Oberhausen. In der Arena Oberhausen liegt wieder eine Eisfläche. Denn der berühmte Cirque du Soleil gastiert. Wir haben uns hinter den Kulissen umgeschaut.

Es ist ein Anblick, der Nostalgikern wohl die Tränen in die Augen treibt: In der Rudolf-Weber-Arena neben dem Centro Oberhausen liegt wieder eine Eisschicht auf dem Hallenboden. Die Fläche schimmert schneeweiß. als würden gleich die Eishockey-Spieler der Revier-Löwen dem Puck hinterher jagen - so wie vor gut 20 Jahren.

Doch das Eishockey-Abenteuer ist bekanntlich traurige Geschichte. Die Löwen existieren nicht mehr. Dafür übernimmt ein weltbekanntes Ensemble auf Kufen das Eis, das in Fachkreisen längst ein Brüller ist. Der Cirque du Soleil gastiert bis Sonntag, 20. November, in der Arena und spielt stolze sieben Vorstellungen.

In der Show „Crystal“ geht es um eine junge Frau, die aus der Realität in die glitzernde Welt der Eiskristalle flieht. Die Sitzplätze bieten beste Sicht auf das coole Spektakel. Wir durften vor dem ersten Kufenflitzer aber einen Hallenbereich betreten, der sonst streng verboten ist: hinter die Bühne.

Und siehe da: Der Cirque du Soleil hat die Backstage-Räume in eine ganz eigene Artisten-Welt verwandelt. Mit einem Fitness-Raum, Probenmatten, Wäscherei und sogar einer Schneiderei, wo fortlaufend genäht und angepasst wird.

Arena Oberhausen: Cirque du Soleil transportiert 421 Container

Die Kanadierin Christine Achampong kennt sich im Gewusel bestens aus: Die Managerin begleitet die Akrobaten und Eiskunstläufer rund um den Erdball - von Halle zu Halle. „Jeder Backstage-Bereich sieht anders aus. Wir passen uns an. In Oberhausen haben wir etwas kompakter gebaut.“

421 große Kisten mit Material reisen mit. Sie müssen binnen 15 Stunden an ihrem Bestimmungsort verbaut werden. Man hört die Radrollen, die schweres Material transportieren. Doch das meiste ist diesmal schon fertig.

Nebenan werkeln schon etliche Artisten in lockeren Sportklamotten - und motivieren sich gegenseitig. Es erklingt lockere Pop-Musik aus den Boxen. An einer Trimmbank stemmen sie Gewichte. An verbauten Eisenstangen absolvieren sie Klimmzüge.

„Das Training läuft fortlaufend“, sagt Christine Achampong und deutet auf die daneben ausgelegte Sportmatte. Eine Artistin schwebt, vom Arm ihres männlichen Partners getragen, in die Höhe. Was Laien schon beim Zuschauen eine Leistenzerrung fühlen lässt, ist hier Routine. Die Stimmung ist locker. Es wird gescherzt.

Arena Oberhausen: Cirque du Soleil unterhält eigene Schneiderei

44 Künstlerinnen und Künstler, Akrobaten, Schlittschuhläufer, Clowns und Musiker sind unterwegs, die 18 verschiedene Sprachen beherrschen. Klar: Bei der kanadischen Produktion bleibt Englisch bevorzugte Artisten-Umgangssprache.

In Fluren stehen Schlittschuh-Trockner. Aus einer Kabine rattern Geräusche der Nähmaschine. Dort, wo sich sonst Musik-Stars auf ihre Arena-Auftritte vorbereiten, hängen Uniformen, Hemden und Röcke. In der Schneiderei wird die Garderobe für jeden Artisten einzeln angefertigt. Nicht nur Farben und Formen müssen stimmen. Selbst für das Make-up existiert eine Gebrauchsanweisung. Detailarbeit!

Von der Stange können die verspielten Outfits wahrlich nicht sein. „Viele Artisten tragen in der Show mehrere Outfits. Diese müssen hinter der Bühne in fünf bis 15 Sekunden gewechselt werden.“ Das klappe durch Routine und sogenannte abreißbare Kleidung, die den Stoff mit wenigen Handgriffen vom Körper löst.

In der Schneiderei werden auch köpfeweise Haare von Maskenbildnerinnen in Form gebracht: Perücken mit roten Haaren sind bei „Crystal“ gefragt. Erstmals verheiratet der Cirque du Soleil Eislauf und Artistik miteinander.

Cirque du Soleil ist übrigens nicht gleich Cirque du Soleil: Das kanadische Unterhaltungsunternehmen begann mit nur wenigen Straßenkünstlern und ist heute ein Weltkonzern. Mit 42 konzipierten Show-Themen. Momentan werden weltweit sieben verschiedene Shows gespielt - eine dauerhaft in Las Vegas.

Arena Oberhausen: Cirque du Soleil zwischen Las Vegas und Oberhausen

Nicht nur hinter den Kulissen schuften sie: Auf dem Eis probt die Crew vor noch leeren Arena-Sitzen. Und ja, man kann gut erahnen, welchen Kurs „Crystal“ einschlägt. Artisten schweben an Seilen in die Luft. Nur mit der Kraft ihrer Beine heben Sportler ihre Trainingspartnerinnen über das Eis. Ein spektakuläres Bild.

Eine der Künstlerinnen heißt Stina Martini (29). Die junge Österreicherin steht seit der Kindheit begeistert auf dem Eis und nahm an Weltmeisterschaften teil: „Je mehr Menschen bei einer Show anwesend sind, desto besser für mich. Das motiviert mich. Zum Glück kenne ich kein Lampenfieber.“

Mit dem Auftritt beim Cirque du Soleil erfüllt sich die Salzburgerin einen Traum. „Ich sehe so viele Städte. Jeder Applaus motiviert mich.“ Einen coolen Plan B für die Zeit nach ihrer Kufen-Karriere hat sie schon: „Ich möchte als Lehrerin arbeiten.“

>>> Cirque du Soleil - das kosten die Eintrittskarten

Der Cirque du Soleil gastiert mit seinem Programm „Crystal“ in der Oberhausener Rudolf-Weber-Arena. Es gibt Vorstellungen am Donnerstag, 17. November, um 20 Uhr. Freitag, 18. November, um 20 Uhr. Samstag, 19. November, spielt der Zirkus mit 16 und 20 Uhr zwei Vorstellungen. Am Sonntag, 20. November, haben Fans um 13 und 18 Uhr die Gelegenheit zuzuschauen.

Die Eintrittspreise variieren je nach Tag, Uhrzeit und Sitzplatz. Die Preise beginnen bei 60 Euro. Zuvor war der Cirque du Soleil mit anderen Artistik-Programmen am Centro Oberhausen zu Gast.