Oberhausen. Wie geht es den Menschen in Oberhausen? Reicht das Geld für Heizung, Strom und Lebensmittel? Wir fragen nach und erhalten erschreckende Antworten.

Beate Schuster kommt gerade aus einem Supermarkt. Sie ist auf den Rollator angewiesen. Vorne im Korb transportiert sie eine vollgepackte Einkaufstüte. „Es geht uns schlecht“, erzählt die Oberhausenerin mit einem kritischen Blick auf ihre möglichst günstig gekauften Waren. Die Lebensmittelpreise steigen inzwischen fast wöchentlich. Dazu kommen kaum noch bezahlbare Strom- und Heizkosten.

Beate Schuster und ihr Mann leben von einer Rente in Höhe von insgesamt 1200 Euro monatlich. 545 Euro kostet die vergleichsweise sogar noch recht günstige Warmmiete. „Dazu kommen 160 Euro für Strom und 40 Euro für Telefon und Fernsehen.“ Um mit dem Geld bis zum Monatsende auszukommen, verzichtet das Ehepaar inzwischen auf Obst, frisches Gemüse und Milchprodukte – „denn die sind für uns zu teuer geworden“. Und dann auch noch dies: Die Sehstärke der 55-Jährigen hat sich verändert. „Eine neue Brille ist längst fällig, aber für mich nicht mehr bezahlbar.“ Beate Schuster hat Angst davor, dass die Preise weiter steigen und „wir uns dann weder die Heizung, den Strom noch genug Lebensmittel leisten können“.

An der Kleidung wird zuerst gespart

Angelika, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte, und ihr Mann leben von einer Rente in Höhe von 1500 Euro. Ihre neue Energiekosten-Abrechnung hat sie noch nicht erhalten. „Aber die erwarten wir wirklich mit großer Sorge“, räumt die Rentnerin ein. Denn schon jetzt reiche das Geld nur noch knapp. Deshalb spart das Paar, wo es kann. „Vor allem an der Kleidung.“ Schon lange habe sie sich nichts Neues mehr gegönnt. Dennoch blickt die 71-Jährige auch mit Zuversicht in die Zukunft: „Ich bin noch gesund und kann, falls die Lebenshaltungskosten weiter klettern, wieder arbeiten gehen, um etwas dazuzuverdienen.“

Jasmin Priebs (im Bild) ist stolz auf ihre Tochter, die so viel wie möglich arbeiten geht, um sich ihr Studium überhaupt leisten zu können.
Jasmin Priebs (im Bild) ist stolz auf ihre Tochter, die so viel wie möglich arbeiten geht, um sich ihr Studium überhaupt leisten zu können. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Auch Jasmin Priebs bereiten die hohen Preise längst Kopfzerbrechen. „Mein Mann und ich sind beide berufstätig und wir kommen bislang finanziell auch noch klar“, erzählt die 50-Jährige. Doch die Situation für ihre 22-jährige Tochter habe sich extrem verschärft. „Sie ist Studentin und zahlt mittlerweile für ihr kleines Zimmer in einer Wohngemeinschaft in Köln eine monatliche Kaltmiete von 800 Euro.“ Dazu kämen die Heiz- und Stromkosten sowie „die in Köln sogar noch teureren Lebensmittel“. Die Bürokauffrau sagt: „Wir unterstützen sie, soweit wir können.“ Aber natürlich reiche das alles nicht. Um sich das Studium überhaupt noch leisten zu können, gehe die Tochter so viel wie möglich arbeiten. Jasmin Priebs weiß: „Das ist eine ungeheure Belastung.“ Was die jungen Leute da leisten, sei enorm. „Unsere Tochter ist ja kein Einzelfall, allen Studentinnen und Studenten aus ihrer Wohngemeinschaft und aus ihrem Bekanntenkreis geht es genauso.“

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Statt der üblichen rund 1400 Euro wird Hans-Peter Schieffer seinem Stromanbieter diesmal gut 2000 Euro überweisen müssen. Das hatte der Oberhausener sofort überschlagen, als ihm die Energieversorgung Oberhausen (EVO) die Ankündigung über steigende Strompreise schickte. Als Sofortmaßnahme zum Stromsparen rüstete der Elektroingenieur daheim sämtliche Lampen auf energiearme LED-Leuchtmittel um. „Die Heizungen haben wir auch gedrosselt“, ergänzt Gabriele Schieffer.

Mehr Wohngeld für Haushalte mit niedrigem Einkommen

Die Energieanbieter müssen ihren Kundinnen und Kunden bis spätestens Ende Februardie neuen Abschläge für ihre Energiekosten und die Entlastung durch die von der Bundesregierung eingeführten Preisbremse mitteilen.

Mit einem interaktiven Energiekosten-Rechner der Verbraucherzentrale NRW lassen sich aber schon jetzt die neuen Abschläge inklusive der Preisbremsen und der monatlichen Entlastung berechnen – für Strom, Gas und Fernwärme.

Die Bundesregierung und die Länder möchten angesichts steigender Energiepreise Haushalten mit niedrigem Einkommen helfen: Deutlich mehr können nun Wohngeld erhalten und auch höhere Beträge bekommen. Wer einen Anspruch hat, steht hier: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/geld-versicherungen/kredit-schulden-insolvenz/wohngeld-wer-es-bekommt-und-wie-sie-es-beantragen-78141

Zimmer, in denen sich die beiden kaum aufhielten, würden überhaupt nicht mehr beheizt. Noch hätten sie ihre Fernwärme-Abrechnung zwar nicht erhalten. „Aber wir wissen ja, dass auch die Fernwärme-Preise deutlich erhöht worden sind und da ganz schön etwas auf uns zukommt“, sagt die 67-Jährige. Was die beiden aber beruhigt: Zusätzlich zur recht guten Rente fließt bis heute noch ein Gehalt aufs Konto. „Denn ich gehe nach wie vor halbtags arbeiten“, verrät der 69-Jährige.

Das Ehepaar Gabriele und Hans-Peter Schieffer hat daheim längst alle Lampen auf energiearme LED-Leuchtmittel umgerüstet, um Stromkosten einzusparen.
Das Ehepaar Gabriele und Hans-Peter Schieffer hat daheim längst alle Lampen auf energiearme LED-Leuchtmittel umgerüstet, um Stromkosten einzusparen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz