Oberhausen. Immer wieder gibt es von Bürgern Kritik an der Arbeit der Stadt. Ein Ärgernis: Stattliche Bäume werden gefällt. Der Oberbürgermeister kontert.
Seit mittlerweile sieben Jahren regiert der Christdemokrat Daniel Schranz die 210.000-Einwohner-Stadt Oberhausen. Und hat dabei leidvoll erfahren müssen, wie schwer es ist, als Chef der 2800-köpfigen Stadtverwaltung anvisierte Ziele nicht nur in Konzepten festzuschreiben, sondern tatsächlich Realität werden zu lassen. Denn der fast 48 Jahre alte Politologe und Historiker weiß genau, dass die Schwächen und Mängel seiner Geburtsstadt ein enormes Beharrungsvermögen haben und ohne ständige Detailarbeit und Hartnäckigkeit kaum zu beheben sind.
Dennoch ist Schranz zutiefst überzeugt davon, mit seinen Teams viel für die Bürger erreicht zu haben, weit mehr als Leuchtturmprojekte, wie der Jobcenter-Dachgarten, den neuartigen Hobby-Golf-Anbieter Topgolf oder das Innenstadt-Hotel im alten Kaufhof. Aber weil im Alltag, in den Gesprächen von Oberhausenern, immer wieder bekannte, aber auch bereits behobene Miseren der Stadt hervorgehoben werden, und nicht das Erreichte, ist Schranz dazu übergegangenen, in seiner Rede zum neuen Haushaltsplan Lobeshymnen auf erreichte Meilensteine zu erheben – und sich bei verantwortlichen Gestaltern in der Stadt zu bedanken. Hier seine wichtigsten Anliegen aus der Rede im Stadtrat:
Hinkt Oberhausen bei der Digitalisierung wirklich hinterher?
Dass auf diesem Feld noch viel Arbeit liegt, bestreitet der Oberbürgermeister nicht. Aber: „Wir haben es geschafft, bis auf ganz wenige Ausnahmen alle Schul- und Verwaltungsstandorte ans Glasfasernetz anzuschließen – und das innerhalb kurzer Zeit und fast ausschließlich mit Fördergeld. Andere Kommunen fragen unser IT-Team, wie es das hinbekommen hat.“
Fällt Oberhausen ständig Bäume und wird immer kahler?
Nein, versichert Schranz. „8700 Bäume werden die Servicebetriebe Oberhausen in diesem Jahr pflanzen. Demgegenüber stehen rund 530 Bäume, die gefällt werden mussten und müssen. Wir pflanzen also in diesem Jahr 16 Mal mehr Bäume, als wir fällen. Der größte Teil wird in Wäldern und anderen Forstanlagen wachsen, rund 540 Bäume an Straßen und auf Schulhöfen.“
Und ein Teil des wichtigen Neue-Mitte-Plans 2040 wird schon bald verwirklicht: „Wir werden wie bereits in diesem Herbst loslaufen und rund 150 zehnjährige Linden entlang der Essener und Osterfelder Straße pflanzen, die zu einer eindrucksvollen Allee heranwachsen sollen.“
Vernachlässigt die Rathaus-Spitze die Stadtbezirke Osterfeld, Sterkrade und Alt-Oberhausen?
Natürlich nicht, beteuert Schranz. „Allein in den vergangenen drei Jahren haben wir über 100 Millionen Euro Förderung eingeworben – vor allem für die Investitionen in unsere Schulen und die Digitalisierung. Dazu gehören auch Fördermittel für die Entwicklung unserer Quartiere: So haben wir in den vergangenen zwei Jahren mehr Städtebauförderung eingeworben als in den fünf Jahren davor – nämlich 17,1 Millionen Euro für unsere drei Innenstädte. In den vergangenen zehn Jahren haben wir mit über 40 Millionen Euro der Städtebauförderung unsere Quartiere vorangebracht.“ Als Beispiele nennt das Stadtoberhaupt die frische Politur für den Kleinen Markt in Sterkrade (eine Million Euro) sowie die geplante neue Stadtteilbibliothek, das neue Jugendzentrum und das neue Veranstaltungszentrum auf dem Gelände der Gesamtschule Osterfeld für 19 Millionen Euro.
Kümmert sich die Stadt ausreichend um den Mangel an Kitas und die schlechte Baustruktur vieler Schulen?
Oberhausen hat die Zahl der Kitaplätze in den vergangenen zehn Jahren durch Neubauten und Anbauten deutlich ausgebaut – Ende dieses Jahres werden es 8614 Plätze sein. Auch viele Schulgebäude sind auf Vordermann gebracht worden. „In diesem Jahr haben wir rund 40 Millionen Euro an Investitionen in Schulen und Kindertageseinrichtungen geplant.“ Im nächsten Jahr kommen fast 50 Millionen Euro dazu.
Zehn Millionen Euro sind gebunkert für die neue Gesamtschule an der Knappenstraße; drei Millionen Euro für Ausbauten der Gesamtschule Weierheide, des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums und der Grundschule am Froschenteich. Nicht zu vergessen: Der bereits bezogene neue Anbau am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg sowie die neuen Naturwissenschaftsräume, das grüne Dach für das Elsa-Brändström-Gymnasium und die modernisierten Lehrschwimmbecken, die nun acht Prozent des städtischen Energiebedarfs einsparen.
Kommt die Wirtschaft in Oberhausen nicht voran?
Im Gegenteil, meint Oberbürgermeister Daniel Schranz. „Mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gab es in Oberhausen zuletzt 1983. Allein von Dezember 2020 auf Dezember 2021 sind fast 2300 neue sozialversicherungspflichtige Beschäftigte dazu gekommen, ein Plus von 3,4 Prozent.“ Klar sei aber: „Wir müssen uns weiter um Ansiedlungen bemühen, müssen nachhaltig Wirtschaftsflächen entwickeln, müssen für Gründerinnen und Gründer attraktiver werden.“
Es gibt also bei allen Erfolgen noch eine Menge zu tun, räumt Schranz ein. Und gibt ein großes Versprechen ab: „Verantwortung übernehmen, handeln, Zuversicht vermitteln – wir stehen nicht für das Beschreiben von Problemen, sondern für das Lösen von Problemen. Das tun wir jeden Tag.“