Oberhausen. Im Oberhausener Knappenviertel entsteht eine ganz besondere neue Gesamtschule. Die Stadt will für 60 Millionen Euro Wegweisendes bauen lassen.

Auf dem Gelände der ehemaligen Hauptschule St. Michael im Oberhausener Knappenviertel entsteht eine neue Gesamtschule – und die soll sogar ein Vorbild für die Region werden. Das Kölner Beratungsbüro „Drees und Sommer“ hat mit Akteurinnen und Akteuren in Oberhausen erarbeitet, was die neue Schule an der Knappenstraße 123 bieten soll. Geplant sind unter anderem pädagogisch moderne Raumkonzepte und eine technische Ausstattung auf dem Höhepunkt der Zeit.

Die Schule im Oberhausener Knappenviertel könne als „tolles Beispiel für andere Kommunen“ dienen, zeigt sich Anja Hallemeier von „Drees und Sommer“ überzeugt. Die Gesamtschule solle zeigen, „wie Schullandschaft aussehen kann“. Ideen hat das Beratungsbüro mit der Schulverwaltung, Lehrkräften, Schülerinnen und Eltern sowie Anwohnern aus dem Stadtteil bei sieben Workshops gesammelt.

Selbstlernfläche und Gruppenräume

Eine davon: Nicht mehr jeder Klasse ist ein Klassenraum zugeordnet. Stattdessen gibt es einen „großen Bereich der Selbstlernfläche“, der für ein oder zwei Jahrgänge zur Verfügung steht. Dort können die Schülerinnen und Schüler alleine oder gemeinsam lernen, Aufgaben erledigen und Themen erarbeiten.

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An diese Gemeinschaftsfläche angegliedert soll es kleinere Räume geben, etwa für Gruppenarbeit oder Unterricht. Die räumliche Flexibilität gebe den Lehrkräften mehr Freiraum, ihren Unterricht zu gestalten und individuell auf das jeweilige Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler einzugehen, erklärt Hallemeier.

Auch Fachräume wird es in der neuen Gesamtschule geben – für Naturwissenschaften, IT, Kreatives, Musik und Hauswirtschaft. Außerdem sind Spielflächen vorgesehen, zum Beispiel Angebote zum Balancieren und zum Klettern. Insgesamt sollen Schulgelände und -gebäude mit Blick auf Barrierefreiheit und Inklusion gestaltet werden.

Gesundes Essen in der Mensa

Anja Hallemeier vom Beratungsbüro Drees und Sommer
Anja Hallemeier vom Beratungsbüro Drees und Sommer © Drees und Sommer

Neben Verwaltungsräumen, Sportflächen und Serverräumen plant die Stadt auch einen großen Mensabereich mit Kiosk und Bistro. Die Mensa wird für 580 Essen im Zweischichtbetrieb ausgelegt. Die neue Aula wird so groß, dass dort 600 Besucherinnen und Besucher Platz finden. Da zwischen Schule und Stadtteil ein Austausch stattfinden soll, steht die Aula auch für außerschulische Veranstaltungen, etwa von Vereinen, zur Verfügung. Für die Verpflegung der Kinder und Jugendlichen in der Mensa wünschen sich die Ideengeber eine regionale und saisonale Küche.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt aber nicht nur beim Menüplan eine Rolle – nach Willen der Stadt soll die Nachhaltigkeit des Gebäudes bei der Planung mitgedacht werden. Als Ideen ständen etwa begrünte Dächer und der Einsatz von Photovoltaik im Raum. Konkrete Maßnahmen wollte die Stadt noch nicht nennen. Sie seien unter anderem „von den Ergebnissen des Architekturwettbewerbes abhängig“, heißt es aus dem Rathaus.

Stadt Oberhausen nimmt rund 60 Millionen Euro in die Hand

Dieser werde in den nächsten Wochen starten, Ende des Jahres 2022 solle das Ergebnis feststehen. Der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz hatte bereits im Herbst 2021 betont: „Wir wollen und müssen in das Wohl und die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen in Oberhausen investieren, denn sie sind die Zukunft unserer Stadt.“ Damals bezifferte die Stadtverwaltung die Investitionssumme auf 60 Millionen Euro. Festlegen will sich das Rathaus aber auch hier erst nach dem Architekturwettbewerb.

Ebenso macht die Stadt zur technischen Ausstattung der neuen Gesamtschule keine konkreten Angaben. Vorgesehen sei „ein hoher Grad an Digitalisierung und Technisierung“, man müsse aber die bis zur Fertigstellung stattfindenden Entwicklungen beobachten. Die Schule soll zum Schuljahresstart 2026/27 ihren Betrieb aufnehmen. Das bestehende Gebäude der alten Hauptschule will die Stadt noch in diesem Jahr abreißen.

Schule wird im gebundenen Ganztag organisiert sein

Die neue Gesamtschule, die fünfte im Stadtgebiet, wird in der Sekundarstufe I sechszügig und in der Sekundarstufe II vierzügig gestaltet sein. Das heißt, dass pro Jahrgang sechs beziehungsweise vier Klassen gebildet werden. „Nach den Erfahrungen an anderen Gesamtschulstandorten verlassen einige Schülerinnen und Schüler die Gesamtschule mit der Fachoberschulreife und wechseln nicht mehr in die Oberstufe“, begründet die Stadt Oberhausen.

Wie die Schule heißen soll, ist noch nicht entschieden. Aktuell führt die Stadt sie unter dem Namen „Gesamtschule an der Knappenstraße“. Sie wird im gebundenen Ganztag organisiert sein. Das heißt: „Mit Aufnahme der Schülerinnen und Schüler in die gebundene Ganztagsschule wird die regelmäßige Teilnahme an den Ganztagsangeboten dieser Schule verpflichtend“, erklärt die Stadt Oberhausen. Etwa 1350 Schülerinnen und Schüler könnte die Schule aufnehmen.

Erste fünfte Klassen starten schon 2025/26

Der Schulbetrieb am Standort der ehemaligen Hauptschule St. Michael soll zum Schuljahresbeginn 2026/27 aufgenommen werden. Der Unterricht startet allerdings schon ein Jahr vorher: Die ersten fünften Klassen zum Schuljahr 2025/26 lernen für ein Jahr in der ehemaligen Hauptschule Bermensfeld am Nierfeldweg.

Das Gebäude ist in diesem Jahr vorübergehend Ausweichquartier der Schule am Froschenteich. Zuvor wurde es vom Käthe-Kollwitz-Berufskolleg genutzt. Danach steht das Gebäude leer und kann von den neuen Gesamtschülern genutzt werden.