Oberhausen. Seit Jahren ist es ein Hin und Her: Sportartikel-Händler Decathlon möchte gegenüber dem Centro Oberhausen bauen. Nachbarstädte üben Protest.
- Die Pläne liegen seit sechs Jahren auf dem Tisch: Decathlon möchte am Centro Oberhausen eine Filiale errichten
- Die Nachbarstädte sorgen sich allerdings um den Einzelhandel in ihren Innenstädten
- Am Montag beschäftigt sich das Oberverwaltungsgericht mit den Plänen
Scheitert nach sechs Jahren der Planung nun doch noch das Vorhaben, den Sportartikel-Händler Decathlon auf dem alten Stahlwerksgelände anzusiedeln? Wie berichtet, möchte das französische Unternehmen gegenüber dem Centro Trainingskleidung, Sportgeräte und Co. anbieten. 2019 hatte die Stadt Oberhausen auch ihr erstes Okay gegeben – doch die Nachbarstädte haben dagegen geklagt, weil sie fürchten, dass die Ansiedlung des großen Geschäftes ihren Innenstädten schadet. Am Montag wird der Fall am Oberverwaltungsgericht in Münster verhandelt.
Federführend bei der Klage ist die Stadt Bottrop, die sich allerdings auch mit Essen, Duisburg und Gelsenkirchen abgestimmt hat – diese Städte also hinter sich weiß. Im vergangenen Jahr hatten diese Kommunen einen ersten Erfolg zu verbuchen, Oberhausen kassierte eine erste Niederlage: Das Verwaltungsgericht in Düsseldorf machte einen Bauvorbescheid zunichte, den Oberhausen dem Unternehmen Decathlon erteilt hatte.
Auch Händler aus der Oberhausener Innenstadt protestierten
Die Nachbarstädte wehren sich gegen die Decathlon-Ansiedlung, weil sie um den Einzelhandel in den eigenen Städten fürchten. Wenn es die Kundschaft vermehrt nach Oberhausen zieht, so die Sorge, geben sie weniger Geld in Bottrop, Essen und Duisburg aus. Protest schlug den Stadtplanern im Rathaus aber durchaus auch aus der eigenen Stadt entgegen: Eine mögliche Ansiedlung Decathlons schädige auch die Läden in der City, meinen die dortigen Geschäftsleute. Besonders unter Druck würden demnach die inhabergeführten Fachhändler in der Innenstadt geraten: Sport Behnert an der Marktstraße und Wonsyld an der Stöckmannstraße, direkt am Altmarkt gelegen.
Die klagenden Städte sehen das Recht auf ihrer Seite, denn ein Gesetz definiert ganz genau, was Händler außerhalb der definierten Stadtzentren verkaufen dürfen. Schuhe und auch Sportbekleidung gehören zu den sogenannten zentrenrelevanten Waren. Decathlon dürfte diese nur begrenzt anbieten, nämlich auf rund 800 Quadratmetern Verkaufsfläche.
Decathlon plant 4500 Quadratmeter Verkaufsfläche
Geplant hat Decathlon eine Verkaufsfläche von insgesamt 4500 Quadratmetern in einem acht Meter hohen, eingeschossigen Gebäude. Auf der Verkaufsfläche jenseits der erlaubten 800 Quadratmeter müsste das Handelsunternehmen dementsprechend ausschließlich Produkte anbieten, die nicht in die Kategorie „zentrenrelevante Waren“ fallen – also etwa größere Sportgeräte.
Decathlon, der „Sportartikel-Discounter“
Das französische Unternehmen Decathlon setzt in Deutschland auf Wachstum. Vor etwa einem Jahr hatte Deutschland-Chef André Weinert das Ziel ausgerufen, „die erste Adresse für Sportprodukte in Deutschland“ zu werden. Das oft als „Sportartikel-Discounter“ bezeichnete Unternehmen betreibt mehrere Standorte im Ruhrgebiet, etwa in Herne, Essen und Dortmund. Decathlon bietet viele Eigenprodukte oft günstiger an als die Markenprodukte anderer Fachhändler.
Beim Sortiment setzt das Unternehmen insbesondere auf Waren rund um den Radsport, Fitness, Camping und Wandern sowie Wassersport. Als wichtigste Zielgruppen nennt das Unternehmen Familien, Kinder und Jugendliche sowie Sport-Begeisterte.
Den Verwaltungsrichtern in Düsseldorf fehlte allerdings die Sicherheit, „dass die Verkaufsflächen mit zentrenrelevanten Sortimenten in der Summe nicht mehr als 800 Quadratmeter betragen“. So stand es in ihrem Urteil gegen den Bauvorentscheid. Sie konnten den Bauvorlagen demnach den genauen Umfang der Waren in den verschiedenen Abteilungen im geplanten Decathlon nicht entnehmen. Daher könne man auch nicht mit Gewissheit sagen, dass die rechtliche vorgeschriebene Obergrenze von 800 Quadratmetern Verkaufsfläche auch tatsächlich eingehalten werde.
Decathlon hält bislang noch an den Plänen fest, eine Filiale in Oberhausen zu eröffnen. Ebenso die Stadt Oberhausen, wie ein Sprecher der Verwaltung im Juni vergangenen Jahres erklärte – kurz nach der Düsseldorfer Urteilsverkündung. Eine solche Ansiedlung sei für jede Stadt attraktiv, wie die Beispiele Essen und Herne zeigten, wo der Sportartikel-Discounter große Märkte betreibt.
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