Duisburg. Der VRR legt sich bei der Walsumbahn auf die ganz große Lösung fest. Was das für Fahrgäste rund um Duisburg, Wesel und Oberhausen bedeutet.

Sind fast 9000 Fahrgäste pro Tag künftig mit der Walsumbahn unterwegs? Dieses Potenzial sieht der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) für die Zugstrecke zwischen Wesel, Duisburg und Oberhausen, deren Reaktivierung das Verkehrsunternehmen vorantreibt. Gute Nachrichten gibt es jetzt vor allem für Fahrgäste am Niederrhein: Nach anfänglichen Zweifeln wird inzwischen auch die größte Ausbaustufe bis nach Wesel als wirtschaftlich eingestuft.

Zudem wird immer wahrscheinlicher, dass nicht nur zwei, sondern vier Züge pro Stunde und Richtung auf der Strecke fahren sollen. Das entspräche ungefähr einem 15-Minuten-Takt und würde bedeuten, dass abwechselnd die Regionalbahn RB 31 (bislang Moers - Duisburg Hbf) und die S-Bahn S 3 (bislang Hattingen - Oberhausen) auf der Trasse durch den Duisburger Norden weiterfahren.

Walsumbahn: So viele Fahrgäste werden pro Tag erwartet

Die im Rahmen der ersten Machbarkeitsstudie ermittelten Zahlen mussten in den vergangenen Monaten aktualisiert werden. Grund war ein veralteter Kostenkatalog der Deutschen Bahn, der für die Berechnungen Werte aus dem Jahr 2016 zugrunde legte. Ein neuer Katalog wurde dem VRR nach dessen Angaben im Juli 2022 zur Verfügung gestellt. Auch Umweltfaktoren sind darin stärker berücksichtigt.

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Jetzt soll die Rentabilität des Vorhabens geklärt sein. „Wir haben grünes Licht für alle Ausbaustufen“, sagt Frank Heidenreich (CDU), Vorsitzender im VRR-Finanzausschuss und Duisburger Ratsmitglied. Der sogenannte Kosten-Nutzen-Indikator (NKI) kommt für die größtmögliche Lösung, also die Streckenführung bis Wesel und die Anbindung sowohl an S 3 als auch an RB 31, auf einen Wert von 1,9. Für jeden investierten Euro werden demnach Einnahmen von 1,90 Euro erwartet. Die Zahlen sind das Ergebnis der sogenannten Standardisierten Bewertung und gehen aus einer Beschlussvorlage des VRR hervor.

Vor allem auf Duisburger Stadtgebiet rechnen die Planerinnen und Planer mit einer großen Nachfrage. Wurde für den Bereich Wesel/Voerde ein tägliches Durschnittsaufkommen von rund 1600 Fahrgästen ermittelt, wächst dieser Wert auf bis zu 12.300 Fahrgäste, je mehr man sich Oberhausen nähert.

Warum der Kreis Wesel von Duisburg profitiert

„Die Duisburger Nachfrage trägt die ganze Strecke“, so Heidenreich. Auf diesem Abschnitt allein betrage der NKI einen Wert von 10. Das könne eine geringere Nachfrage bei vergleichsweise hohem Bauaufwand auf dem Teilstück zwischen Duisburg und Wesel ausgleichen, meint der Verkehrsexperte.

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Zurzeit kalkuliert der VRR mit Infrastrukturkosten von rund 275 Millionen Euro. Da bei langfristigen Bauvorhaben immer mit beträchtlichen Preissteigerungen zu rechnen ist, haben die Planer auch einen NKI für den Fall eines 30-prozentigen Anstiegs errechnet. Auch dann läge der Wert für die 15-minütige Taktung bis Wesel noch bei 1,5, heißt es in dem neuesten Gutachten.

Die Beschlussvorlage mit diesen Ergebnissen liegt dem VRR-Verwaltungsrat am 22. März zur Abstimmung vor. Das Gremium wird dann voraussichtlich entscheiden, die weitere Planung ganz auf die Ausbauvariante bis Wesel auszurichten.

>>WALSUMBAHN: DIE NÄCHSTEN SCHRITTE

  • Auf die Standardisierte Bewertung folgen im deutschen Bauwesen die Leistungsphasen 1 und 2. Darin wird unter anderem eine Vorplanung für das Bauvorhaben erstellt.
  • In diesem Rahmen muss die Deutsche Bahn (DB) als Eigentümerin der Trasse in das Projekt einsteigen. „Hier müssen wir ein bisschen Druck machen“, sagt Frank Heidenreich mit Blick auf „Personalschwächen“ des Unternehmens, dem es an Ingenieuren mangele. Der VRR stehe aber schon lange mit der DB zur Walsumbahn im Austausch.
  • Das Land NRW hat im vergangenen Jahr Fördergelder für die Walsumbahn bereitgestellt, die die Kosten der Leistungsphasen 1 und 2 fast vollständig decken sollen. Das entlastet nicht nur den VRR, sondern auch die beteiligten Kommunen Duisburg und Oberhausen sowie den Kreis Wesel.