Oberhausen. Oberhausen hat eine große Problemzone. Es ist der Bereich zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt. Das Gebiet soll daher neu gestaltet werden.

Ein Tunnel vom Hauptbahnhof bis zur Oberhausener Innenstadt? Oder gar eine Seilbahn? Womöglich lässt sich der Bereich um Bahnhof, Hauptpost, Saporishja- und Friedensplatz schon deutlich aufwerten, wenn man den Autoverkehr umlenkt und Radfahrern und Fußgängern mehr Platz einräumt? Ausdrücklich „keine Denkverbote“ sollen den schlauen Köpfen gesetzt werden, die Ideen zu genau diesem Ziel entwickeln sollen. Das wünscht sich die Oberhausener SPD von der Stadt, die noch in diesem Jahr einen entsprechenden Wettbewerb startet, um einen Entwurfsplan für ein „Eingangstor zur Innenstadt“ zu bekommen.

Der Bereich sei „der neuralgische Punkt der Innenstadt“, der historisch schlecht gewachsen und daher so schwierig umzugestalten sei. So sagte es SPD-Ratsherr Axel J. Scherer in einer der vergangenen Sitzungen des Oberhausener Planungsausschusses, in der sich die Mitglieder mit dem geplanten Wettbewerb beschäftigten. „Gut, dass jetzt endlich eine Lösung gefunden werden soll.“

Grundidee wurde bereits 2026 gefasst

Es wird auch Zeit. Denn die Grundidee, den Bereich aufzuwerten, wurde bereits 2016 gefasst. Sie ist Teil des zuletzt wegen seines nur zähen Vorankommens ebenfalls von der SPD harsch kritisierten Förderprogramms Brückenschlag. Damals ging es in erster Linie um eine „Vitalisierung einer Behördenlandschaft“ rund um Finanzamt, Amtsgericht und Rathaus, wie es rückblickend in einer aktuellen Rathaus-Unterlage heißt. Doch mit den Jahren wurde klar: Nötiger hat es der öffentliche Raum und die Verbindung vom Bahnhof in die Innenstadt.

Die Verwaltungsmühlen im Rathaus mahlen auch bei Projekten der Stadtplanung langsam: Nachdem 2020 zunächst das Wettbewerbsmanagement öffentlich ausgeschrieben wurde, startet 2023 nun endlich die eigentliche Wettbewerbsphase. Architekten und Stadtplaner aus ganz Europa können sich daran beteiligen.

Und was sollen die Wettbewerbsteilnehmer konkret entwickeln? Die Stadt erwartet eine „imagebildende und zukunftsweisende Entwurfsplanung“. Demnach soll ein repräsentativer Raum entstehen, der auf der einen Seite besonders hübsch gestaltet ist, auf der anderen Seite gute Orientierungsmöglichkeiten bieten soll. Der öffentliche Raum soll deutlich aufgewertet werden, um den Bahnhofsvorplatz besser mit der Marktstraße zu verbinden.

Car-Sharing am Hauptbahnhof

„Dimensionierung und Führung“ des Straßenverkehrs auf der jetzt noch sehr breiten Poststraße soll explizit neu gedacht werden, die Verkehrsanlagen sollen umgestaltet werden. Heißt im Klartext: Fußgänger und Radfahrerinnen sollen Vorrang haben. Und der Bahnhof soll als wichtiger ÖPNV-Knotenpunkt aufgewertet werden, an dem unter anderem auch eine Fläche geschaffen werden könnte, um Car-Sharing-Konzepte anzubieten. Die Fernbushaltestelle, die derzeit noch ein wenig versteckt hinter der Paketpost eingerichtet ist, soll nach Möglichkeit als „tourismusfreundliche Haltestelle“ in den neuen Bahnhofs-Knotenpunkt integriert werden, wie es in dem Rathaus-Papier heißt.

Der Anfang dafür ist bereits gemacht – mit dem am 21. März 2022 beschlossenen Nahmobilitätskonzept Alt-Oberhausen. Wie berichtet legt die Stadt in diesem gut 140 Seiten starken Konzept bereits verschiedene Maßnahmen auf den Tisch, um den Rad- und Fußverkehr in der Innenstadt zu stärken. Unter anderem sind neue Zebrastreifen am Busbahnhof sowie eine zusätzliche Radspur zum Überqueren der Poststraße samt eigener Ampel vorgesehen. Der Bereich Poststraße könnte zudem laut Konzept einen zusätzlichen Mittelstreifen erhalten, zum verkehrsberuhigten Bereich erklärt oder sogar komplett für den Auto-Durchgangsverkehr gesperrt werden. Ausgearbeitet oder priorisiert sind diese Pläne jedoch noch nicht.

Politik muss den Plänen zustimmen

Und so geht es nun konkret weiter: Der Wettbewerb wird ausgeschrieben, im Bewerbungsverfahren werden dann zunächst acht Bewerberinnen oder Bewerber ausgewählt. In einer nicht öffentlichen Jury-Sitzung sollen diese acht Entwürfe bewertet und eine Rangfolge gebildet werden, auf deren Grundlage die Preisgelder und Aufwandsentschädigungen von insgesamt 113.000 Euro verteilt werden. Die Wettbewerbsbeiträge aller Preisträger werden im Anschluss in einer Ausstellung öffentlich gezeigt. Der Sieger des Wettbewerbes soll dann einen konkreten Plan entwerfen – wenn die Politik dem Vorgehen der Stadtverwaltung zustimmt.

Ob die Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden, ist noch unklar, eine Beteiligung „kann gegebenenfalls nach Abschluss des Wettbewerbs auf Basis der Entwürfe erfolgen, wenn der Entscheidungsprozess für die Realisierung von Ideen eingeleitet wird“, heißt es in der Vorlage.

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