Oberhausen. Fast 2200 Kinder wurden an den Oberhausener Grundschulen angemeldet. 15 Kinder haben keinen Platz an der nächstgelegenen Schule bekommen.

Die Nachfrage an Oberhausener Grundschulen übersteigt deutlich die Kapazität. Wie aus Zahlen des Schulamtes hervorgeht, wurden bis zum 23. September 2189 Kinder angemeldet. An elf von 29 Grundschulen reichten die Kapazitäten nicht aus. 122 Kinder mussten umverteilt werden. 15 Kinder konnten nicht an der nächstgelegenen Grundschule untergebracht werden.

Am härtesten getroffen hat die Anmeldewelle die Brüder-Grimm-Schule (115 Anmeldungen, 100 Plätze), die Bismarckschule (73/56), die Erich-Kästner-Schule (71/50), die Robert-Koch-Schule (114/100), die Alsfeldschule (93/81) und die Melanchtonschule (78/56). Abgelehnte Kinder wurden entweder an der Zweitwunschschule oder an einer nahe gelegenen Schule untergebracht (Fußweg maximal zwei Kilometer). Für acht Kinder ist der Schulweg länger als zwei Kilometer. In einigen Fällen, so die Verwaltung, sei die Wunschschule weiter als zwei Kilometer entfernt gewesen.

Linke schlägt Wiedereröffnung der Heide-Schule vor

Der Platzmangel trifft nicht nur die Grundschulen, sondern auch die weiterführenden Schulen. Das Problem wird in der Politik debattiert. Die jetzt vorliegenden Zahlen zu den Grundschulanmeldungen beruhen auf einer aktuellen Anfrage der Linken Liste. Sie macht auch konkrete Vorschläge: Die Osterfelder-Heide-Schule könnte wiedereröffnet und eine weitere Grundschule in Alstaden/Lirich gebaut werden. Außerdem sollten nach ihrer Ansicht zwei neue Gesamtschulen gebaut werden: eine in Sterkrade und eine in Alstaden/Lirich.

Die Osterfelder-Heide-Schule ist seit 2021 geschlossen. (Archivbild)
Die Osterfelder-Heide-Schule ist seit 2021 geschlossen. (Archivbild) © Funke Foto Services GmbH | Kerstin Bögeholz

An den weiterführenden Schulen meldeten sich 1753 Schülerinnen und Schüler an. Das ist der höchste Stand seit mehr als zehn Jahren. Die Oberhausener Stadtverwaltung muss deshalb kurzfristig Platz schaffen und setzt auf Container und die Aufstockung von Klassenzügen.

Linke Liste: Schulschließung ein Fehler

Die Linke Liste lehnt Container-Lösungen ab. Sie fordert stattdessen langfristige Lösungen. „Neue Schulen sind auf Dauer angelegt und können 50 Jahre genutzt werden“, sagt der Bildungsexperte der Partei, Marc Mulia, bei einer Pressekonferenz. Die Wiedereröffnung der Heide-Schule gestalte sich als unkompliziert. Die Schule wurde 2021 endgültig geschlossen. Die Entscheidung bezeichnet Mulia als einen Fehler und erinnert daran, dass es schon damals Zweifel gab. Die Politik hatte tatsächlich 2018 Bedenken, dass die Geburtenzahlen steigen und der Bedarf durch eine Schließung nicht gedeckt sein könnte.

Marc Mulia von den Linken Liste Oberhausen
Marc Mulia von den Linken Liste Oberhausen © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

An den weiterführenden Schulen reichen die Plätze – wie berichtet – noch gerade aus. Um in Zukunft dem Bedarf gerecht zu werden, baut die Stadt eine neue Gesamtschule an der Knappenstraße. Der Baubeginn ist aber erst 2024 möglich, die Schule nach zweijähriger Bauzeit im Jahr 2026 einzugsfertig. Die Stadtspitze zieht deshalb in Betracht, die neue Gesamtschule im Niederrhein-Kolleg starten zu lassen, das nach den Osterferien schließt.

Links-Partei schlägt neue Gesamtschule am Sterkrader Tor vor

Angelika Glauch, Mitglied im Schulausschuss, hält diese Lösung für den Übergang angemessen. Aber die Stadt müsse jetzt handeln. Trotz der hohen Nachfrage nach Gymnasien seien Gesamtschulen die bessere Wahl, da diese alle Abschlüsse anbieten würden: „Sie sind das einzig’ Sinnvolle für die Stadt und die Kinder.“ Als Standort für zwei neue Gesamtschulen würden aus Sicht der Linken das ehemalige Babcock-Gelände und das Max-Bahr-Gelände am Sterkrader Tor in Frage kommen. Auf dem ehemaligen Babcock-Gelände könnte die Gesamtschule in die frei werdenden Räume der schulpraktischen Lehrerausbildung ziehen. Das Zentrum zieht demnächst auf die Marktstraße.

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Weniger konkret sind die finanziellen Vorschläge der Linkspartei. Die neue Gesamtschule wird 85 Millionen Euro kosten und bietet dafür mehr als 1300 Schülerinnen und Schülern Platz. Da Stadtkämmerer Apostolos Tsalastras diese Investition mit dem Haushalt vereinbar sah, geht Marc Mulia davon aus, dass auch weitere Bildungsprojekte stemmbar sind. „Die Frage ist: Was ist die Alternative?“ Container-Lösungen würden auch Miete kosten. „Da ist das Geld dann weg.“

Die Linke Liste versteht ihre Vorschläge als Diskussionsanstoß und sieht die Grundlage dafür generell gegeben. Im vergangenen Schulausschuss hatten SPD und CDU auch einen weiteren Neubau ins Spiel gebracht.