Oberhausen. Decathlon darf laut Gerichtsurteil in Oberhausen nun doch voraussichtlich bauen. Was jetzt die heimischen Sporthändler befürchten.
Der Sportartikel-Händler Decathlon darf nun doch voraussichtlich nach langem Rechtsstreit in Oberhausen bauen. Heimische Fachgeschäfte befürchten allerdings im Fall der Fälle massive Umsatzeinbußen und sorgen sich auch um die Folgen für andere Branchen.
Oberhausener Händler kritisiert die Politik
Reinhard Behnert, Sportwaren-Händler von der Marktstraße, fühlt sich in die 90er Jahre versetzt, als „man uns auch weismachen wollte, dass die Neue Mitte den Geschäften der Innenstadt keinen Schaden zufügt“. Wie sich der Handel dann entwickelt habe, sei hinlänglich bekannt. Wenn nun Decathlon komme, passiere in seiner Branche genau das gleiche, was der Oberhausener Handel insgesamt bereits erlebt habe. Zugleich kritisiert er auch die örtliche Politik. Während Nachbarstädte juristisch gegen die Pläne vorgegangen seien, habe sich Oberhausen zurückgehalten.
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Dabei habe er selbst immer zugesehen, sein Geschäft für die Zukunft zu sichern. Das komme nicht nur durch eine ständige Anpassung und Weiterentwicklung des Sortiments zum Ausdruck, sondern auch durch mehrfache Umzüge. Der jüngste liegt neun Jahre zurück, als er zur Marktstraße wechselte. Mittlerweile zeige jedoch auch der jetzige Standort seine Schattenseiten, sagt Behnert. Läden kämpfen, so betont er, angesichts der Kaufkraftverluste gegen sinkende Umsätze an oder sehen sich gezwungen, ganz aufzugeben. Für ihn und vor allem für seine Söhne, die wahrscheinlich im Laufe des Jahres das Geschäft komplett übernehmen sollen, werde es ohne Zweifel noch schwieriger, wenn Decathlon als Mitbewerber an den Start gehe.
Zweifel, ob Unternehmen Verkaufsregeln einhält
Neuer Bebauungsplan erforderlich
Das Oberverwaltungsgericht in Münster hat mit seinem Urteil den Weg für eine Ansiedlung von Decathlon frei gemacht. Die Richter kamen zu dem Ergebnis, dass keine schädlichen Auswirkungen auf die City der Stadt Bottrop als Klägerin und das Nebenzentrum im Stadtteil Boy zu erwarten seien.
Allerdings erklärten die Richter den vorgesehenen Bebauungsplan für unwirksam. Hier kommen jetzt noch einmal Hausaufgaben auf die Stadt Oberhausen zu. Baudezernent Thomas Palotz hat bereits angekündigt, dass die Verwaltung eine neue rechtliche Basis schaffen könne und mit Decathlon sprechen werde.
Das Oberverwaltungsgericht hat eine Revision nicht zugelassen. Dagegen kann Nichtzulassungsbeschwerde erhoben werden, über die das Bundesverwaltungsgericht entscheidet.
Große Fragezeichen setzt er vor allem hinter die Vorgabe, das französische Unternehmen dürfe auf maximal 800 Quadratmetern zentrenrelevante Ware anbieten. „Wer will oder wer wird das denn kontrollieren?“ Auch wenn das Unternehmen offensichtlich von den großzügigen Plänen abrücke, auf 4500 Quadratmetern sein Programm anbieten zu wollen, sollen doch noch immer rund 3000 Quadratmeter vorgesehen sein. Da bleibe genug Platz für Artikel aus dem fraglichen Sortiment. Dazu gehören insbesondere Sportkleidung und Sportschuhe.
Mit diesen Bedenken steht Behnert nicht allein. Auch die Nachbarstädte, die vor Gericht gezogen waren, hatten auf diesen aus ihrer Sicht wunden Punkt hingewiesen und ebenso hat Sporthändler Wolfgang Wonsyld da erhebliche Zweifel. Ob Ämter und Behörden genau hinschauen, wie groß die Verkaufsfläche für die entsprechenden Artikel ausfalle, hält er für sehr fraglich. Eine Ansiedlung von Decathlon ist aus seiner Sicht „heikel“, weil das Geschäft unter den Kunden „eine Sogwirkung“ auslösen könne. In Frankreich sei es Decathlon im Laufe der Zeit gelungen, eine marktbeherrschende Stellung einzunehmen. Die Firma habe sich nämlich in ihrem Heimatland als auch auf den hiesigen Märkten den Ruf der günstigen Preise erworben.
Für sein eigenes Geschäft bleibt Wonsyld zunächst einmal gelassen. Er habe sich seit 40 Jahren auf Wandern und Trekking spezialisiert und damit eine treue Stammkundschaft erworben. Gleichwohl sieht der Händler durchaus Einbußen auf sich zukommen, sollte Decathlon gegenüber dem Centro eine Oberhausener Filiale eröffnen.
Geschäftsmann zeigt sich über Urteil enttäuscht
Klaus Bechtel hat über Jahre gegen eine Ansiedlung geklagt, doch aus Kostengründen vor rund zwei Jahren mit den juristischen Schritten aufgehört, „zumal Bottrop noch am Ball geblieben ist“. Dass die Münsteraner Richter nun die Klage „abgeschmettert haben“, enttäuscht ihn sehr. Auch der Sporthändler an der Concordiastraße mag nicht daran glauben, dass Decathlon sich an die festgelegte Verkaufsfläche hält. Nach Erkenntnissen des Geschäftsmanns soll es dazu Beispiele von anderen Standorten geben. Der Handel in der Innenstadt werde die Folgen zu spüren bekommen, befürchtet er und rechnet mit deutlichen Verlusten, die auch über die Branche hinausgehen können. Denn gerade, wenn es um Sportkleidung gehe, von Schuhen über Jogginghosen bis hin zu T-Shirts, könnte dadurch ein starker Mitbewerber für die Textilbranche entstehen.
Decathlon will sich eigenen Aussage zufolge an Vorgaben halten
Wie aber sieht nun Decathlon sein weiteres Vorgehen und vor allem, wie reagiert es auf Vorwürfe, sich nicht an etwaige Vorgaben halten zu wollen. Auf Anfrage erklärte eine Sprecherin kurz und knapp, das Unternehmen werde sich an alle rechtlichen Vorgaben halten. Zeitliche Perspektiven zu einer möglichen Eröffnung ließ sie indes offen. „Die genauen Pläne werden derzeit überarbeitet, über Details wie die Größe des Standorts können wir daher derzeit noch keine Aussagen treffen“. Zu einer konkreten Investitionssumme wollte sich die Sprecherin ebenso wenig äußern.
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