Oberhausen. Die Politik setzt die Oberhausener Stadtspitze unter Druck. Es gibt so viele neue Schüler, dass die Kapazitäten an den Schulen aufgezehrt sind.

Exakt 1753 Schülerinnen und Schüler sind bisher an den weiterführenden Schulen in Oberhausen verteilt. Das ist das Ergebnis des Anmeldeverfahrens, das im vergangenen Schulausschuss vorgestellt wurde. Damit besuchen so viele neue Fünftklässler wie seit elf Jahren nicht mehr die Oberhausener Schulen. Für das Schuljahr 2011/12 hatten sich 1821 Schülerinnen und Schüler angemeldet, danach überstieg die Zahl nicht mehr die 1700er-Marke.

Vor allem die Gymnasien haben sich gestreckt, um allen Schülern einen Platz geben zu können. Der Ansturm setzt die Stadtverwaltung unter Druck, denn nach den Prognosen werden in den nächsten Jahren noch mehr Schüler an die Schulen strömen. Die Politik verlangt deshalb, langfristiger zu denken und fordert konkrete Lösungen, wie die Schulen mit den vielen Schülern umgehen sollen. Sogar den Bau eines neuen Gymnasiums bringen die Lokalpolitiker ins Spiel.

Nachdem einige Kinder, die in Bottrop keinen Platz bekommen hatten (wir berichteten), noch an den hiesigen Gymnasien untergebracht wurden, sind die Kapazitäten aufgebraucht. Lediglich die Gesamtschule Osterfeld hat noch Platz. Das Heinrich-Heine-Gymnasium hat nur noch vier Plätze frei. Die ernüchternde Bilanz: Nur 40 Plätze sind faktisch noch frei. Es könnten noch einige hinzukommen, denn für rund 30 Kinder liegt noch keine Anmeldung vor.

Politiker haken im Aussschuss lange nach

Angesichts der brenzligen Situation hakten die Politiker von CDU, SPD, FDP und Linke ungewohnt lange im Schulausschuss nach und mahnten die Lage an. SPD-Ratsherr Thomas Krey verwies auf die Anmeldezahlen an den Grundschulen. Es müsse damit gerechnet werden, dass künftig statt 1750 sogar 2100 Schülerinnen und Schüler neu an die weiterführenden Schulen strömen. Das wären 300 mehr, als gegenwärtig Platz hätten. „Wir müssen jetzt in die Planung gehen“, sagte Krey. Dazu zähle auch, sich Gedanken zu machen, ob eine weitere neue Schule zusätzlich zur bereits geplanten neuen Gesamtschule benötigt werde.

Fragte im Aussschuss kritisch nach: CDU-Politikerin Gundula Hausmann-Peters.
Fragte im Aussschuss kritisch nach: CDU-Politikerin Gundula Hausmann-Peters. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ab 2024 wird Oberhausen diese neue Gesamtschule auf dem Gelände der früheren Hauptschule St. Michael errichten lassen. Der 85-Millionen-Euro-Neubau an der Knappenstraße wird allgemein gelobt. Im Schulausschuss wurden aber auch Zweifel aus der Politik deutlich, ob mit Blick auf die Anmeldezahlen der verschiedenen Schulformen nicht eher ein neues Gymnasium benötigt werde. Denn die Gymnasien wurden wie die Realschulen in dieser Anmeldephase überrannt. Schuldezernent Jürgen Schmidt entgegnete, dass das Anmeldeverhalten der Eltern und Schüler Jahr für Jahr Schwankungen unterworfen und damit nicht planbar sei. Zudem habe Oberhausen einen beträchtlichen Zuzug erlebt.

Mehr Klassen am Elsa-Gymnasium, Container an Heinrich-Böll-Gesamtschule

Die Stadtverwaltung reagiert auf den Ansturm der Schüler mit kurzfristigen Lösungen. So wird zum Beispiel das Elsa-Brändström-Gymnasium auf fünf Züge ausgedehnt, das Sophie-Scholl-Gymnasium soll ebenfalls größer werden. An den beiden Standorten des Heinrich-Böll-Gesamtschule entstanden in der Zwischenzeit Container, sogenannte „Raumzellen“, die ab Sommer mit Schülern gefüllt werden. Die Berufskollegs könnten ebenfalls mit Räumen einspringen.

CDU-Politikerin Gundula Hausmann-Peters wollte sich damit nicht zufrieden geben. Sie forderte offensiv „langfristig und qualitativ bessere Lösungen“ als Mehrklassenbildungen und Container-Lösungen. Angelika Glauch von der Linken Liste mahnte, dass es jetzt Zeit wäre, sich Gedanken über weitere Schulen zu machen. Die Gymnasien würden auf Klassenstärken von 31 zugehen. Es sei daher vielleicht nötig, „noch ein bis zwei Schulen zu bauen“.

Schuldezernent Jürgen Schmidt.
Schuldezernent Jürgen Schmidt. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Die Verwaltung indes lobte den Einsatz der Schulen. Vor allem das Sophie-Scholl-Gymnasium und das Heinrich-Heine-Gymnasium hätten sich gestreckt, um noch Plätze für Schüler freizugeben, die in Bottrop nicht unterkamen. Der Vorgang sorgte auch in der Politik für kritische Nachfragen. Fast 30 Schüler aus Oberhausen waren in Bottrop abgelehnt worden. Da die Anmeldephase in Oberhausen vorbei war, mussten kurzfristig Plätze geschaffen werden.

Karin Büschenfeld von der Schulaufsicht und Schmidt betonten, dass alle Kinder mit gymnasialer Empfehlung auch einen Platz bekommen hätten. Die Schulformwünsche seien weitestgehend erfüllt worden, so Büschenfeld. Pläne für die Zukunft umriss die Verwaltung in diesem Aussschuss nicht. Im Raum stehen allerdings Überlegungen, das frei werdende Niederrheinkolleg zu nutzen.