Bonn. Über 1000 Wölfe leben derzeit in Deutschland. Die Anzahl der Wolfsangriffe auf Nutztiere nimmt zu und sorgt für Diskussionen.
Die Zahl der Wolfsrudel in Deutschland ist leicht gestiegen. Wie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) sowie die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf am Montag in Bonn mitteilten, wurden im sogenannten Monitoringjahr 2021/2022 in Deutschland 161 Wolfsrudel registriert. Das waren drei Rudel mehr als im vorangegangenen Berichtszeitraum.
„Das ist ein natürliches Wachstum und ein etwas geringerer Anstieg als in den Vorjahren“, sagte die Leiterin des Fachgebietes zoologischer Artenschutz beim BfN, Sandra Balzer. Grundlage der Zahlen sind Erhebungen der Länder mit wissenschaftlich abgesicherten Nachweisen etwa durch Genspuren und Kamerafallenbilder, wie BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm betonte.
Wölfe in ganz Deutschland: In Brandenburg leben die meisten Rudel
Das Wolfsvorkommen konzentriert sich wie in den Vorjahren auf das Gebiet von Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Weitere Wolfsterritorien wurden in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Schleswig-Holstein und Thüringen nachgewiesen. Die meisten Wolfsrudel lebten 2021/2022 in Brandenburg (47), gefolgt von Niedersachsen (34) und Sachsen (31). In Hessen konnten erstmals offiziell drei Welpen nachgewiesen werden.
Neben den 161 Rudeln für das Monitoringjahr 2021/22 wurden auch noch 43 Wolfspaare sowie 21 sesshafte Einzelwölfe bestätigt. Im Zeitraum 2020/21 waren es noch 35 Paare und 22 Einzelwölfe gewesen.
Über 100 Wölfe durch Verkehrsunfälle gestorben
Für den langfristigen Erhalt des Wolfes in Deutschland sind den Angaben zufolge vor allem die erwachsenen und fortpflanzungsfähigen Individuen maßgeblich. Daher konzentrieren sich die Bundesländer im Rahmen ihres Wolfsmonitorings auf die Erhebung der Anzahl der Wolfsrudel.
Insgesamt 1.175 einzelne Wölfe wurden im Berichtszeitraum 2021/22 erfasst, das Monitoringjahr reicht vom 1. Mai bis zum 30. April des Folgejahres. Die Anzahl aufgefundener toter Wölfe lag bei 148 Tieren: Davon waren 102 durch Verkehrsunfälle verendet, 13 Wölfe wurden illegal getötet.
Wölfe stehen in Deutschland als streng geschützte Art unter Naturschutz. Ein Abschuss ist verboten, es sei denn, die eigentlich Menschen gegenüber scheuen Wölfe verhalten sich in der Begegnung mit Menschen aggressiv. Dann erlaubt das Bundesnaturschutzgesetz einen Abschuss - offiziell „Entnahme“ genannt. Ein solcher Fall unprovoziert aggressiven Wolfsverhaltens ist seit 1998 laut dem Bericht aber noch nicht aufgetreten.
975 Angriffe von Wölfen auf Nutztiere im Jahr 2021
Für öffentliche Diskussionen über den streng gegen Abschuss geschützten Wolf sorgen immer wieder Attacken auf Nutztiere, vor allem auf Schafe und Ziegen. Im Jahr 2021 wurden insgesamt 975 Angriffe von Wölfen mit 3374 verletzten, vermissten oder getöteten Nutztieren gemeldet. Im Vorjahr waren es 942 Attacken.
Für die Nutztierhalter gibt es in Deutschland allerdings in fast allen Bundesländern mit etablierten Wolfsvorkommen staatliche Zuschüsse für den Herdenschutz. Empfohlen werden etwa 1,20 Meter hohe Elektro-Zäune und - je nach Einzelfall - auch Hütehunde. Bundesweit seien dafür 2021 gut 16,6 Millionen Euro ausgegeben worden, heißt es in dem Bericht. Außerdem zahlten Behörden 2021 knapp eine halbe Million Euro Schadenersatz an Eigentümer von Nutztieren.
Ein flächendeckender Herdenschutz sollte möglichst vorbeugend erfolgen, bevor Wölfe sich an das Reißen von Schafen und Ziegen oder sogar kleineren Rindern und Fohlen als vermeintlich „leichte Beute“ gewöhnen, rät das Bundesamt. Eine allgemeine Bejagung von Wölfen ist dagegen aus Sicht der Fachleute keine geeignete Maßnahme gegen Nutztierschäden. (epd)