Oberhausen. Busse fallen aus, Kunden sind verärgert: Bei der Stoag in Oberhausen herrscht weiter Personalnot. Betriebsrat kritisiert die Geschäftsführung.

Verärgerte Kunden, die sich an den Bushaltestellen die Beine in den Bauch stehen, gehören in Oberhausen seit Monaten zum alltäglichen Straßenbild. Der Verkehrsbetrieb Stoag kämpft wie viele andere Busunternehmen in der Region derzeit mit einem massiven Personalengpass. Zum ohnehin grassierenden Fachkräftemangel ist der Krankenstand bei der Stoag seit dem Sommer extrem hoch – laut Betriebsrat teilweise bei über 20 Prozent der Belegschaft. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit, in der vermehrt Menschen mit Bus und Bahn die Weihnachtsmärkte besuchen, stellt dies die Stoag vor Herausforderungen.

Trotz des Personalengpasses verspricht die Stoag, mehr Busse einzusetzen, die an den Wochenenden die Weihnachtsmärkte am Centro und in der Innenstadt ansteuern. Das städtische Unternehmen wirbt weiter damit, dass eine Bus- oder Straßenbahnfahrt über die autofreie ÖPNV-Trasse immer noch eine „gute Alternative zur Vermeidung der Verkehrsprobleme im Vorweihnachtsverkehr“ sei.

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Doch Personalengpass auf der einen Seite, mehr Busse auf der anderen: Wie kann das funktionieren? Der Krankenstand sei immer noch „sehr hoch“ bestätigt Stoag-Sprecherin Sabine Müller auf Nachfrage. Doch in den vergangenen Wochen seien neue Fahrerinnen und Fahrer eingestellt worden, würden nun im Oberhausener Liniennetz ausgebildet und sukzessive eigene Fahrten übernehmen – beispielsweise die Zusatzfahrten auf der Trasse. Da samstags und sonntags regulär weniger Busse laut Fahrplan in Oberhausen unterwegs seien, stehen laut Müller trotz der angespannten Personalsituation genügend Fahrerinnen und Fahrer für die Sonderbusse zur Verfügung.

Kundin ist stundenlang unterwegs – kommt aber nicht ans Ziel

Wie sehr die derzeitige Situation die Kunden belastet, schilderte jüngst auch unsere Leserin Bärbel Knappe: Anfang November wollte sie von der Haltestelle Rolanddamm zur Falkestraße fahren. Sie wartet an der Haltestelle – doch kein Bus in Sicht. Zwei Fahrten fallen aus. Eine Stunde später als geplant besteigt sie endlich den Bus. Am Hauptbahnhof möchte sie umsteigen, doch leider fällt auch hier die planmäßige Fahrt aus. Die Stoag-Kundin hat die Nase voll, ihre Verabredung kann sie längst nicht mehr einhalten. Sie läuft zur Haltestelle Marktstraße, um von dort zurück zum Rolanddamm zu fahren. Auch diese Fahrt fällt aus. Sie läuft im Regen nach Hause, war stundenlang unterwegs – ohne das Ziel zu erreichen.

Die Stoag möchte sich zu diesem Fall nicht konkret äußern, spricht aber von einer bedauerlichen „Aneinanderreihung unglücklicher Situationen“. Sprecherin Sabine Müller erklärt, die Stoag habe bereits mit der Kundin Kontakt aufgenommen. Auch, um zu klären, warum diese auf Nachfrage beim Kundenservice nicht über die NRW-Mobilitätsgarantie informiert worden sei. Diese gilt auch für die Stoag. Auf der Internetseite steht, wie es funktionieren soll: „Servicenummer anrufen (24-Stunden-Hotline): 0208 8358210, Standort und gewünschtes Ziel mitteilen. Sollte es keine alternative Verbindung geben, rufen wir für Sie ein Taxi. Am Ziel angekommen, müssen Sie der Taxifahrerin/dem Taxifahrer lediglich die Fahrt quittieren.“

Anders als die Geschäftsführung äußert sich der Betriebsrat der Stoag auf Nachfrage zu der Schilderung der Kundin. Aus Sicht des Betriebsratsvorsitzenden Norbert Ricken hat sein Arbeitgeber zu wenig unternommen, um die schlimme Lage zumindest abzufedern. Um neues Personal hätte man sich viel früher bemühen müssen. Und auch einen Notfallplan hätte die Stoag längst aufstellen müssen. Einen Entwurf habe es zwar gegeben, der die Fahrerinnen und Fahrer aber über Gebühr belastet hätte. Wenn Kollegen krankheitsbedingt ausfallen, sagt Ricken, dürfe man die gesunden, ohnehin schon überlasteten Mitarbeiter, nicht noch weiter belasten.

Sein Gegenvorschlag: den Samstags-Fahrplan auf die gesamte Woche ausdehnen. „Dann ist das Angebot zwar ausgedünnt, aber die Kunden wären mehr abgesichert.“ Heißt: Kundin Knappe hätte von vornherein gewusst, dass die Taktung ihrer Busse womöglich andere sind – hätte das vor Fahrtantritt aber einplanen können.