Oberhausen. Steigende Gaspreise setzen die Energieversorgung Oberhausen massiv unter Druck. Strom und Gas verteuern sich innerhalb eines Jahres drei Mal.

2022 könnte ein Katastrophenjahr für den Oberhausener Energieversorger EVO werden. Finanziell spürt das nicht nur die Kundschaft – gleich zwei Mal werden in diesem Jahr die Preise für Gas und Strom kräftig steigen –, sondern auch das Unternehmen selbst: Nach heutiger Prognose würden die steigenden Gaspreise auf dem Weltmarkt ein millionenschweres Loch in den EVO-Haushalt reißen. Die Folge wäre ein dickes Minus am Ende des Jahres von knapp 7 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2021 schloss der Versorger mit einem Plus von 11,4 Millionen Euro ab.

Die Folgen wären fatal. Denn vom jährlichen Gewinn der EVO profitiert Oberhausen: So fließt auch dieses Jahr die Hälfte der rund 11,4 Millionen Euro an die Stadt – und damit an die Verkehrsbetriebe Stoag, um die jährlichen Verluste zu kompensieren. Fehlt das Geld der EVO, müssten die Millionen an anderer Stelle gespart werden. „Wir werden uns nun mit der Stadt an einen Tisch setzen und nach Lösungen suchen“, kündigte EVO-Vorstand Hartmut Gieske bei der diesjährigen Bilanz-Vorstellung der EVO an. „Der Ukraine-Krieg ist in Oberhausen angekommen. Wir müssen die Last gemeinsam tragen und unter allen aufteilen.“

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Auch unter den Kundinnen und Kunden: Nach einer saftigen Erhöhung der Grundpreise im Oktober 2021 steigen die Preise für den Strom- und Gasverbrauch zunächst im Juni an, dann wahrscheinlich noch einmal deutlich im Oktober dieses Jahres. Allein die Erhöhung im Juni bedeutet für einen dreiköpfigen Musterhaushalt, der Strom und Gas von der EVO bezieht, eine Mehrbelastung von rund 350 Euro im Jahr. Eine vorübergehende Erleichterung bringt der Juli, wenn die EEG-Umlage für Erneuerbare Energien wegfällt und der Strompreis dadurch um rund 3,7 Cent sinken wird. Doch im Oktober, daran ließ auch Gieskes Vorstandskollege Christian Basler bei der Bilanz-Präsentation keinen Zweifel, ziehen die Preise wieder deutlich an. Es wird die dritte Erhöhung innerhalb eines Jahres sein.

EVO macht 11,4 Millionen Euro Gewinn

Die guten Nachrichten der Bilanz-Vorstellung gerieten dabei fast in den Hintergrund: Denn der Gewinn von 11,4 Millionen Euro ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man sich das Unternehmens-Ergebnis vom Vorjahr anschaut: Damals schrumpfte der Gewinn auf etwa die Hälfte, die Anteilseigner Stadt Oberhausen und Energiekonzern Eon mussten sich klägliche 5,6 Millionen Euro teilen. Brachte damals neben Corona der vergleichsweise warme Winter 2019/2020 die EVO in die Bredouille, hat der vergangene, dagegen recht strenge Winter die Zahlen wieder nach oben bugsiert.

Familientag im Gasometer

Zur Bilanz-Pressekonferenz hatte die Energieversorgung Oberhausen in diesem Jahr in den Gasometer geladen. Nicht zufällig, sondern auch, um für den anstehenden Familientag zu werben: Am Samstag, 30. April, präsentiert sich der Versorger von 10 bis 18 Uhr rund um den Gasometer – mit Informationen und Mitmach-Aktionen.Wer die aktuelle Gasometer-Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ sehen möchte, erhält an diesem Tag zu einem vergünstigten Eintrittspreis von 5 Euro Einlass.

Strom hat die EVO im Jahr 2021 zwar weniger verkauft als noch 2020 (minus 3,1 Prozent). Doch der Gasabsatz (plus 10,3 Prozent) und die Fernwärme (plus 16,9 Prozent) spiegeln den kalten Winter deutlich wider. Einen positiven Effekt hat laut EVO-Vorstand Gieske aber nicht nur das Wetter, sondern auch die Umstrukturierungen des Unternehmens: Im vergangenen Jahr angekündigt, sind die ersten Pläne bereits umgesetzt. So soll die neue Einheit „Kundenservice“ künftig für bessere Laune bei den Abnehmern von Strom und Gas sorgen – da hatte es in den vergangenen Jahren wiederholt heftige Kritik gegeben.

Geld spart die EVO unter anderem beim Sponsoring: Schon im Geschäftsjahr 2020 hatte das Unternehmen die Zahlungen an Vereine und ehrenamtliche Projekte deutlich reduziert – von 240.000 auf 140.000 Euro. Langfristig soll nun das Projekt der „Oberhausen Crowd“ das Sponsoring komplett ersetzen: Auf dieser sogenannten Crowdfunding-Plattform spenden Oberhausener Bürgerinnen und Bürger Geld für soziale, sportliche und kulturelle Projekte. Pro Spende von mindestens zehn Euro gibt die EVO zehn Euro dazu – maximal 1000 Euro im Monat, also 12.000 Euro im Jahr. Wie viel im vergangenen Jahr tatsächlich gezahlt wurde, konnte das Unternehmen trotz mehrfacher Nachfrage nicht mitteilen. Aus technischen Gründen, wie es heißt.