Oberhausen. Das Team des Friedensdorfs Oberhausen erlebt in Tadschikistan bittere Armut und reist durch sieben Provinzen, um kranken Kindern zu helfen.
Sieben Tage, sieben Provinzen, 1500 Kilometer: Das Programm des Friedensdorf-Einsatzteams in Tadschikistan folgt einem straffen Zeitplan. Trotzdem war die Vorfreude riesig, als Birgit Hellmuth, Hikmat Yorov und Claudia Peppmüller in ein Flugzeug stiegen. Nach drei Jahren Zwangspause durch die Corona-Pandemie war es im Juni endlich wieder möglich, nach Zentralasien zu reisen, um mit der Partnerorganisation „Dechkadai Sulh Derewnja Mira“ Kinder für eine medizinische Behandlung in Deutschland auszuwählen.
Die Republik Tadschikistan zählt zu den ärmsten Regionen Zentralasiens. Von den fast zehn Millionen Einwohnern leben die meisten in ländlichen Gebieten und betreiben Landwirtschaft. Jedes Familienmitglied muss mithelfen. Behandlungen sind nur in der Hauptstadt Duschanbe möglich. In Tadschikistan müssen Medikamente und Operationen selbst bezahlt werden. Für viele Kranke ist aber schon der Weg in die Hauptstadt finanziell nicht machbar.
Hohe Anzahl an behinderten Kindern
Deshalb fuhr das Team zu den Menschen in die Provinzen. Auf der Reise quer durch den Süden Tadschikistans sahen die Helfer aus Oberhausen 300 kranke Kinder – mehr als gewöhnlich. Die Kindervorstellungen fanden in den Räumen lokaler Projekte statt; in Rehabilitationszentren für Kinder mit Behinderung. Eine Ausnahme bildete ein Haus in der Stadt Kurgan-Tjube. Dort wohnt Nigora, die von 1999 bis 2000 selbst aufgrund einer schweren Brandverletzung im Friedensdorf war. Ihre Eltern hatten nach Nigoras Genesung ein Büro eröffnet, um kranken Kindern zu helfen. Für Nigora ist das eine Herzensangelegenheit: „Ich kann genau verstehen, wie sich die Kinder fühlen und wie es den Familien geht. Jetzt sind meine Narben geheilt und ich bin gesund. Deshalb helfe ich gerne.“
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Die hohe Anzahl an behinderten Kindern in Tadschikistan ist vor allem auf die Geburten zurückzuführen, die tadschikische Frauen ohne ärztliche Betreuung zuhause bewältigen. „Sie haben mir das Kind regelrecht rausgerissen“, erzählte eine Mutter in Hamadoni. Aufgrund der vielen körperlich eingeschränkten Kinder in Tadschikistan finanzierte das Friedensdorf 2016 ein Projektgebäude in Duschanbe. In dessen Physiotherapie-Raum werden Kinder mit Behinderung mobilisiert. Erweitert wurde das Projekt 2019 für Kinder mit schwersten Behinderungen um ein mobiles Physiotherapie-Team, das vor Ort Hausbesuche durchführt. Auf seiner Reise traf das Friedensdorf-Team auch auf ehemalige Schützlinge, um sicherzustellen, dass genesene Kinder nach der Rückkehr langfristig begleitet und versorgt werden.