Duisburg. Die Walsumbahn zu reaktivieren würde mehrere Millionen Euro teurer als angenommen. Was das für das wichtige Verkehrsprojekt in Duisburg heißt.

Die Walsumbahn in Duisburg zu reaktivieren, würde einige Millionen Euro mehr kosten, als bisher angenommen. Das geht aus einem aktuellen Sachstandsbericht des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) hervor. Die Preissteigerungen seien auf die benötigte Infrastruktur zurückzuführen; deren Kosten wurden in der vorläufigen Machbarkeitsstudie offenbar anhand veralteter Informationen errechnet.

Laut VRR sind diese im Vorjahr ermittelten Preise in der Zwischenzeit durch einen Gutachter „konkretisiert und plausibilisiert“ worden. Dabei hätten sich einige Werte aus dem bislang verwendeten Kostenkatalog der Deutschen Bahn als „deutlich zu niedrig“ erwiesen. Der Katalog stammt aus dem Jahr 2016.

Walsumbahn: Gutachter arbeitete mit Zahlen aus 2016

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Demnach haben sich nun Mehrkosten zwischen 14 und 48 Millionen Euro ergeben – je nachdem, ob nur die S 3, oder auch die RB 31 auf die Strecke im Duisburger Norden durchgeführt wird, und wie weit die Walsumbahn in den Kreis Wesel hineinfährt.

Die günstigste Lösung – ein Anschluss an die S 3 und die Reaktivierung der Strecke bis Overbruch – würde nach neuem Stand 26,6 Millionen Euro kosten. In der ersten Version der Machbarkeitsstudie waren bei der Ermittlung eines Nutzen-Kosten-Indikators (NKI) noch 12,3 Millionen Euro für diese Variante veranschlagt worden.

Für das teuerste Szenario, bei dem sowohl die S 3 als auch die RB 31 bis nach Wesel verkehren, wurde jetzt ein Investitionsbedarf von 248,2 Millionen Euro ermittelt – dem NKI lag bisher eine Summe von 199,9 Millionen Euro zugrunde.

Rechenspiele des VRR bei Nahverkehrsprojekt

Was bedeutet das für den weiteren Verlauf des Projekts? Der Oberhausener Landtagsabgeordnete Stefan Zimkeit (SPD) übte kürzlich Kritik an der überholten Rechnung der Gutachter: „Ich bin fassungslos, dass der VRR-Bürokratie das erst jetzt einfällt.“ Zimkeit äußerte zudem Sorge, die Walsumbahn könnte wegen der Neuberechnungen jetzt erst einmal auf die lange Bank geschoben werden.

Der Duisburger Ratsherr und VRR-Experte Frank Heidenreich (CDU) geht davon nicht aus. Auf Nachfrage der Redaktion verweist er auf geschätzte Preissteigerungen, die bereits im bisherigen Verlauf der Studie berücksichtigt worden seien.

Am Bahnhof in Duisburg-Walsum hielten früher Personenzüge. Im Falle einer Reaktivierung der Walsumbahn würde das Gebäude allerdings wohl nicht mehr als Station in Betracht kommen.
Am Bahnhof in Duisburg-Walsum hielten früher Personenzüge. Im Falle einer Reaktivierung der Walsumbahn würde das Gebäude allerdings wohl nicht mehr als Station in Betracht kommen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Tatsächlich enthält die Studie noch eine weitere Rechnung, die wegen des alten Kostenkatalogs von 135 Prozent der zuerst ermittelten Baukosten ausgeht. So kamen, je nach Variante, Kosten zwischen 16 und 260 Millionen Euro zustande. Bloß für den Nutzen-Kosten-Indikator wurden die ursprünglich ermittelten Zahlen verwendet.

Walsumbahn wird teurer: Die Auswirkungen für den Abschnitt in Duisburg

Nach genauerer Betrachtung soll das Projekt nun zwischen 14 und 54 Prozent teurer werden, je nach Streckenvariante. „Für den Duisburger Abschnitt hat das keine Auswirkungen“, ist Heidenreich überzeugt. Dieser lohne sich ohne jeden Zweifel, insbesondere der Anschluss an die S 3. „Je weiter man aber in den Kreis Wesel hineingeht, desto kritischer könnte es werden“, sagt Heidenreich.

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Im Sachstandsbericht des VRR wird bei der Prognose vor allem zwischen den beiden Vorzugsvarianten 2 (Anschluss an die S 3) und 4 (S  3 und RB 31) unterschieden: „Die Kostensteigerungen bedeuten für die Variante 4 erhebliche Risiken, einen positiven Nutzen-Kosten-Faktor erreichen zu können.“ Bei Variante 2 sei „voraussichtlich weiterhin die Wirtschaftlichkeit für alle Stufen gegeben“.

>>KOSTEN UND NUTZEN DER WALSUMBAHN: ENDGÜLTIGES ERGEBNIS IM DRITTEN QUARTAL?

• Eine endgültige Kosten-Nutzen-Analyse, angepasst an das Preisniveau von 2022, soll ab dem bereits laufenden zweiten Quartal möglich sein. Eine entsprechende Verfahrensanleitung musste erst noch entwickelt werden, heißt es im Sachstandsbericht, weshalb für die Berechnung des NKI vorläufig die Verfahrensanleitung aus dem Jahr 2016 verwendet wurde. Abschließende Ergebnisse sollen möglichst im dritten Quartal vorliegen.

• Die Kosten-Nutzen-Analyse ist Teil der sogenannten „standardisierten Bewertung“. Dabei handelt es sich um ein Verfahren zur Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen des öffentlichen Personennahverkehrs. Ein positives Ergebnis ist erforderlich, um öffentliche Fördermittel zur Umsetzung des Projektes in Anspruch nehmen zu können.

• Bei der überarbeiteten Verfahrensanleitung sollen auch Kriterien der Umwelt-, Klima- und Gesundheitswirkungen von Projekten stärker gewichtet werden.