Oberhausen. Judas Priest widmeten sich mit 6300 Fans in der Arena Oberhausen „50 Heavy Metal Years“ - und die Altmeister verzichteten nicht auf große Gesten.

Für 48 Stunden ist Oberhausen der Mittelpunkt der Metal-Welt: Erst sorgt am Samstag das erste in Deutschland aufdrehende „Knotfest“ der amerikanischen Metal-Band Slipknot für eine Festival-Premiere. Nur einen Abend danach sind die britischen Altmeister von Judas Priest in der Rudolf-Weber-Arena dran. Der Veranstalter meldet 6300 Fans - die wiederum weit zurückreisen.

„50 Heavy Metal Years“, ein halbes Jahrhundert - und kein bisschen leise. Der Tour-Titel lässt Rob Halford und seine Gefährten auch keineswegs in andächtige Ruhe verfallen. Die Männer aus Birmingham gehören seit den 1970er Jahren zum stilprägenden Treibstoff der Szene. Und bringen diesmal die Hard-Rockband „The Dead Daisies“ als Vorgruppe mit.

Judas Priest: Motorrad knattert - Halfords Stimme bleibt unantastbar

Dass der Priest-Steuermann unter dem leuchtenden Band-Logo im letzten Akt des Anderthalb-Stunden-Konzerts ein knatterndes Motorrad auf die Bühne fährt, gehört seither zum guten Ton. „Hell Bent for Leather“ aus dem Album „Killing Machine“ trägt noch den Benzingeruch des Anfangsjahrzehnts der Briten.

Die Fans haben zu diesem Zeitpunkt längst Fahrt aufgenommen. Alte und neue Anhänger lassen die Haarmatten kreisen und formen die Finger zur typischen Pommes-Gabel. Der Innenraum sieht proppenvoll aus. Der Unterrang ebenfalls. Unter dem Dach der Arena bleiben die Sitzplätze allerdings leer. Das bedeutet: Die Halle ist zu knapp drei Fünftel ausverkauft.

Das Konzert selbst beginnt mit „One Shot at Glory“ aus dem 1990er Album „Painkiller“ eher mit dem frühen Mittelalter des Judas-Zeitalters. Mit rasiermesserscharfen Cover-Rädern und dem damals noch frischen Schlagzeuger Scott Travis brachten Judas Priest keine Schmerzmittel, sondern ihren Metal-Messias unter die Fans. Ein guter Start!

Judas Priest: Wunschkonzert? Fans fordern „Painkiller“

Travis ist es auch, der in der Arena Oberhausen zwischendurch zum Mikrofon greift und sich am Sonntagabend wie an einem feierfreudigen Freitag fühlen darf. „Oberhausen, Germany! Wir lieben das Essen, das Bier und das Publikum!“ Den folgenden Song wählen die Priest-Fans selbst aus. Klar: „Painkiller“ schallt es lautstark zurück, bevor Rob Halford kurz vor seinem 71. Geburtstag die Stimme immer noch erstaunlich stabil in gewohnte Höhenlagen jagt. Wunschkonzert!

Nein, über Textunsicherheit bei ihren Gegenüber müssen sich Judas Priest keine Sorgen machen. Bei „Turbo Lover“ geht die metallische Reise in die 1980er Jahre zurück - und das Echo ist gewaltig. Zwischendurch wird die Sangesleistung der Anhänger mit Nahaufnahmen sogar auf die Leinwand projiziert.

Ansonsten passt die raue Malocher-Bühnenkulisse mit Fässern, Rohren und Verstrebungen samt grandioser Lichtshow zur ehemaligen Industriestadt Oberhausen wie angegossen. Birmingham lässt grüßen!

Judas Priest: „The Sentinel“, „Breaking the Law“ bis „Hell Patrol“

Energie transportiert aber auch die übrige Priest-Band - allen voran der stets gestenreich agierende Gitarrist Richie Faulkner. „Living after Midnight“ spielen sie zum Abschluss weit vor Mitternacht.

Ein tiefes „Priest, Priest, Priest…“ schallt nach einem ausgewogenen Hit-Feuerwerk mit weiteren Klassikern wie „The Sentinel“, „Breaking the Law“ und „Hell Patrol“ durch das Heavy-Metal-Rund. Nein, zum alten Eisen gehören Judas Priest längst nicht.

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Der Sommer ist in Konzerthallen traditionell etwas dünner belegt. Trotzdem gibt es in der Rudolf-Weber-Arena weitere Auftritte - quer durch mehrere Genres.

Am Samstag, 13. August, Escalation Fest der Metalcore-Band Electric Callboy (vormals Eskimo Callboy) aus Castrop-Rauxel. Beginn ist schon um 16 Uhr. Karten: rund 56 Euro. Peter Maffay schaut dann am Sonntag, 4. September, vorbei. In der „So weit"-Tour geht es um 50 Jahre aus der Live-Karriere des Musikers. Start: 20 Uhr. Tickets: ab 82 Euro.