Oberhausen. Abrissbagger in Aktion: Das leerstehende Horrorhotel an der Kapellenstraße in Oberhausen-Osterfeld wird jetzt Stück für Stück weggeknabbert.

Auf diesen Augenblick hat Osterfeld lange Zeit warten müssen: Das Horrorhotel an der Kapellenstraße wird seit Dienstag, 19. April 2022, 9.27 Uhr, abgerissen!

Ein großer Abrissbagger ist vor Ort präsent. Um 9.27 Uhr knabbert er zum ersten Mal am Bauwerk der Ruine. Bauschuttcontainer stehen bereit. Die gesamten Arbeiten werden sich wohl über mehrere Tage, ja Wochen erstrecken. Zum Auftakt schauen zahlreiche Passanten und Spaziergänger auf ihrem täglichen Weg zum Volksgarten an dem umzäunten Ruinen-Grundstück vorbei, um sich die Arbeiten anzusehen. Manche zücken spontan ihr Handy und machen Fotos von dem Geschehen.

Die Arbeiter besprühen die Fassade mit Wasser, um die Staubentwicklung so gering wie möglich zu halten.
Die Arbeiter besprühen die Fassade mit Wasser, um die Staubentwicklung so gering wie möglich zu halten. © FFS | Ant Palmer

Zu den Augenzeugen vor Ort gehört auch Siegfried Landers, der die Historie des seit Jahren leerstehenden Hotels und einstigen Restaurants aus ganz persönlichen Gründen ziemlich gut kennt: Hier hat er Ende der 1960-er Jahre seine spätere Ehefrau Elisabeth kennengelernt, die in dem Haus im Jahr 1947 geboren worden sei, wie er direkt am Absperrzaun berichtet. Sein Schwiegervater ist der verstorbene Karl-Heinz Slickers, dem das Haus mehrere Jahrzehnte gehört habe, erzählt der Osterfelder.

Kickenberg: „Hier konnte man in Ruhe sein Bier trinken“

Siegfried Landers zeigt auf einzelne Etagen und Fenster der dunklen Ruine, an der deutlich die Spuren der vergangenen Brände zu sehen sind: „Da war das Wohnzimmer der Familie, dort das Schlafzimmer!“ In der Tat: Schon im Jahr 2011 hat das Osterfelder Heimatblatt „Der Kickenberg“ über Karl-Heinz Slickers berichtet. „Als neuer Besitzer machte er den Volksgarten 1950 zu einem Lokal, in dem man nicht nur ,gut bürgerlich’ essen, sondern auch einfach nur in Ruhe sein Bier trinken konnte“, heißt es in einem ausführlichen und lesenswerten Rückblick auf die Historie des Restaurants „Zum Volksgarten“ aus der Feder von Dirk Hellmann. Ja, dieses Haus direkt am Volksgarten war lange Zeit ein echter Stadtteiltreffpunkt und zum Beispiel das Vereinslokal des benachbarten Turnerbundes Osterfeld.

Das Horrorhotel am ersten Tag des Abrisses von einer Drohne aus fotografiert.
Das Horrorhotel am ersten Tag des Abrisses von einer Drohne aus fotografiert. © FFS | Ant Palmer

An diesem strahlend sonnigen April-Morgen liegt diese detailreiche Geschichte weit zurück. Die Bauarbeiter halten einen Wasserschlauch griffbereit, besprühen die Fassade des Hauses, um die Staubentwicklung durch den Abriss so gering wie möglich zu halten. Dann krachen die ersten Mauerteile herunter.

Turnerbund hat Mehrgenerationenpark im Blick

112 Jahre an der Kapellenstraße 80

Die Gemeinde Osterfeld errichtete von 1907 bis 1910 gegenüber dem Volksgarten das gleichnamige Restaurant. Das berichtet das Osterfelder Heimatblatt „Der Kickenberg“ in seiner Ausgabe vom Dezember 2011.Das Haus mit seiner wechselvollen Geschichte hat also genau 112 Jahre an der Kapellenstraße 80 gestanden.

„Der Abriss hat begonnen – das ist eine gute Nachricht für Osterfeld“, sagt Karl-Heinz Mellis vom Turnerbund Osterfeld, den die Redaktion telefonisch erreicht. Ist das Grundstück freigeräumt, könne die Debatte zur künftigen Nutzung auf neuer Grundlage fortgeführt werden. Ende 2021 hat es ja bereits einen viel beachteten Ortstermin des Turnerbundes mit Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) an der Kapellenstraße gegeben. Der Turnerbund würde gerne im Volksgarten und auf dem benachbarten Hotelgrundstück einen Mehrgenerationenpark als öffentliches Sport- und Bewegungsangebot errichten.

Noch befindet sich das Areal allerdings im Besitz eines Oberhauseners, der in Irland lebt. Der Besitzer hatte vor Ostern noch versucht, mit einem Eilantrag den Komplettabriss des Gebäudes zu verhindern. Dieser Eilantrag ist vom Verwaltungsgericht Düsseldorf unmittelbar vor den Feiertagen abgelehnt worden, womit das von der Stadt beauftragte Abrissunternehmen nun tätig werden kann.

Der Zerfall des Oberhausener „Horrorhotels“ in Bildern

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So kennen Anwohner das sogenannte „Horrorhotel“ an der Kapellenstraße 80 in Oberhausen-Osterfeld - heruntergekommen, ausgebrannt, zugewuchert. Doch das Hotel sah nicht immer so aus.
So kennen Anwohner das sogenannte „Horrorhotel“ an der Kapellenstraße 80 in Oberhausen-Osterfeld - heruntergekommen, ausgebrannt, zugewuchert. Doch das Hotel sah nicht immer so aus. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz
Das Horrorhotel in Oberhausen-Osterfeld wurde 1910 gebaut und glich damals einem kleinen Schlösschen im Volksgarten. Hier zu sehen: Eine Grußkarte aus der Zeit.
Das Horrorhotel in Oberhausen-Osterfeld wurde 1910 gebaut und glich damals einem kleinen Schlösschen im Volksgarten. Hier zu sehen: Eine Grußkarte aus der Zeit. © Kickenberg Oberhausen | Kickenberg Oberhausen
So sah das Horrorhotel knapp hundert Jahre später (2011) aus, als noch Hotelbetrieb herrschte.
So sah das Horrorhotel knapp hundert Jahre später (2011) aus, als noch Hotelbetrieb herrschte. © Kickenberg Oberhausen | Kickenberg Oberhausen
Im Januar 2020 stand das Hotel bereits seit sechs Jahren leer und verfiel immer mehr.
Im Januar 2020 stand das Hotel bereits seit sechs Jahren leer und verfiel immer mehr. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn
Der ehemalige Eingangsbereich erinnert an vergangene Zeiten, die Natur erobert sich hier ihren Platz zurück.
Der ehemalige Eingangsbereich erinnert an vergangene Zeiten, die Natur erobert sich hier ihren Platz zurück. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Bis zuletzt weigerte sich der Besitzer des „Horrorhotels“, das einsturzgefährdete Gebäude abreißen zu lassen.
Bis zuletzt weigerte sich der Besitzer des „Horrorhotels“, das einsturzgefährdete Gebäude abreißen zu lassen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn
Wie aus einem Gruselfilm: Das verlassene Hotel lockte unter anderem selbsternannte „Geisterjäger“ nach Oberhausen.
Wie aus einem Gruselfilm: Das verlassene Hotel lockte unter anderem selbsternannte „Geisterjäger“ nach Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn
05. November 2021: Es ist nur einer von vielen Bränden in dem abrissreifen Gebäude, dieses Mal wird allerdings der Dachstuhl zerstört.
05. November 2021: Es ist nur einer von vielen Bränden in dem abrissreifen Gebäude, dieses Mal wird allerdings der Dachstuhl zerstört. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel
Spätestens seit dem letzten Brand gleicht das ehemalige Hotel nur noch einer Ruine. Kaum vorstellbar, dass hier bis vor acht Jahren noch Hotelbetrieb herrschte.
Spätestens seit dem letzten Brand gleicht das ehemalige Hotel nur noch einer Ruine. Kaum vorstellbar, dass hier bis vor acht Jahren noch Hotelbetrieb herrschte. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer
Seit dem 13. April 2022 stehen die Abrissbagger bereit, um dem Verfall des „Horror-Hotels“ ein Ende zu setzen.
Seit dem 13. April 2022 stehen die Abrissbagger bereit, um dem Verfall des „Horror-Hotels“ ein Ende zu setzen. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer
Am 19. April 2022 wird das verlassene Hotel nach langem Hin und Her abgerissen.
Am 19. April 2022 wird das verlassene Hotel nach langem Hin und Her abgerissen. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer
Nach 112 Jahren wird das Gebäude im Volksgarten abgerissen.
Nach 112 Jahren wird das Gebäude im Volksgarten abgerissen. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer
Am zweiten Abrisstag ist das Gebäude schon kaum noch wiederzuerkennen.
Am zweiten Abrisstag ist das Gebäude schon kaum noch wiederzuerkennen. © Leserfoto | Markus Müller
Ein Bagger arbeitet sich an der Fassade entlang.
Ein Bagger arbeitet sich an der Fassade entlang. © Leserfoto | Markus Müller
Am dritten Abrisstag ist nicht mehr erkennbar, dass das Gebäude mal ein Hotel war.
Am dritten Abrisstag ist nicht mehr erkennbar, dass das Gebäude mal ein Hotel war. © Leserfoto | Markus Müller
Fünf Tage nach Beginn der Abrissarbeiten ist vom Horrorhotel nur noch ein Haufen Geröll übrig.
Fünf Tage nach Beginn der Abrissarbeiten ist vom Horrorhotel nur noch ein Haufen Geröll übrig. © Leserfoto | Markus Müller
Tschüss, Horrorhotel! Der Bagger kümmert sich am 26. April 2022 um die letzten Überreste des ehemaligen Hotels im Volksgarten.
Tschüss, Horrorhotel! Der Bagger kümmert sich am 26. April 2022 um die letzten Überreste des ehemaligen Hotels im Volksgarten. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller
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