Oberhausen. Der Betreuungsbedarf in Oberhausen von Kindern unter drei Jahren wächst. Die Versorgungsquote liegt bei nicht einmal der Hälfte.

Die Zeichen der Zeit sind mehr als deutlich. Studien, aber auch die direkte Nachfrage bei Eltern weisen auf einen Versorgungsmangel in der Kinderbetreuung hin. In Oberhausen wird die Lage nun mit konkreten Zahlen untermauert: Für das kommende Kita-Jahr fehlen 279 Plätze für unter Dreijährige. Im Stadtgebiet können lediglich 2387 Plätze vorgehalten werden. Mindestens 2666 werden gebraucht. Damit würde die Verwaltung ihre selbstgesteckte Versorgungsquote von 52 Prozent erreichen.

Der Bericht wird im kommenden Jugendhilfeausschuss am 1. März vorgestellt. Daran angeknüpft sind einige Eilentscheidungen. Denn die freien Träger sollen das Angebot erweitern. Allerdings fehlt ihnen hierfür Geld. Das soll nun aus der Stadtkasse fließen. Der finanzielle Aufwand wird mit fast einer viertel Millionen Euro beziffert.

Mehr als 10.000 Kinder haben einen Anspruch

Das Schöne am Schlechten: Oberhausen scheint bei jungen Familien attraktiv zu sein. Denn nicht nur die Kitas, sondern auch die Schulen ächzen unter dem Ansturm. In der Theorie haben 11.836 Kinder in Oberhausen einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der Kindertagesbetreuung. 5127 Kinder sind jünger als drei Jahre, 6709 Kinder älter als drei Jahre. Hinzu kommen 122 Kinder aus der Ukraine.

Schon im vergangenen Jahr gingen fast 1000 Eltern leer aus, die zum 1. August 2022 einen Betreuungsbedarf über das Verteilsystem Little Bird angegeben hatten. 926 Kinder erhielten kein Platzangebot (Stand Oktober 2022). 485 davon waren unter drei Jahre alt. Das ernüchternde Fazit im Januar: Das Angebot der Stadt war erschöpft, es gab keine Möglichkeiten mehr, weitere Plätze aufzubauen.

Es wird gebaut in Oberhausen: An der Hertastraße entsteht eine neue Kindertageseinrichtung. (Foto vom Richtfest im Oktober)
Es wird gebaut in Oberhausen: An der Hertastraße entsteht eine neue Kindertageseinrichtung. (Foto vom Richtfest im Oktober) © FUNKE / Foto Services | Gerd Wallhorn

Nur die Versorgung der über Dreijährigen stimmt

Ähnliches könnte auch im kommenden Jahr den Eltern von kleinen Kindern blühen. Bei den über drei Jahre alten Kindern schafft die Stadt, den Bedarf zu decken. Sie übertrifft die Versorgungsquote von 96 Prozent sogar. 6440 Plätze werden rechnerisch benötigt, 6492 gibt es Stand jetzt.

Bei den unter Dreijährigen sieht das ganz anders aus. Die Verwaltung selbst kommt zu dem Schluss, dass die Stadt von der Versorgungsquote „noch ein deutliches Stück entfernt“ sei. Aktuell beträgt sie rund 46 Prozent – zu wenig.

Oberhausen: Hier sollen neue Einrichtungen entstehen

Die Stadt setzt auf eine Reihe Neu- und Umbauten, die rechtzeitig zum neuen Kindergartenjahr fertig werden sollen. In Oberhausen-Süd, wo eine Versorgungsquote von 45 Prozent erreicht wird, soll an der Schladstraße eine neue Kita mit 130 Plätzen entstehen. Mit der Fertigstellung wird im Juli gerechnet. Das Kirchengebäude am Hausmannsfeld 12 soll zu einer dreigruppigen Kindertageseinrichtung umgebaut werden. An der Hansastraße/Ecke Güterstraße will ein privater Oberhausener Investor eine Einrichtung mit 115 Plätzen errichten. Allerdings verzögert sich das Projekt, auch konnte bislang die Trägerfrage nicht geklärt werden (wir berichteten).

An der Güterstraße soll eine neue Kindertageseinrichtung entstehen.
An der Güterstraße soll eine neue Kindertageseinrichtung entstehen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

In Oberhausen-Nord (Versorgungsquote 47 Prozent) soll an der Beethovenstraße die Kindertageseinrichtung Grashüpfer entstehen. Das Investorenmodell bietet Platz für 120 Kinder, ein Bauantrag soll Anfang des Jahres gestellt werden. Ebenfalls durch einen Investor entsteht an der Neuköllner Straße eine neue Einrichtung für 105 Kinder. Sie soll zum 1. August fertig sein. An der Kirchhellener Straße soll ein ehemaliges Restaurant in eine siebengruppige Einrichtung (126 Plätze) verwandelt werden. Bauzeit noch offen.

Fachkräftemangel beeinflusst Erweiterung

Kritik von den Linken

Die Linke Liste Oberhausen kritisiert das Sofortprogramm Kita. Dadurch würden lediglich Qualitätsstandards gesenkt, „damit die Kitas überhaupt noch arbeitsfähig sind“, so Marc Mulia, Mitglied im Jugendhilfeausschuss.

Mulia: „Das Problem des Fachkräftemangels wird sich nur dadurch lösen lassen, dass die Ausbildungskapazitäten für Erzieherinnen und Erzieher ausgeweitet werden und gleichzeitig die Arbeit attraktiver gestaltet wird.“ Dazu gehöre auch eine bessere Bezahlung.

Kurz vor der Fertigstellung ist derweil die Kindertageseinrichtung Hertastraße in der ehemaligen Robert-Koch-Schule. Die Lebenshilfe Oberhausen übernimmt den Bau eines Investors und bietet Platz für 95 Kinder.

Bei all diesen Projekten ist allerdings auch klar: Es braucht Personal, um die Kinder betreuen zu können. Der Fachkräftemangel wirkt sich laut Verwaltung nicht nur auf die Betreuung, sondern auch auf die Inbetriebnahme von neuen Einrichtungen aus. Derzeit gibt es in der Stadt insgesamt 273 Kindertagespflegepersonen. Um diesem Mangel entgegenzusteuern, hat das Land das „Sofortprogramm Kita“ entwickelt, das den Einstieg für Interessierte erleichtern soll.