„Besessen von der Lust sich auszudrücken“

Während deren Urteil bereits feststand, durfte das zumeist jugendliche Publikum im Saal seinen eigenen, ebenfalls mit 500 Euro dotierten Preis vergeben. Weshalb die Moderatoren Margret Klein und Harald Obendiek vom Literaturhaus ihnen zunächst die sechs Nominierten vorstellten: Rebecca Siebers, Jonas Schwarz, Alina Dach, Florian Veelmann, Vivienne Hermann und Anna Ruder. Da erfuhr man Interessantes und Amüsantes, lernte so schöne Begriffe wie „Gewässergütemessung“ oder „Introversion“ kennen und erfuhr natürlich auch etwas über ihre Motivation, literarische Prosa-Texte zu schreiben.

Die beiden Gewinner des Literaturpreises „Junges Oberhausen
Die beiden Gewinner des Literaturpreises „Junges Oberhausen": die 19-jährige Anna Ruder und der 25-jährige Florian Veelmann. © Sven Thielmann

Er sei „besessen von der Lust sich auszudrücken“, erklärte Florian Veelmann, mit 25 Jahren der Senior unter den Nominierten, und sprach damit wohl allen beteiligten Autoren aus der Seele. Dass gleich darauf das fabelhafte „Joker Quartett“ in einem streicherselig-poppigem Intermezzo „Bad Guy“ von Billie Eilish anstimmte, war ein hübscher Zufall. Passte aber ebenso gut wie der Eurhythmics-Hits „Sweet Dreams“, nach dem die vorab ausgeloste Vorlese-Runde der sechs Jung-Literaten begann. Ein abwechslungsreiches Vergnügen mit mal aufgeregt, mal souverän vorgetragenen Texten, die von junger Liebe über adoleszente Ereiferung und Fantasmen bis hin zum Tod eine „große Bandbreite“ aufwiesen, so Ralph Hammerthaler. Der trocken befand: „Ich habe mich nicht gelangweilt“ und dem ein oder anderen Schreiber „künstlerisches Potenzial“ attestierte.

Verrückte Sachen, die aus dem Rahmen fallen

Während seine Kollegin Lütfiye Güzel erklärte, sie möge ja verrückte Sachen, die aus dem Rahmen fallen: „Und die habe ich hier gefunden!“ Während die Zuhörer noch über der Frage rätselten, wer denn nun ihren Publikumspreis verdient habe, intonierten die vier „Joker“-Streicherinnen mit feinem Humor erst „Oft gefragt“ von AnnenMayKantereit, spielten dann „Game of Thrones“ und sorgten schließlich mit einem grandiosen Medley alter Kinderfilm-Hits für unbändigen Jubel.

Jungliterat liest und rappt aus „Zettelhaufen“

Einen weiteren ambitionierten Jungliteraten aus Oberhausen präsentiert das Literaturhaus in seinem eigenen Domizil, Marktstraße 146, am Mittwoch, 27. November, um 19 Uhr. Dann liest Jan Kawelke aus seinem „Zettelhaufen“.

Der junge Journalist verantwortet mit seinem Partner Vassili Golod den erfolgreichen Podcast „Machiavelli – Rap & und Politik“. Der ist allerdings nicht Thema des Abends – sondern Jan Kawelkes Auswahl seiner Notizen und Fragmente. Der Eintritt ist frei; der Hut geht rum.

Den bekam natürlich auch Florian Veelmann, der nicht unerwartet für seinen sensibel um eine Krebserkrankung mäandernden Text von der Jury mit dem Literaturpreis „Junges Oberhausen“ geehrt wurde. Was das Publikum wohl geahnt haben dürfte, das deshalb in fairer Geste seinen Preis an die 19-jährige Anna Ruder vergab. Übrigens die einzige der Runde, die ihr ausgezeichnetes Handwerk in den Schreib-Workshops des Literaturhauses verfeinert hatte. Die nun zum nächsten Wettbewerb 2021 die Jugend für Lyrisches fitmachen. Etwa mit dem unsterblichen Hexameter „Sag mir oh Wächter der Nacht in Bezug auf das Feuer, wo brennt’s denn …“