Oberhausen. Seit Beginn der Sommerferien ist das Hallenbad Sterkrade dicht. Schäden am Becken haben das nötig gemacht. Jetzt wird die Sanierung angestrebt.
Einige hatten schon befürchtet, dass das gesamte Gebäude abgerissen werden muss; doch jetzt ist klar: Das Hallenbad Sterkrade kann und soll saniert werden. Zu diesem Ergebnis ist die Stadtverwaltung auf Grundlage der Gutachten von Experten gekommen. Das hat die Stadtpressestelle am Freitag berichtet.
Diese Experten haben die Schäden am Edelstahlbecken des Bades genau untersucht. Darüber hatte zuletzt auch der Sportausschuss in seiner Sitzung Mitte August diskutiert. Auch in dieser Debatte war die Stoßrichtung bereits klar. Eine Sanierung solle angestrebt werden, hieß es.
Rund 147.000 Menschen haben das Hallenbad Sterkrade 2019, im letzten Jahr vor den Corona-Einschränkungen, besucht – Menschen, die privat nach Bewegung suchen; Mitglieder in Schwimmvereinen und Schülerinnen und Schüler. Diese Zahl zeigt die große Bedeutung des Schwimm-Standorts.
Die Verwaltung strebt nun an, dass die Servicebetriebe Oberhausen (SBO) die Sanierung inklusive Austausch des Schwimmerbeckens übernehmen. Doch zuvor ist die Zustimmung der Politik einzuholen: Die Stadtverwaltung wird dem Stadtrat für seine Sitzung am 26. September eine entsprechende Beschlussvorlage zukommen lassen.
Die Kosten einer Sanierung des an fast 90 Stellen beschädigten Edelstahlbeckens, der Wasseraufbereitungsanlage und des angegriffenen Betonunterbaus schätzen die SBO-Fachleute auf rund 5,7 Millionen Euro, berücksichtigt man künftige Einsparmöglichkeiten beim Energieverbrauch ergeben sich 5,52 Millionen Euro. Genauere Angaben seien erst nach der Ausschreibung möglich. Die Dauer der Sanierung wird auf 15 Monate geschätzt.
Gutachter prüft
Ob auch am Hallenbad Sterkrade eine Photovoltaik-Anlage wirtschaftlich sinnvoll ist, prüft ein Gutachter.
Sollte das der Fall sein und der Stadtrat die Installation beschließen, könnte der Stromverbrauch des Bades laut Stadtverwaltung mittel- und langfristig erheblich verringert werden.
Die Alternative ist ein Neubau, der allerdings rund drei mal so teuer wie eine Sanierung ausfallen würde. Ein kompletter Neubau des Hallenbades würde rund 16 Millionen Euro kosten, erklärt die Stadtverwaltung. Die Planungs- und Bauzeit werde dabei auf rund drei Jahre geschätzt: Die Verwaltung halte deshalb einen Neubau nicht für eine wirkliche alternative Lösung.
Schranz: „Wir brauchen das Hallenbad Sterkrade“
„Wir brauchen das Hallenbad Sterkrade für junge wie ältere Schwimmerinnen und Schwimmer im Norden der Stadt“, wird Oberbürgermeister Daniel Schranz in einer aktuellen Mitteilung der Stadtpressestelle zitiert. Deshalb sei es eine gute Nachricht, dass die Sanierung möglich ist.
Die Stadtpressestelle erläutert im Detail, worauf die Schäden im Hallenbad zurückzuführen sind: Drei Bereiche müssen saniert werden. Ursache sei die 30 Jahre alte Wasseraufbereitungsanlage unter dem Schwimmerbecken. Die Konstruktion sei offen, was dazu geführt habe, dass Wasser verdunsten und die darin enthaltenen Chloride sich sowohl auf der Unterseite des Edelstahlbeckens als auch auf der umgebenden, das Becken tragenden Stahlbeton-Konstruktion hätten ablagern können.
„Chloride greifen Stahl an“, wird SBO-Geschäftsführer Horst Kalthoff von der Stadtpressestelle zitiert; „die Konstruktion, die vor 30 Jahren der Standard der Technik war, hat leider dazu geführt, dass sich am Edelstahlbecken, aber auch im Stahl des Unterbaus, so genannter Lochfraß gebildet hat.“ Weil die Korrosion in der Regel auf der Unterseite des Beckens entstand und sich nur langsam zum von oben sichtbaren Inneren des Beckens durchfraß, sei sie bei der regelmäßigen Beckenkontrolle lange nicht wahrzunehmen gewesen, ergänzt Kalthoff; kleinere Stellen seien zunächst als nicht gravierend eingestuft worden. Bei der Kontrolle in diesem Frühsommer seien schließlich 89 Löcher und Roststellen aufgefallen, durch die offenbar schon längere Zeit gechlortes Wasser in den Unterbau gesickert sei.
3500 Quadratmeter Stahlbeton müssen saniert werden
Ein Fachbüro hat im Unterbau des Beckens rund 50 Betonproben genommen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass rund 3500 Quadratmeter Stahlbeton saniert werden müssen. Ein weiterer Gutachter empfiehlt zudem die Erneuerung der Wasseraufbereitungsanlage, deren Konstruktion die Ursache für die Schäden ist. Dezernent Michael Jehn: „Wenn wir die Wasseraufbereitungsanlage auf den heutigen Stand der Technik erneuern, können wir die Betriebskosten um bis zu 45 Prozent jährlich senken, das wären nach derzeitigem Stand rund 59.000 Euro.“ Darüber hinaus reduzierte sich der CO2-Ausstoß um bis zu 146 Tonnen jährlich.
Die Verwaltung wird dem Rat ergänzend vorschlagen, neben dem Austausch des Schwimmerbeckens und der Sanierung von Unterbau und Filteranlage zu beschließen, zusätzlich eine Spülwasseraufbereitungsanlage zu installieren: Das anfallende Spülwasser soll dann aufgefangen und aufbereitet werden. Rund 70 Prozent des Spülwassers könne wieder genutzt werden, um das Becken aufzufüllen.