Oberhausen. Das Hallenbad Sterkrade wird aufwendig saniert. Die Arbeiten liegen im Plan, ein Eröffnungstermin ist anvisiert. Doch es wird teurer als gedacht.
Dass hier überhaupt jemals wieder Schwimmbegeisterte ihre Bahnen ziehen werden, scheint beim Blick auf die riesige Baustelle im Hallenbad Sterkrade illusorisch. Doch wo der Laie nur ein leeres, nacktes und von schwerem Gerät angeknabbertes Stahlbeton-Becken sieht, Bohrer dröhnen hört und den typischen Bauschutt-Geruch von abgeschlagenen Betonschichten riecht, stellen die Fachleute erfreut fest: Alles läuft (fast) nach Plan, die Arbeiten schreiten voran. Wenn es so bleibt, eröffnet das Hallenbad im August 2024 wieder seine Pforten.
Bis dahin ist jedoch noch viel zu tun. Und mit den ursprünglich kalkulierten Kosten wird die Stadt leider nicht auskommen. Von sechs Millionen Euro für die Sanierung des maroden Beckens war noch im September 2022 die Rede. Dass das nicht reichen wird, bestätigt Horst Kalthoff zwar auf Nachfrage. Doch konkret wird der Betriebsleiter des städtischen Eigenbetriebs „Servicebetriebe Oberhausen“ (SBO) noch nicht. „Wir müssen die weiteren Ausschreibungen abwarten.“
Hallenbad Sterkrade: Neubau hätte 16 Millionen Euro verschlungen
Oberhausens Sportdezernent Jürgen Schmidt lässt sich ebenfalls nicht auf konkrete Zahlen ein, kommt bei einer Baustellen-Besichtigung der SPD-Fraktion der Sterkrader Bezirksvertretung mit seinen Parteikollegen aber durchaus ins Plaudern. Mal ist von knapp acht Millionen Euro die Rede, mal von knapp zehn Millionen Euro. Doch auch damit wäre die Sanierung immer noch deutlich günstiger als ein kompletter Neubau: Der hätte nach Einschätzung der Stadt rund 16 Millionen Euro verschlungen.
Angesichts der Kosten stellen sowohl Schmidt als auch seine Parteifreunde an diesem Vormittag auf der Baustelle klar: Dass die Stadt Geld in die Hand nimmt, um das Bad zu sanieren, ist aus ihrer Sicht die richtige Entscheidung gewesen. Ein Sterkrade ohne Hallenbad mag sich in dieser Runde niemand vorstellen. Weder SPD-Bezirkspolitiker Hubert Cordes, der in Jugendtagen den Großteil seiner Freizeit im Schwimmbad-Wasser verbracht hat. Noch Bezirksbürgermeister Ulrich Real, dessen Sohn hier seine Wasserball-Karriere begann, die ihn bis zu den Olympischen Spielen nach Peking bringen sollte.
Hallenbad Sterkrade: Chlorgas greift Bausubstanz an
Die Bezirkspolitiker schauen sich auf der Baustelle an, warum die Sanierung des Hallenbades so aufwendig und teuer ist. Wie berichtet, musste das Bad an der Holtener Straße im Sommer vergangenen Jahres überraschend geschlossen werden. Bei einer Routine-Kontrolle stellten Experten fest, dass Chlorwasser durch das Edelstahlbecken gedrungen war. Rost hatte dem Becken arg zugesetzt und es durchlöchert. Das Chlorwasser hat sich seinen Weg gebahnt und sogar den Stahlbeton der Unterkonstruktion angegriffen.
Dieser Stahlbeton erhält daher nun einen speziellen Korrosionsschutz. Und im Keller des Bades arbeiten die Fachleute gerade an neuen Fundamenten. Ursprünglich wurde das Becken auf einer Art Brücken-Tragwerk errichtet: riesige Betonfüße, die nach oben immer breiter werden. Laien fühlen sich hier, als stünden sie im Innern eines großen Bunkers. Künftig soll das Fundament auf mehreren Stützpunkten liegen, wofür nun der Boden ausgehoben wird.
Hallenbad Sterkrade: Schwere Handarbeit für neues Fundament
„Das ist Handarbeit“, sagt Wilhelm Meier-Ebbers und deutet anerkennend auf die Männer, die in einem ausgefrästen Bereich des meterdicken Betonbodens stehen, Erde ausheben und den Aushub mit Schubkarren davon schieben. Als ausführender Architekt hat Meier-Ebbers den Überblick über alle Arbeiten. Und der Ingenieur versichert: Die einzelnen Zahnrädchen, die sich bei einem solch großen Projekt drehen, greifen ohne Reibung ineinander über.
Im Keller soll erstmals eine Entlüftungsanlage installiert werden. Denn nicht nur das Chlorwasser hat viele Schäden verursacht, wie Architekt Moritz Ebbers erklärt: Im Keller hat sich über Jahre hinweg Chlorgas entwickelt, das die Substanz der Pfeiler angegriffen hat.
So sei es bei fast jeder Sanierung, erklärt Wilhelm Meier-Ebbers: Manch ein Schaden wird erst deutlich, wenn man anfängt zu bohren und Wände aufzustemmen. So wurde auch in Sterkrade erst im Laufe der Zeit deutlich, dass auch die Wärmebänke in dem Bad dringend saniert werden müssen. Die Schäden am historischen und markanten Sprungturm waren da schon eher abzusehen: Sobald die Verkleidung entfernt war, wurden auch hier Korrosionsschäden sichtbar.
Von „Überraschungen“ spricht Sportdezernent Jürgen Schmidt in diesem Zusammenhang. Doch davon wolle sich die Stadt nicht bremsen lassen. „Es ist wichtig und richtig, dass wir mit vollem Tempo an der Sanierung arbeiten, damit Vereine eine Perspektive haben und Kinder hier wieder schwimmen lernen können.“
>>> Weitere Bilder von der Sanierung finden Sie in dieser Fotostrecke: Baustelle im Hallenbad Sterkrade in Oberhausen
Weitere Artikel zum Thema