Oberhausen. Die Schafsherde von Tobias Thimm ist angegriffen worden – vermutlich von Wölfen. Viele Tiere sind tot. Für den Schäfer ist das ein Tiefschlag.
- Nach dem Angriff am 28. Februar sind weitere tote Schafe aus der Herde gefunden worden. Einige Tiere werden weiterhin vermisst.
- Ob es sich bei den Angreifern wirklich um Wölfe gehandelt hat, soll ein DNA-Test zeigen. Die Ergebnisse liegen aber erst in ein paar Wochen vor.
- Schäfer Tobias Thimm überlegt, wie er seine Tiere besser schützen kann. Höhere Zäune wären eine Möglichkeit und ein Herdenschutzhund – beides kommt für Thimm aber nicht in Frage.
- In den kommenden Tagen muss Thimm seine Tiere identifizieren, um festzustellen, welche Mitglieder seiner Herde den Angriff nicht überlebt haben. Die Angreifer haben vor allem trächtige Schafe getötet und die ungeborenen Lämmer gefressen.
Am Tag danach ist Schäfer Tobias Thimm noch immer im Ausnahmezustand. Am Dienstag, 28. Februar 2023, sind mehrere Schafe aus seiner Herde getötet worden – vermutlich von Wölfen. Acht gerissene Schafe hat Thimm morgens auf der Weide an der Grenze von Dinslaken und Oberhausen gefunden, weitere im Laufe des Tages. Sie hatten versucht wegzulaufen. Vergeblich. Auch am Mittwoch hat er noch tote Tiere eingesammelt. Vier werden weiterhin vermisst. „Für mich ist das mental sehr schwer“, sagt der Schäfer betroffen. „Und für meinen Betrieb ist es ein Tiefschlag.“
Noch ist nicht klar, ob es Wölfe waren, die auf der Weide ein Blutbad angerichtet haben. Das soll ein DNA-Nachweis klären, die Ergebnisse liegen aber erst in ein paar Wochen vor. Für Tobias Thimm besteht aber kaum ein Zweifel. „Ich glaube nicht, dass das Hunde waren.“ Mit Hunden seien seine Schafe vertraut und wären nicht von ihrer Koppel ausgerissen. Und Hunde hätten nicht ein solches Gemetzel angerichtet, ist er sich sicher.
Nicht klar, ob Nachwuchs lebend zur Welt kommt
Viele seiner Schafe sind momentan trächtig. Für die Wölfe war das im wahrsten Sinne ein gefundenes Fressen. Sie hatten es vor allem auf die ungeborenen Lämmer abgesehen, berichtet der Schäfer. Bei den schwangeren Tieren, die den Angriff überlebt haben, ist indes unklar, ob sie ihren Nachwuchs lebend zur Welt bringen werden. Die Erfahrungen anderer Kollegen habe gezeigt, dass die Mutterschafe zum Teil so gestresst sind, dass es zu Totgeburten kommt.
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Am Mittwoch hat sich Tobias Thimm direkt morgens versichert, dass es allen Tieren den Umständen entsprechend gut geht. 100 von 120 Schafe sind noch übrig. Sie sind nun im Stall und werden dort wohl auch erst einmal bleiben. Denn draußen ist es für sie im Moment offensichtlich nicht sicher. Auch der mehr als ein Meter hohe Elektrozaun um die Weide hat die Angreifer nicht abgehalten. „Die Tiere passen sich an“, weiß der Fachmann. Sollte es sich, wie er vermutet, bei den Wölfen um das Schermbecker Rudel handeln, haben diese wohl mit der Zeit gelernt, Zäune zu überwinden.
Angriff hat für den Schäfer auch finanziell Folgen
Höhere Zäune aufzustellen, ist für Thimm, der mit seiner Herde mehrere Weiden bespielt, keine Option. Diese müssen fest installiert werden und kosten mehrere Tausend Euro pro Meter. Außerdem behindern sie den Wildwechsel. Schützen könnte die Tiere auch ein Herdenschutzhund, etwa ein Kangal. Anders als Hütehunde wie zum Beispiel Border Collies gingen diese direkt auf Angriff, anstatt nur zu bellen, weiß Thimm. Aber für seinen Betrieb sei ein Herdenschutzhund finanziell nicht tragbar. Anschaffung, Unterbringung, Futter, Tierarztkosten – einfach zu teuer.
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Durch den Angriff entstehen ihm ohnehin schon immense Kosten. Im schlimmsten Fall etwa 14.000 Euro, rechnet der Schäfer vor. Zum Beispiel kauft er nun schon Anfang März das Kraftfutter ein, das die Schafe normalerweise erst in vier Wochen bekommen würden. So lange bleiben sie nämlich üblicherweise auf der Weide und finden ihre Nahrung dort.
In den nächsten Tagen muss er aber erst einmal seine Schafe begutachten und die toten Mitglieder der Herde identifizieren. Möglich ist das, weil jedes Tier eine Marke am Ohr hat. Doch auch darauf hatten es die Angreifer offenbar abgesehen. Nicht alle der getöteten Schafe haben noch Ohren.
Zukünftig will Tobias Thimm mit seiner Herde sich eher Richtung Stadtgrenze zu Mülheim und Essen orientieren. In der Hoffnung, so der Gefahr aus dem Weg zu gehen.