Oberhausen/Mülheim. Nach der Kollision einer Straßenbahn mit einem Bus wird der Fahrer der Tram angeklagt. Der 34-jährige Mülheimer soll ein Signal missachtet haben.
Für Polizei und Feuerwehr in Oberhausen war es einer der größten und dramatischsten Einsätze des vergangenen Jahres: Am 9. Juni um 10.48 Uhr kollidierten auf der ÖPNV-Trasse in Höhe der Werthfeldstraße eine Straßenbahn der Linie 112 und ein Bus der Linie SB91. 40 Fahrgäste saßen zu diesem Zeitpunkt in der Tram. 50 in dem Gelenkbus. In dessen hinteren Teil riss die Straßenbahn ein Loch. Lange hatte die Staatsanwaltschaft zur Unfallursache ermitteln lassen, auch ein Gutachten eines Sachverständigen wurde eingeholt. Jetzt haben die Ermittlungsbehörden den Fahrer der Straßenbahn angeklagt. Es handelt sich um einen 34-Jährigen aus Mülheim.
Demnach bestätigen sich offenbar Vermutungen, die schon kurz nach dem Unfall kursierten. Der Fahrer der Straßenbahn soll vor dem Unfall das Haltesignal einer Ampel missachtet haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann daher eine vorsätzliche Gefährdung des Bahnverkehrs in Tateinheit mit fahrlässiger Körperverletzung in 33 Fällen vor.
Rettungskräfte versorgen 33 Verletzte
33 Verletzte versorgten die Rettungskräfte nach dem Unfall. Mehrheitlich hatten sie zum Glück nur leichtere Verletzungen. Einen 69-Jährigen aber hatte es so schwer getroffen, dass der Mann mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Kurzfristig schwebte der Verletzte sogar in Lebensgefahr.
Die Fotos vom Unfallort ließen im Juni erahnen, dass der Unfall noch weit schlimmere Folgen hätte haben können. Die Ermittlungsbehörden haben danach einen enormen Aufwand betrieben, um die Ursache der Kollision zu klären. Eine Drohne lieferte unmittelbar nach dem Unfall Bilder aus der Luft, auch Fahrtenschreiber wurden sichergestellt und ausgewertet. Angesichts der Bilder ist der entstandene Sachschaden, von dem die Anklage ausgeht, fast überschaubar. Er soll bei rund 55.000 Euro liegen. Laut Unfall-Gutachten war der Bus mit 27 km/h unterwegs, die Straßenbahn mit Tempo 23.
Schüler für Zivilcourage ausgezeichnet
Nach dem Unfall, in beiden Fahrzeugen saßen damals etliche Schüler, hatten zwei Jugendliche nicht lange gezögert, sondern als Ersthelfer mit angepackt und Verletzte versorgt, bis Feuerwehr und Polizei vor Ort waren. Zwei Monate nach der Kollision waren Joel Matias Grundmann und Felix Büscher von Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz ausgezeichnet und gelobt worden. Sie hätten bewiesen, „dass Zivilcourage kein Alter kennt. Und ich hoffe, dass sie damit ein Beispiel für andere sind.“
Einen Termin für einen Prozess gegen den Mülheimer gibt es noch nicht. Das Amtsgericht muss nun im sogenannten Zwischenverfahren noch über die Zulassung der Anklage entscheiden. Angeklagt ist der 34-Jährige wegen des mehrheitlich jungen Alters der Opfer vor einem Jugendrichter. Nicht auszuschließen ist daher zum jetzigen Zeitpunkt, dass eine mögliche spätere Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten werden könnte.