Oberhausen. Die neue Sparte “Urban Arts“ will vor allem junges Publikum ins Schauspielhaus locken – und lässt eine lange verschüttete Tradition aufleben.

Selten ist eine Förderung aus der Landeskasse sogar noch höher als zunächst angekündigt: Als Kathrin Mädler als Intendantin die Attraktionen ihrer zweiten Spielzeit am Theater Oberhausen vorstellte, sprach sie noch – durchaus beglückt – von jährlich einer halben Millionen Euro für den Aufbau der neuen "Urban Arts"-Tanzsparte. Jetzt sind es in der Summe für drei Jahre sogar 1.947.000 Euro.

Mit dem Programm „Neue Wege“ fördert das Land Nordrhein-Westfalen innovative Projekte von Orchestern und Stadttheatern. In der vierten Ausschreibungsrunde gab's nun den Zuschlag über drei Spielzeiten, bis 2025/'26. Kathrin Mädler beschreibt ihre eigene Reaktion auf die jetzt hochoffizielle Zusage als "begeistert, aufgeregt und herausgefordert zugleich", denn erstmals werde es "an einem deutschen Stadttheater einen festen Ort für urbane Tanzkunst geben".

„Wir können es kaum abwarten“

Den für viele womögliche diffusen Begriff "Urban Arts" beschreibt die Intendantin als "kraftvollen Ausdruck von Diversität und Empowerment: Sie sind von starken Persönlichkeiten geprägte, gemeinschaftsstiftende Künste, mit denen wir vor allem junge Menschen zum Mitmachen einladen möchten". Denn die Vermittlungsarbeit soll zu einer Säule der neuen Sparte werden. Die künstlerische Leitung der neuen Sparte übernehmen Kama Frankl-Groß und der 36-jährige Oberhausener Kwame Osei, der schon bei der Spielzeit-Vorstellung mit sprühendem Elan angekündigt hatte: „Wir können es kaum abwarten.“

Kwame Osei (li.) und Kama Frankl-Groß hatten sich und ihre Tanzkunst den Oberhausenern bereits im Vorjahr mit dem
Kwame Osei (li.) und Kama Frankl-Groß hatten sich und ihre Tanzkunst den Oberhausenern bereits im Vorjahr mit dem "Afro Light"-Festival auf dem Saporishja-Platz vorgestellt. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Mit Christopher Deutsch als neuem Produktionsleiter der Sparte sind Frank-Groß und Osei Teil der in Bochum heimischen Tanzplattform "Ensample", die sich selbst als "Tanz – Kultur – Medien – Kollektiv" beschreibt. Das von Kwame Osei gegründete "New Wave Ensemble" werde allerdings fest an das Haus am Will-Quadflieg-Platz mit seiner lange verschütteten Ballett-Tradition gebunden, um eine eigene Ästhetik für zeitgenössische Tanzproduktionen zu erarbeiten. Zum Programm gehören auch interaktive Tanzformate, Workshops sowie die szenetypischen "Battles" mit offenen Trainings.

"Multiversum" für Jugendliche ab 14 Jahren

Doris Beckmann, die Verwaltungsdirektorin des Theaters, sieht in der Förderung durch das "Neue Wege"-Programm eine "langfristige Perspektive" über 2026 hinaus: "Wir sehen darin eine wertvolle Investition in unser Theater und den Kulturstandort Oberhausen, von der innovative Impulse in die Region ausgehen werden". Das gesamte Theater-Team freue sich auf "die spannende Aufbauarbeit".

"Faster" hieß die gefeierte Gastspiel-Produktion der ausklingenden Spielzeit: Sie gab einen köstlichen Vorgeschmack auf kommende Urban Arts-Attraktionen. © Oliver Look / Theater Oberhausen | Oliver Look

Zur Spielzeiteröffnung stellen sich das Team und das Ensemble der "Urban Arts"-Sparte beim Theaterfest am 2. September vor. Danach lädt ab dem 16. September die interaktive Tanzperformance "Vagabund" für junge Menschen ab sechs Jahren auf eine fantastische Reise ein. Mit "Suits" entwickeln die Tänzerinnen und Tänzer ein zeitkritisches Stück über alltäglich erlebten Rassismus und mit "Multiversum" erarbeiten Kama Frankl-Groß und Kwame Osei eine Urban-Dance-Produktion mit Jugendlichen ab 14 Jahren.

Gefeierte "Faster"-Show kehrt nach Oberhausen zurück

Auch Gastspiele und Kooperationen gehören zum Programm der neuen Spielzeit. So kehrt die begeistert gefeierte Produktion "Faster" nach dem großen Erfolg in der aktuell ausklingenden Spielzeit am 19. September und 15. Oktober für drei Vorstellungen zurück.