Oberhausen. Der Klimawandel wirkt sich in Oberhausen aus. Zum Gegensteuern braucht die Stadt jetzt neue Fachleute. Das hat finanzielle Folgen für den Bürger.
Längere Hitzeperioden, mehr Starkregen – das sind zentrale Folgen des Klimawandels. Die Stadtplanung muss sich darauf mit konkreten Gegenmaßnahmen einstellen. Die Oberhausener Bürgerinnen und Bürger werden das höchstwahrscheinlich in Form höherer Entwässerungsgebühren zu spüren bekommen.
All das geht aus dem Klimaanpassungskonzept der Stadt Oberhausen hervor, das jetzt den politischen Gremien zur Beratung vorliegt. Hitze- und Starkregenvorsorge sind zentrale Punkte dieses Konzeptes, das dabei keineswegs theoretisch bleibt, sondern ganz konkrete Projekte benennt.
Neue Gesamtschule soll Vorzeigeprojekt werden
So soll zum Beispiel der Elpenbach teilweise aus seinem Rohr befreit und in der Innenstadt von Sterkrade an die Oberfläche verlegt werden. So kann der Bach bei Starkregen künftig deutlich mehr Wasser aufnehmen und gleichzeitig in der City für eine Abkühlung sommerlicher Spitzentemperaturen sorgen.
Ein weiteres Beispiel: Die neue Gesamtschule im Knappenviertel soll zu einem Vorzeigeprojekt der Klimaanpassung werden – etwa mit einer klimagerechten Gestaltung der Gebäudehülle, mit Gebäudebegrünung und großzügigen Schattenbereichen.
Die Herausforderungen der Klimaanpassung werden auch schon beim laufenden Umbau des Kleinen Marktes in Sterkrade berücksichtigt. Nach dem Prinzip der Schwammstadt werden auf dem Innenstadt-Platz unter den Bäumen so genannte Rigolen installiert, die in der Lage sind, unterirdisch das Regenwasser zu speichern, so dass der jeweilige Baum auch bei längeren Trockenperioden noch ausreichend versorgt ist.
Ein weiteres Beispiel: Auf dem Ex-Stahlwerksgelände nahe der Neuen Mitte soll ein Park entstehen. Bäume, Grün- und Wasserflächen sind geplant. Das neue Areal soll ein Mikroklima gedeihen lassen, das im gesamten Umfeld für Abkühlung sorgt.
Klimaanpassung: Daueraufgabe und Dauerherausforderung
Markus Werntgen-Orman, Bereichsleiter Umwelt bei der Stadt Oberhausen, hat in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses unterstrichen, dass Projekte wie Dachbegrünungen (umgesetzt an vier Schulen, bei der GMVA und EVO) oder versickerungsfähiges Pflaster (umgesetzt auf Teilen der Liebknechtstraße) lediglich der Beginn einer umfassenden lokalen Klimaanpassung sein werden. Das Klimamanagement werde in den nächsten Jahrzehnten zu einer Daueraufgabe für die städtischen Ämter, wobei nicht allein der Bereich Umwelt gefragt sei. Die Stadt werde dabei auf zahlreiche Förderprogramme von Bund und Land NRW zurückgreifen können. Doch all dies müsse auch verwaltungstechnisch in der Praxis umgesetzt werden können.
Die Rathaus-Fachleute schlagen in einem ersten Schritt die Schaffung von drei neuen Ingenieurstellen vor. Sie sollen jeweils im Bereich Mobilität, im Bereich Umwelt und bei den Servicebetrieben Oberhausen (SBO) angesiedelt sein. Das finanzielle Gesamtvolumen für die drei Stellen beläuft sich auf rund 365.000 Euro pro Jahr. Die entstehenden Personalkosten sollen über die städtischen Entwässerungsgebühren refinanziert werden, heißt es. Die Bürger sollen also dafür zusätzlich bezahlen. Die rechtliche Begründung dazu sei im Landeswassergesetz verankert. Nachbarstädte hätten so bereits neue Vollzeitstellen einrichten können. Das von der Stadtverwaltung errechnete Gebühren-Plus für einen Vier-Personen-Musterhaushalt beträgt rund fünf Euro pro Jahr.
Gegen die Stimmen von FDP und AfD ist das städtische Konzept zur Klimaanpassung inklusive der per Gebühren refinanzierten Stellenausweitung in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses mit großer Mehrheit beschlossen worden.
Über 40 Prozent des Stadtgebietes sind versiegelt
Wie dringlich das Klimathema für Oberhausen ist, zeigt unterdessen eine Prozentzahl aus dem Klimaanpassungskonzept: Mit einem Anteil von 44 Prozent versiegelter Fläche liegt Oberhausen bundesweit auf Platz 2 der am stärksten versiegelten Kommunen. Hier versickert also deutlich weniger Regenwasser im Boden als im übrigen Bundesgebiet. Die Überflutungs- und Wärmeinsel-Risiken sind in Oberhausen besonders groß.