Oberhausen. Die hohen Energiepreise bedrücken viele Bürger; sie versuchen jetzt, weniger Geld auszugeben. Darunter leiden nicht nur die Friedensdorf-Kinder.

Pandemie, Flutkatastrophe, Ukraine-Krieg – im vergangenen Jahr gab es für die Deutschen viele Gründe, ihr Mitgefühl mit großzügigen Spenden auszudrücken. Nach Angaben des Deutschen Spendenrates war 2021 ein Rekordjahr: Rund 5,8 Milliarden Euro wurden an Notleidende verschenkt. Doch nun, mit teuren Preisen im Supermarkt und der Angst vor hohen Heizkosten im Winter, hat diese Großzügigkeit offenbar ein jähes Ende.

Hilfsorganisationen, wie beispielsweise die Tafeln für die Lebensmittelversorgung armer Bürger, bekommen dies zu spüren. Aber auch das Oberhausener Friedensdorf funkt SOS. In einer besorgten Mitteilung des Vereins heißt es, dass Sachspenden deutlich rückläufig seien. Dieser Trend betreffe nicht nur die Hilfseinrichtung selbst.

Besonders bei den Kleiderspenden sei wegen der aktuellen Energiekrise offenkundig, dass sich viele Menschen beim Erwerb neuer Textilien zurückhalten, beobachtet das Friedensdorf. Wer sparen will, scheint seine Kleidung länger selbst zu tragen, statt abzugeben. „Durch die aktuelle Energiekrise gibt es eine zunehmende Kaufzurückhaltung. Dadurch ist der Kreislauf in Sachen Kleiderspenden jetzt schon spürbar unterbrochen“, analysiert Claudia Peppmüller vom Friedensdorf.

Dieses Problem mache sich nun beim geplanten Afghanistan-Hilfseinsatz im November ebenso bemerkbar wie im Friedensdorf-Heimbereich und in den Interläden, in denen gut erhaltene Bekleidung für wenig Geld verkauft wird. Die Erlöse der Verkäufe fließen komplett in die inhaltliche Arbeit des 1967 gegründeten Vereins Friedensdorf International.

Spenden werden priorisiert: Heimeinrichtung, Hilfslieferungen, Interläden

Während weniger Spenden reinkommen, ist zugleich nach Beobachtung der Friedensdorf-Mitarbeiter die Nachfrage nach gut erhaltenen, gebrauchten Textilien und Schuhen extrem gestiegen, weil die meisten Bürgerinnen und Bürger von den gestiegenen Lebenshaltungskosten so stark belastet sind. Viele vresuchen zu sparen, wo es nur geht. Deshalb hoffe man im Friedensdorf nun auf eine neue Welle der Hilfsbereitschaft von Privathaushalten oder Firmen. Außerdem benötigt das Friedensdorf unbedingt Stellplätze im Oberhausener Stadtgebiet für Altkleidercontainer. Diese könnten theoretisch auf jedem Privatgrundstück aufgestellt werden.

Besonders benötigte Sachspenden sind Kinder- und Erwachsenenbekleidung, Haushaltsartikel wie Bettwäsche, Handtücher oder Küchenutensilien. Die Gegenstände müssen allerdings in einem brauchbaren, guten Zustand sein. Elektrogeräte können nicht angenommen werden. Das Friedensdorf versichert, diese Reihenfolge bei der Verwendung der Spenden einzuhalten: Bevor eine Sachspende in den Interläden zum Verkauf angeboten wird, werden zuerst die Schützlinge des Friedensdorfes in der Oberhausener Heimeinrichtung bedacht oder anfallende Hilfsgütersendungen in die Projektländer zusammengestellt.

Mit der Ankunft neuer Kinder aus Angola im Oktober und aus Afghanistan im November würden dringend weitere Sachspenden gebraucht. Derzeit gebe es einen großen Bedarf an Schuhen für Kinder und Erwachsene. Alle Kleiderspenden und Gegenstände können in den Interläden oder der Friedensdorf-Zentralstelle, Lanterstraße 21 in Dinslaken, abgegeben werden. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 12 bis 16 Uhr, samstags von 8 bis 15.30 Uhr. Weitere Informationen gibt es unter 02064-49 740.