Oberhausen. In der Gastronomie im Theater Oberhausen steht erneut ein Wechsel bevor. Der Wirt begründet das Aus mit „unerfüllbaren Wünschen“ des Spielhauses.

Das Wiener Kalbsschnitzel brutzelt in der Pfanne, das Stiegl-Bier zischt aus dem Hahn und Kaiserschmarrn residiert auf dem Teller. Doch der österreichische Außenposten in der Theater-Gastronomie „Zum Wilden Kaiser“ ist bald Geschichte. Wirt Siegi Tiefenbrunner: „Ich werde die Räume im kommenden Jahr verlassen!“

Der Vertrag mit dem Theater Oberhausen ist zum 30. September 2023 bereits gekündigt. „Eigentlich wollte ich für vier weitere Jahre verlängern. Es gab dazu auch Gespräche. Doch zu einer Verlängerung wird es nicht kommen. Die Kündigung ist schon bestätigt worden.“

So gibt es unterschiedliche Sichtweisen auf den Betrieb der Theater-Gastronomie, die laut Tiefenbrunner jedoch hauptsächlich von Nicht-Theaterbesuchern genutzt wird.

„Man möchte kein Restaurant haben, sondern eine Theaterkneipe. Die Leute sollen auf ein Bier vorbeikommen können. Das können sie jetzt allerdings auch“, sagt der 59-Jährige über die Wünsche des Schauspielhauses.

Theater-Gastronomie: Schauspieler-Stammtisch sorgt für Verstimmung

Der Wirt hätte sein etabliertes Konzept demnach radikal umstellen müssen. „Dabei ist das Restaurant gut angenommen worden“, sagt der gebürtige Österreicher, der gerne in fescher Weste und mit Lederhose serviert. „Es kommt nicht nur älteres, solventes Publikum, wie einige vermuten, sondern es sind auch viele jüngere Gäste aus dem Marienviertel dabei.“

Skifahrer oder Snowboarder habe er gesichtet, die sich in den urigen Räumen bei landestypischen Speisen an den Österreich-Urlaub erinnert fühlten. Dafür reisten Gäste aus Viersen, Issum und Düsseldorf an. „Darum wollte ich auch verlängern.“

Doch nicht nur die Ausrichtung des Lokals, sondern weitere „unerfüllbare Wünsche“ bemängelt der scheidende Pächter. „Die Gastronomie spürt immer noch die Folgen der Pandemie. Das wollen einige Leute einfach nicht sehen.“

Vor allem die Forderung, einen Stammtisch für Theater-Schauspieler dauerhaft im kleinen Lokal zu blocken, stößt dem Wirt auf: „Ich kann keinen Tisch sechs Tage in der Woche freihalten und keiner kommt. Ich zahle eine Pacht. Der Tisch muss Geld verdienen.“

Wirt Tiefenbrunner: Längere Öffnungszeiten sind nicht umsetzbar

Ein Gastronom könne in Corona-Zeiten die Schauspieler zudem nicht mit zusätzlichen Rabatten subventionieren. Wünsche nach offen gehaltenen Servierzeiten bis tief in die Nacht sollen in der Vergangenheit ebenfalls für Knatsch gesorgt haben: „Open-End ist nicht umsetzbar. Mitarbeiter haben maximale Arbeitszeiten, die nicht überschritten werden dürfen. Und das Personal ist knapp.“

Er habe sein Lokal auf hochwertige Speisen ausgerichtet, darum sei auch ein Essen für 5,50 Euro nicht umsetzbar, schon gar nicht bei der aktuellen Teuerung: „90 Prozent der Waren kaufe ich regional ein. Ich versuche, alles im Ort zu halten.“

Der Wirt bemängelt im Clinch mit dem Theater Oberhausen viele Forderungen, bei zugleich wenig Verzehr.

Restaurant „Zum Wilden Kaiser" macht bis September 2023 weiter

Die Reibungspunkte mit dem Schauspielhaus stammen aus der Zeit der vergangenen Intendanz. Unter vorgehaltener Hand sagt man sich in Theaterkreisen, dass zwischen dem bisherigen Intendanten Florian Fiedler und Wirt Tiefenbrunner eher eine zünftige Eiszeit geherrscht haben soll.

Weltenbummler Tiefenbrunner, der vor 30 Jahren in Oberhausen heimisch wurde, hatte das ehemalige Falstaff im Oktober 2019 übernommen und zunächst als „Sissi & Franz“ betrieben.

Doch lizenzrechtliche Gründe veranlassten den Wirt, das Theater-Restaurant vor knapp anderthalb Jahren umzubenennen. Der aktuelle Name erinnert an einen österreichischen Gebirgszug in Tirol.

Voraussichtlich bis September 2023 öffnet „Zum Wilden Kaiser“ weiter an der Ebertstraße. Derzeit wird von Mittwoch bis Sonntag serviert. Der Dienstag soll wieder hinzukommen, wenn sich die Personalsituation entspannt.

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Gastronom Siegi Tiefenbrunner möchte das Lokal „Zum Wilden Kaiser“ an einem anderen Ort in Oberhausen wieder öffnen. Gespräche werden geführt. Darunter soll sich die Gastronomie im nahen „Hotel zum Rathaus“ befinden. Auch das ehemalige Restaurant Küper in Schmachtendorf soll Kandidat sein.

Beide Standorte werden nach unseren Informationen aber nicht in den engeren Kreis rücken. Bisher gibt es keine Lösung.