Oberhausen. An vier Tagen präsentiert das Theater Oberhausen in szenischen Skizzen und großen Gastspielen junge Dramatiker und den Superstar Jugoslawiens.

„Wirklich eine Entdeckungsreise“ verspricht die Intendantin dem Publikum. Kathrin Mädler meint damit keine abendliche Bustour, sondern vier randvoll gepackte Festivaltage vom 20. bis 23. April. Der Titel „New Stages South East“ klingt ein wenig wie das Gegenstück zum hippen „South by Southwest“-Festival im fernen Austin, Texas. Allerdings fangen die verbündeten Macherinnen und Macher vom Theater, dem Goethe-Institut und der Schauspielklasse der Folkwang Hochschule viel kleiner an – und bleiben in Europa. Genauer: im Südosten Europas, von Bosnien bis Zypern.

Kathrin Mädler wählt das Bild eines „Kaleidoskops“, um die Vielfalt der Angebote rund um druckfrische Theatertexte aus Südosteuropa zu beschreiben: Es gibt Gastspiele bereits erfolgreicher Produktionen als Hauptattraktion, daneben etliche „Werkstatt-Inszenierungen“ (also halbstündige Appetithappen, entstanden in nur jeweils anderthalb Probentagen) sowie Lesungen aus neuen Dramentexten. Die überwiegend jungen Autorinnen und Autoren werden nach Oberhausen reisen, zudem Repräsentanten der Theaterverlage. Doch Oberhausens Intendantin betont: „New Stages South East“ sei vor allem ein Festival fürs heimische Publikum, verbunden mit einer herzlichen Einladung an „die große Diaspora hier“.

Auf Sendung: Die Bühnen-Radioshow „Turbovolk 3000“ verspricht ihrem Publikum eine volle Ladung Kitsch und Nostalgie, ausgepackt aus dem roten Plastik-Kiosk.
Auf Sendung: Die Bühnen-Radioshow „Turbovolk 3000“ verspricht ihrem Publikum eine volle Ladung Kitsch und Nostalgie, ausgepackt aus dem roten Plastik-Kiosk. © Theater Oberhausen | Sandra Singh

Auch Laura Mangels verspricht „mehr als Stückemarkt-Flair“. Die Dramaturgin hatte bereits am Regensburger Theater für den „Mythos“-Wettbewerb mit der größten Bühne Nordgriechenlands in Thessaloniki zusammengearbeitet – und ist jetzt voll des Lobes für die organisatorische Leistung des Goethe-Instituts (das in den 1990er Jahren Hilmar Hoffmann, der Gründer der Internationalen Kurzfilmtage, geprägt hatte). Aus Sicht von Kathrin Mädler verbindet „Dringlichkeit“ die ausgewählten Werke und Dramatiker – sowohl im politischen Wollen nach Europa als auch im kraftvollen künstlerischen Anliegen.

„Bulgarian Cartrader“ ist das Pseudonym des Indierock-Musikers Daniel Stoyanov.
„Bulgarian Cartrader“ ist das Pseudonym des Indierock-Musikers Daniel Stoyanov. © Theater Oberhausen | Roberto Brundo

„Innovativ, wild und aufsässig“, so beschreibt Laura Mangels etwa die Qualitäten von Alina Serban aus Bukarest, die mit Solo-Auftritten ebenso nach vorne drängt wie mit eigenen Kurzfilmen. Die Prädikate könnten für einen Großteil der Gäste gelten, die sich allesamt im Westen Europas noch einen Namen machen wollen. So ist die inzwischen 62-jährige Lepa Brena in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien seit Jahrzehnten ein Superstar. Dank ihrer Auftritte in Madonna-würdigen Outfits hat sie rund 25 Millionen Tonträger umgesetzt. „Das Lepa Brena Projekt“ als quasi-biografisches Musical eröffnet denn auch am Donnerstag, 20. April, um 20 Uhr die „New Stages South East“ im Großen Haus.

„Feuchte Racheträume“ und „Bulgarische Autohändler“

Am Freitag geht’s schon nachmittags um 16 Uhr weiter mit szenischen Lesungen – und zwei schrillen abendlichen Highlights: Als „Wet Dreams of Revenge“ („Feuchte Racheträume“) überschreibt „Space Manifesto“ ihre Drag-Performance um 19.30 Uhr im Großen Haus. Und im Studio nebenan sorgt um 21 Uhr der sonst im Gdanska heimische Indie Radar Ruhr für den Auftritt von „Bulgarian Cartrader“: Musik nicht nur für Gebrauchtwagenhändler.

Der Samstag beginnt für Ausgeschlafene bereits um 11 Uhr mit einem „Stadtfrühstück“ im Innenhof des Theaters. „Jeder kann sich ganze Tage mit dem Festival gestalten“, versichert Kathrin Mädler. Zeitliche Überschneidungen der vielen Lesungen und „szenischen Skizzen“ gebe es nicht. Das gilt natürlich auch für „Turbovolk 3000“, eine theatrale Radioshow am roten Plastik-Kiosk. Im Studio führt um 19.30 Uhr ein Moderator durch den knallbunten Abend „voller Kitsch, Nostalgie, Genuss und Exzess“, so jedenfalls das „NSSE“-Programm. Anschließend steigt die Innenhof-Party bei freiem Eintritt.

Kathrin Mädler freut sich, „ein neues Festival in meiner ersten Spielzeit anzubieten“. Einer der neuen „NSSE“-Texte kommt dann in der zweiten Spielzeit der Intendantin in Oberhausen zur Uraufführung.
Kathrin Mädler freut sich, „ein neues Festival in meiner ersten Spielzeit anzubieten“. Einer der neuen „NSSE“-Texte kommt dann in der zweiten Spielzeit der Intendantin in Oberhausen zur Uraufführung. © FUNKE / Foto Services | Gerd Wallhorn

Alina Serban, der kämpferischen Romni, die den deutschen Schauspielpreis für „Gypsy Queen“ erhalten hat, übernimmt dann am Sonntag, 23. April, um 18 Uhr im Studio den letzten von insgesamt zwei Dutzend Programmpunkten mit ihrer neuen Arbeit „The Best Child in the World“.

Foodtruck ersetzt vorerst „Zum Wilden Kaiser“

Selbst die kulinarischen Genüsse sollen beim Festival nicht zu kurz kommen, versichert die Intendantin. Und das, obwohl seit 31. März das Theater-Restaurant „Zum Wilden Kaiser“ (vormals „Falstaff“) geschlossen hat und ein neuer Wirt noch nicht angetreten ist. Doch die Bar bietet weiter Getränke und ein gut bestückter Foodtruck soll auf dem Will-Quadflieg-Platz einparken.

Die großen Bühnen-Attraktionen kosten extra

Für das viertägige Festival „New Stages South East“ gibt’s beim Theater Oberhausen jeweils Tagestickets zu 5 Euro.Die Hauptattraktionen sind darin nicht enthalten: So kostet das eröffnende Gastspiel „Das Lepa Brena Projekt“ (Serbisch mit deutschen Übertiteln) 20 Euro Eintritt. Das Indie-Radar-Konzert von „Bulgarian Cartrader“ erleben Rockfans für 15 Euro. Auch die (deutschsprachige) Radioshow „Turbovolk 3000“ kostet 15 Euro, ebenso die (englischsprachige) Produktion „The Best Child in the World“ zum Festival-Abschluss.Karten gibt’s an der Theaterkasse, 0208 8578 184, per Mail an service@theater-oberhausen.de