Oberhausen. Das Europahaus in der City von Oberhausen wurde verkauft. Der neue Eigentümer verspricht eine Sanierung – steht aber vor einer letzten Hürde.
Das Trauerspiel um das Europahaus mitten in der Oberhausener Innenstadt geht in den nächsten Akt. Und zum ersten Mal seit Jahren dürfte bei den Mietern so etwas wie Hoffnung aufkeimen: Das arg vernachlässigte und dringend sanierungsbedürftige Haus hat einen neuen Eigentümer. Und der verspricht, voraussichtlich ab kommendem März die Wohnungen in der denkmalgeschützten Immobilie zu sanieren. Ende 2023 – so der ambitionierte Plan – sollen die Arbeiten bereits abgeschlossen sein. Eine rechtliche Hürde ist aber wohl noch zu nehmen.
Doch von vorn: Seit Jahren verschlechtert sich der bauliche Zustand der einstigen Perle der klassischen Architektur-Moderne. Die bisherige Eigentümerin, die Verwaltungs- und Vermietungs-GmbH ZBVV, kümmerte sich jahrelang nicht um den Brandschutz, vernachlässigte nötige Reparaturen, ließ Wohnungen vergammeln.
Zum Hintergrund: das Europahaus in Oberhausen
- Asbest, kalte Heizungen: Die Leiden der Mieter im Europahaus
- Europahaus Oberhausen: Mieterinitiative lässt nicht locker
- Warum das Europahaus in Oberhausen sein Potenzial verschenkt
- Förderung geplatzt – Soll Oberhausen das Europahaus kaufen?
- Oberhausen: Europapalast-Sanierung steht vor Finanz-Debakel
Zum 1. August hat nun die W&L AG mit Sitz im hessischen Bad Soden das Objekt am Friedensplatz übernommen. Kauf und Sanierung von Problemimmobilien mit Sanierungsstau gehören zum Kerngeschäft des Unternehmens. Kleinere Arbeiten führt das Unternehmen bereits jetzt aus, derzeit werde etwa die Klingel-Anlage erneuert, erklärt Unternehmens-Vorstand Christoph Straube. Sein Team arbeite Unterlagen auf, etwa auch die nötigen Brandschutzauflagen, die die Vorbesitzerin so sträflich vernachlässigt hatte.
Im Gespräch mit der Redaktion gibt Christoph Straube ein Versprechen ab: Die künftigen Mieten sollen sich in der selbigen, marktüblichen Höhe bewegen wie bislang. „Die Mieter haben schon einen höheren Kostenblock durch die steigenden Nebenkosten zu tragen, da wäre eine höhere Miete unangemessen“, bestätigt der Unternehmensvorstand. Die W&L AG sei immer „an einem Miteinander und Füreinander“ interessiert. „Langfristige gute Verhältnisse sind uns extrem wichtig, es geht nicht immer um die maximale Rendite“, beteuert Straube.
Auftrag der Politik: Stadt sollte Kauf prüfen
Während also im Europahaus selbst womöglich nun verhaltener Optimismus herrscht, dürfte manch Lokalpolitiker fragend die Stirn runzeln. Da war doch was? Ja: Der Rat der Stadt hatte im vergangenen Dezember auf Antrag der SPD die Verwaltung beauftragt, einen Kauf des Europahauses durch die Stadt selbst zu prüfen. Der Wunsch der Sozialdemokraten: das Europahaus zu einem Mehrgenerationen-Wohnkomplex umwandeln.
SPD hält am Europakino fest
Nicht nur die aktuelle Situation rund ums Europahaus sorgt bei der Oberhausener SPD für Enttäuschung, sondern auch die gescheiterte Förderung für den Umbau des alten Europakinos im Gebäude in einen Veranstaltungssaal im vergangenen Jahr. Die Pläne will sie nicht aufgeben: Wenn die Stadt das Europahaus selbst kauft, könnte das für eine Sanierung des Kinos noch einmal neuen Schub geben.
So argumentierte die SPD bei ihrer diesjährigen Klausurtagung. Die Stadt müsse mehr Energie in einen möglichen Kauf der Immobilie investieren, sagt SPD-Fraktionschefin Sonja Bongers. Ein großer Veranstaltungssaal mitten in der Innenstadt „hätte Strahlkraft in die Innenstadt hinein“, sagt Fraktions-Vizechefin Silke Jacobs. „Mit zwei Mal am Tag Straße fegen ist keine Stadtplanung zu machen.“
Doch ein Ergebnis dieser Prüfung blieb die Stadt der Politik bislang schuldig. Und auch auf aktuelle Nachfrage gibt es keine konkreten Nachrichten aus dem Rathaus: Fragen zu einem möglichen Kauf und einer Umgestaltung „sind zurzeit noch in der Prüfung durch die Denkmalbehörde“. Danach werde sich der Verwaltungsvorstand einen Überblick verschaffen und den Anspruch eines Vorkaufsrechtes einschätzen.
Und hier kommt nun die oben genannte rechtliche Hürde für den neuen Eigentümer ins Spiel: Ein Vorkaufsrecht haben Kommunen bei denkmalgeschützten Gebäuden in der Regel, so sieht es das Denkmalschutzgesetz vor. Es sieht auch vor, dass die Stadt bis drei Monate nach dem Verkauf das Recht hat, diese Vorkaufsrecht-Karte zu ziehen, um das Haus doch noch selbst zu kaufen. Eine Entscheidung steht noch aus.
Unmut über die aktuelle Lage äußert zumindest die SPD dennoch: Erst am vergangenen Wochenende, während ihrer Klausurtagung im ostfriesischen Emden, hatte die Fraktion über das Europahaus gesprochen. Tenor: Die Stadt möge doch bitte endlich den Prüfauftrag abschließen und einen Kauf ernsthaft in Betracht ziehen. „Es tun sich immer wieder neue Förderkulissen auf“, sagte SPD-Sozialpolitiker Ercan Telli am Rande der Klausur. Man müsse den Plan, die Immobilie zu kaufen, aber mit der nötigen Hartnäckigkeit vorantreiben. Und die vermisse er bislang.