Oberhausen. Vor einer Woche hat der Verkauf des Deutschlandtickets begonnen. Die Stadtwerke Oberhausen legen eine erste Zwischenbilanz vor und nennen Zahlen.

Seit rund einer Woche läuft der Verkauf des Deutschlandtickets. Erste Zwischenbilanz: Weit über 1000 Bürgerinnen und Bürger haben es bereits bei der Stoag erworben. Wie die Leute auf das Angebot reagieren und welche Fragen sie haben, erleben die Mitarbeitenden im Kundencenter am Willy-Brandt-Platz Tag für Tag. Ein Besuch.

Kunden wollen wissen, ob sich das Ticket für sie lohnt

Eigentlich dürfte der Name des Tickets aussagekräftig genug sein, doch Beraterin Nicole Kleinrensing hört sehr häufig die Frage, in welchen Regionen denn das Ticket gültig sei. Ob es dann wohl auch bis Köln oder Berlin reiche? In solchen Fällen muss die 53-Jährige dann schon mal ein Schmunzeln unterdrücken. Der wohl überwiegende Teil der Kunden kommt aber aus einem ganz anderen Interesse vorbei. Die Leute wollen nämlich wissen, ob sich für sie das 49-Euro-Ticket auch wirklich lohnt. Bekanntlich steckt der Teufel im Detail. So verhält es sich auch bei den Tarifen im öffentlichen Nahverkehr.

Claudia Czajkowski, Nicole Kleinrensing und Dustin Schindler vom Kundencenter der Stoag gehen auf die Fragen der Kunden zum Deutschlandticket ein.
Claudia Czajkowski, Nicole Kleinrensing und Dustin Schindler vom Kundencenter der Stoag gehen auf die Fragen der Kunden zum Deutschlandticket ein. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Es sind häufig ältere Menschen mit einem Bärenticket, die sich nach dem Nutzwert der neuen Fahrkarte erkundigen. Auf den ersten Blick scheint das Deutschlandticket deutlich günstiger zu sein, Senioren zahlen nämlich 97,10 Euro. Dafür dürfen sie aber 1. Klasse reisen und ein Rad mitnehmen. Wenn sie beides beim Deutschlandticket zubuchen, „kommt man auf 124 Euro“, erklärt die Beraterin. Neben den 49 Euro sind zusätzlich 46 für die 1. Klasse und 29 fürs Rad (Monatstarif) zu zahlen.

Die Besucherinnen und Besucher lassen sich dann erst einmal durch den Kopf gehen, ob sie umsteigen sollen. „Es kommt immer darauf an, wofür man eine Monatskarte braucht“, sagt auch Berater Dustin Schindler. Wie so oft, ist jeder Fall anders. Wer Komfort möchte, der will wahrscheinlich nicht auf die 1. Klasse verzichten. Radfreunde dürften ins Grübeln kommen, ob sich das Ticket für sie wirklich eignet. Bedenken müsse man eben auch, dass es nicht auf andere Personen übertragen werden kann.

Arbeitgeber hat Zuschuss für das Firmenticket gestrichen

Für Max Sosatzki ist das Deutschlandticket deutlich preiswerter als sein Azubi-Ticket.
Für Max Sosatzki ist das Deutschlandticket deutlich preiswerter als sein Azubi-Ticket. © Theo Körner

Neben Senioren finden sich auch eine Reihe von jungen Leuten im Kundenbüro ein. Für Max Sosatzki stand sofort fest, dass er das Angebot wahrnehmen will. „Das ist eindeutig preiswerter als mein jetziges Azubi-Ticket“, erklärt der 21-Jährige. Er ist Student und braucht das neue Ticket für die Fahrten mit dem Bus zur Hochschule. Darüber hinaus kreuz und quer zum selben Preis durch Deutschland reisen zu können, „das hat doch was“.

Firmen sollen 49-Euro-Ticket nutzen

Oberhausener Firmen sollen zahlreich von dem Deutschlandticket Gebrauch machen, appelliert SPD-Parteichef Dirk Vöpel an die heimischen Unternehmen.

Insbesondere die kommunalen Arbeitgeber müssten hier Vorreiter sein. Der Umstieg vom Pkw auf den Bus und Bahn spare CO2 und entlaste die Straßen.

Wenn der Arbeitgeber mindestens 25 Prozent des Ticketpreises bezuschusst, gibt es bis mindestens Ende 2024 weitere fünf Prozent vom Bund dazu. Das würde den Ticketpreis für die Jobpendler auf 34,30 Euro senken, rechnet Vöpel vor.

Wegen der finanziellen Vorteile „hat sich auch mein Mann für das neue Ticket entschieden“, sagt Maria Dummitsch, die es an diesem Morgen im Kundencenter abholt. „Er arbeitet unter anderem in Mülheim und Oberhausen, da lohnt sich das Angebot“. Das sieht eine junge Frau ganz ähnlich, deren Arbeitgeber den Zuschuss für das 2000er-Ticket streichen will. Sollte die Firma den Plan durchziehen, dürfte auch die Besucherin in Kürze das Deutschlandticket kaufen.

Besucher des Pavillons auf dem Willy-Brandt-Platz können es gleich an Ort und Stelle mitnehmen, erklärt Vertriebschef Mirco Balkmann. Vorher sei natürlich erforderlich, ein Formular mit den Personalien und der Bankverbindung auszufüllen. Die 49 Euro bucht die Stoag vom Konto ab. Kündbar ist der Vertrag jeweils bis zum 10. eines Monats.

Mit Online-Bestellung sparen sich die Leute den Weg in die Innenstadt

Auf dem Busbahnhof weist ein Schild den Weg zum Kundencenter der Stoag.
Auf dem Busbahnhof weist ein Schild den Weg zum Kundencenter der Stoag. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

In digitalen Zeiten sparen sich jedoch viele Kunden den Weg in die Innenstadt, bestellen online über die Webseite der Stoag. Daher bilden sich auch ganz selten Schlangen an den Verkaufsschaltern. Vorteil für die Berater: Sie können sich mehr Zeit für Fragen nehmen. Wer übrigens über das Internet bestellt, „dem schicken wir die Tickets selbstverständlich an die jeweilige Adresse“, erklärt Sprecherin Sabine Müller. Ganz ohne Versand kommen die Nutzer der App aus. Sie erhalten einen Barcode für die Fahrten mit Bus und Bahn.

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Eine ältere Dame, nicht so sehr mit dem Internet vertraut, hat sich zum Kundenbüro aufgemacht, weil sie wie rund 11.000 Kunden Post von der Stoag bekommen hat und Erklärungsbedarf sieht. Das Unternehmen hat alle Abonnenten von Tickets angeschrieben, die teurer sind als 49 Euro, beispielsweise das Ticket 1000 oder 2000. In den Briefen steht zu lesen, dass das Abo jetzt umgestellt wird. „Wer das nicht will, der muss widersprechen“, erklärt Sabine Müller.

Da voraussichtlich bis zum 1. Mai längst nicht alle neuen Tickets druckfrisch vorliegen, haben die Kunden mit dem Schreiben vorsichtshalber einen Aufkleber bekommen, den sie auf dem bisherigen Ticket befestigen können, erklärt Müller. Dadurch sollen Irritationen vermieden werden.

Die ältere Kundin hat sich derweil entschieden: Sie steigt auf die 49-Euro-Lösung um. „Ist doch günstig“.