Oberhausen. Seit 1997 hat sich der Investitionsbedarf an der Oberhausener Gesamtschule angestaut, sagt die Schulleitung. „Es gibt mehr Kinder als Plätze.“
Als „Sparschule“ bezeichnete diese Zeitung die Gesamtschule Weierheide in Oberhausen-Sterkrade, als sie im Jahr 1997 gegründet wurde – „unter sehr beengten Verhältnissen“, begründet Doris Sawallich die Wortwahl. Und auch heute, 25 Jahre später, „platzen wir aus allen Nähten“, sagt die Schulleiterin. Mit dem 25-jährigen Jubiläum gibt es nun trotzdem einen Anlass zum Feiern.
Knapp 1000 Schülerinnen und Schüler besuchen die Gesamtschule im Oberhausener Norden – die vierte im Stadtgebiet. Sie ist nach der ursprünglichen Gebietsbezeichnung „Weierheide“ (im 17. Jahrhundert noch „Weierhorst“) benannt. Die Jahrgänge fünf bis sieben werden an dem Standort in Buschhausen an der Fichtestraße, die Jahrgänge acht bis 13 an dem Hauptstandort an der Egelsfurthstraße unterrichtet. Die Gesamtschule ist eine Ganztagsschule. An ihr können alle Bildungsabschlüsse der Sekundarstufe I und der gymnasialen Oberstufe erworben werden.
Ein drängendes Problem sei der anhaltend große Investitionsbedarf
Über die vergangenen 25 Jahre habe die Gesamtschule Weierheide, deren Schulleiterin Doris Sawallich seit nun sieben Jahren ist, viele Veränderungen durchlebt: Die Pisa-Studie und die sich in Folge immer wieder ändernden Lernpläne, die Flüchtlingskrise im Jahr 2015 und der Wechsel von G9 zu G8 und wieder zurück an den Gymnasien, der auch für die Gesamtschulen nicht ohne Konsequenzen geblieben sei. Denn auch hier musste etwa der Einsatz der zweiten Fremdsprache vorgezogen werden.
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Ein anhaltendes Problem sei aber der große Investitionsbedarf, betont die Schulleiterin. Nicht nur mit Blick auf die Digitalisierung. Die Schulgebäude der Gesamtschule Weierheide seien teils sehr alt. Das älteste stamme aus dem Jahr 1905 und befinde sich auch in entsprechendem Zustand. „Das Dachgeschoss dürfen wir nicht mehr betreten.“ Auch Corona habe noch einmal deutlich gezeigt, dass zum Beispiel die Fenster in vielen Gebäuden erneuert werden müssten und es mehr und größere Räume brauche. Es fehle einfach an Platz für die Schülerinnen und Schüler in Oberhausen. „Es gibt mehr Kinder, als es Schulplätze gibt“, fasst Sawallich es zusammen.
„Für Kinder mit Hauptschulempfehlung bleibt nur die Gesamtschule“
Jedes Jahr müsste ihre Schule Kinder ablehnen, die mit der fünften Klasse starten wollen. Abhilfe schaffen könnte die geplante fünfte Gesamtschule im Oberhausener Knappenviertel. Sie soll zum Schuljahresstart 2026/27 ihren Betrieb aufnehmen. „Die Kinder, die sich da anmelden, sind längst geboren“, gibt Sawallich zu bedenken. „Die Zahlen haben wir.“ Und der Bedarf würde perspektivisch weiter steigen – auch mit Blick auf Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind oder flüchten werden.

Hinzu kommt, dass es in Oberhausen seit dem Jahr 2018 keine Hauptschule mehr gibt. Und: „Für Kinder mit Hauptschulempfehlung bleibt nur die Gesamtschule“, weiß auch Sawallich. Obwohl einer der Grundgedanken der Gesamtschulen eigentlich die Drittelparität war, also ein Drittel Gymnasiasten, ein Drittel Realschüler und ein Drittel Hauptschüler. Das Konzept einer „Schule für alle“ habe sich trotzdem über die Jahre gehalten, findet die Schulleiterin. Auch heute sei die Gesamtschule Weierheide ein „Spiegel der Gesellschaft“.
Mutig in die Zukunft
Die Feier zum 25. Jubiläum der Gesamtschule Weierheide stand unter dem Motto „Mutig in die Zukunft“. „Wir leben in einer Zeit, die dieses Mutes in besonderem Maße bedarf“, schreibt Schulleiterin Doris Sawallich im Programmheft.
Mehr als 60 Lehrkräfte der Gesamtschule sind zu sogenannten „Lions-Quest“-Lehrerinnen und Lehrern ausgebildet. „Sie erarbeiten mit ihren Klassen, was man zum Erwachsenwerden alles braucht“, erklärt Sawallich. 2019 wurde der Schule erstmalig das „Lions-Quest-Gütesiegel“ verliehen, nun wurde sie rezertifiziert. Bei der Jubiläumsfeier überreichten Vertreter des Clubs das zweite Qualitätssiegel.
Doch nicht alle Schülerinnen und Schüler, Mitarbeitende und Lehrende konnten bei der Feier am 28. September 2022 dabei sein. „Corona hat uns nicht verlassen“, erklärt Sawallich die noch immer großen Herausforderungen nach mehr als zwei Jahren Pandemie. „Aber wir haben bisher alle Krisen gemeistert“, zeigt sie sich zuversichtlich.
Da die Gesamtschule Weierheide keinen großen Veranstaltungsraum besitzt, fand die Feier in der Tabgha-Kirche statt. Die Schule verfügt zwar über ein Forum, dort finden aber nur 100 Personen Platz.