Oberhausen. Das Europahaus hat eine neue Eigentümerin. Trotzdem lässt die Stadt ein Konzept für ein Mehrgenerationenhaus erstellen – und erntet Verwunderung.
Die Spuren des Brandes sind noch immer gut zu erkennen. Mitte November zerstörte ein Feuer mehrere Wohnungen des Europahauses, ein Kind wurde verletzt. Den Schaden beziffert die neue Eigentümerin auf bis zu 900.000 Euro. Die Reparaturen laufen, ein Container und ein Fallrohr stehen vor dem stadtbekannten Gebäude in der Oberhausener Innenstadt. Aber Fenster sind noch rußgeschwärzt oder fehlen ganz.
Viele Menschen fragen sich derzeit, wie es mit dem architektonisch auffälligen Bau an der Elsässer Straße weitergeht. Denn das denkmalgeschützte Gebäude genießt den Ruf einer Problemimmobilie. Die Vorbesitzerin soll das Gebäude vernachlässigt haben. Das Feuer wurde mutmaßlich durch einen Brandstifter verursacht. Die Links-Partei zieht nach dem Anschlag aus – aus Unzufriedenheit über die alte wie auch die neue Besitzerin (wir berichteten). Damit würde eine weitere Gewerbefläche frei. Das Seniorencafé der Awo und ein Tattoo-Studio sind bereits ausgezogen.
Europahaus: Frist für Vorkaufsrecht lief am 15. November ab
Am Zug ist jetzt die neue Eigentümerin, die W&L AG. Denn die Besitzverhältnisse sind seit dem 15. November geklärt. An diesem Tag, einen Tag nach dem Feuer, verstrich das Vorkaufsrecht der Stadt. Zwar hatte die W&L AG bereits Mitte August das Gebäude erworben, doch der Kommune stand drei Monate lang zu, das Haus doch noch unter ihre Fittiche zu nehmen. Das wäre im Interesse der Links-Partei gewesen, aber auch der SPD. Die Partei hatte schon 2021 den politischen Auftrag erteilt, den Kauf zu prüfen. Zudem sollte ein Konzept für ein Mehrgenerationenhaus erstellt werden.
Dieses Konzept sorgt am Firmensitz in Bad Soden am Taunus für erstaunte Gesichter. Nach Ablauf der Frist bat ein von der Stadt Oberhausen beauftragtes Architekturbüro um Freigabe von Daten. Laut Christoph Straube, Vorstand der W&L AG, handelte es sich dabei beispielsweise um das Brandschutzkonzept. Irritiert ist die Eigentümerin deshalb, weil sie nun im Besitz der Immobilie ist.
Stadt besitzt Immobilie nicht – Architekturbüro entwickelt trotzdem Konzept
Auf Nachfrage zu diesem Vorgang drückt sich die Pressestelle der Stadt Oberhausen so aus: „Der Rat der Stadt hat die Verwaltung beauftragt zu prüfen, ob ein Ankauf und die Entwicklung zum Mehrgenerationenwohnkomplex realisiert werden kann. Daher prüft die Verwaltung durch die Servicebetriebe Oberhausen – gemeinsam mit einem Architekturbüro – die Realisierungsmöglichkeiten des Mehrgenerationenwohnkomplexes. In Abhängigkeit des Ausgangs der Prüfung wird dann der Ankauf zu prüfen sein.“
SPD-Fraktionsmitglied Ercan Telli, der den Antrag damals mit unterschrieb, erklärt, dass das Konzept mit dem Eigentümer-Wechsel nicht gescheitert sei. Er versteht den politischen Auftrag so, dass die Stadt mit dem fertigen Konzept ins Gespräch mit der neuen Eigentümerin kommen könne. Wie in Sterkrade beim leerstehenden Möbelhaus Finke gehe es der SPD darum, sich aktiv an der Gestaltung zu beteiligen. Das Konzept könne den Weg ebnen, um in der Innenstadt einen zentralen Ort für mehrere Generationen interessant zu machen.
Stadt Oberhausen schweigt zu Honorar
Dafür müsste sich aber die W&L AG bereiterklären. Die Eigentümerin ist verwundert darüber, dass aufwendige Konzepte für ein Mehrgenerationenhaus und ein Kino erstellt werden, obwohl die Stadt nicht im Besitz der Immobilie ist. Wie viel die Entwicklung dieser Konzepte kostet, dazu schweigt die Stadt. „Die Höhe des Honorars ist Gegenstand eines Vertragsverhältnisses mit Dritten und daher nicht öffentlich“, so die Pressestelle.
Und was plant nun die W&L AG? Sie hält an den Plänen fest, die Wohnungen so schnell wie möglich zu sanieren. Die vernachlässigte Immobilie, vorher im Besitz der Verwaltungs- und Vermietungs-GmbH ZBVV soll in diesem Jahr aufgepeppt werden. Zunächst gehe es darum, grundlegende Dinge anzupacken, so Christoph Straube. Beispielsweise hätten einige Bewohner nicht mal eine funktionierende Klingel. Eine neue Klingelanlage und neue Türen sollen deshalb als Erstes eingebaut werden. Ein lokales Unternehmen kümmere sich zudem um die Sanierung der Wohnungen, die durch das Feuer beschädigt wurden. Die Scheiben für das vom Anschlag zerstörte Büro der Linken seien ebenfalls bestellt. An den Gewerbeflächen im Erdgeschoss wolle man festhalten und alsbald neue Mieter gewinnen.