Oberhausen. Fünf Oberhausener Kioske bieten am 6. August je nach Wahl Kleinkunst, Live-Musik oder Ballakrobatik – auch dank eines stadtbekannten Kurators.

Mehr als 250 kreativ Aktive an 50 Programm-Buden von Bergkamen bis Witten, fünf Programmsparten und ein ganzer Tag im Zeichen der Budenkultur: Am Samstag, 6. August, von 15 bis 22 Uhr feiert das Ruhrgebiet wieder den Tag der Trinkhallen – und Oberhausen feiert mit zehn Büdchen wacker mit.

Mäzene des Tages sind standesgemäß der Regionalverband Ruhr (RVR), das Kulturministerium des Landes und die Brost-Stiftung. An 50 ausgewählten Trinkhallen revierweit – fünf davon in Oberhausen – gibt es ein von der Ruhr Tourismus organisiertes und finanziertes Kulturprogramm. Insgesamt haben sich knapp 120 Trinkhallen im gesamten Revier angemeldet. „Der Tag der Trinkhallen hat 2016 und 2018 voll eingeschlagen und die Vorfreude auf die Neuauflage ist groß“, verkündet Axel Biermann, der Chef der Ruhr-Touristiker.

Süßes oder Saures? Bärbel Peters in Borbeck bietet die Qual der Wahl eines veritablen „Tante Emma Ladens“.
Süßes oder Saures? Bärbel Peters in Borbeck bietet die Qual der Wahl eines veritablen „Tante Emma Ladens“. © Funke Foto Services | Kerstin Bögeholz

Das Programm für den großen Tag kann sich sehen lassen: Fünf Programmsparten verteilen sich auf die 50 Programm-Buden und halten ein knallbuntes Potpourri an Darbietungen bereit. Dabei wird zahlreichen lokalen Künstlern eine Bühne geboten – darunter auch etlichen revierbekannten Namen. Gleich elf Kuratoren haben das Programm entwickelt – unter ihnen auch der wohl stadtbekannteste Oberhausener.

Die Expertise des langjährigen Bademeisters

RWO-Präsident Hajo Sommers bringt als langjähriger Ebertbad-Bademeister die unbedingte Expertise für die „Kleinkunst“-Sparte mit (obwohl er dieses Etikett nicht sonderlich schätzt). Für das Programm in der Fußball-Sparte „Und Anstoß“ holten die Trinkhallen-Trainer allerdings Dr. Henry Wahlig vom Deutschen Fußballmuseum in Dortmund auf den Platz.

Eine unverrückbare Größe im Büdchen-Entertainment ist und bleibt der Kiosk am Ebertplatz – trotz seiner anrüchigen Vergangenheit. Denn „Olli’s Büdchen“ war einst ein Toilettenhäuschen – aber das ist mehr als 60 Jahren her. Für die kleinste Kultur-Institution am Ebertplatz kam natürlich nur ein „Bühne frei“-Programm, kuratiert vom Bademeister ein Häusken weiter, in Frage. Konkret geht’s um die Erkenntnis: Kann ein Luftballon Euer Leben verändern? Die Antwort gibt Comedian C. Heiland. mit seinem „Zehn-Punkte-Programm für Abgehängte“. Kabarett nach Noten liefert Lokalmatador Matthias Reuter mit seiner romantisch, poppig, jazzig, rockigen Wort- und Klavierakrobatik. Und Rocksänger Sebastian Dey macht die illustre Runde komplett.

Fast so stimmgewaltig wie dieser jetzt 79-jährige Mick Jagger – aber entschieden jünger: Sebastian Dey von „Dey Hard“.
Fast so stimmgewaltig wie dieser jetzt 79-jährige Mick Jagger – aber entschieden jünger: Sebastian Dey von „Dey Hard“. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Ebenfalls citynah bietet der „B 11“-Kiosk an der Blücherstraße 11 neben dem Büdchen-Typischen auch etliche polnische Spezialitäten – und am Trinkhallen-Tag ein „Machma lauter“-Spezial unter dem musikalischen Motto House, Disco und Breaks. Die DJs – Keikee, Medea, Ramon Ramirez und Glasersfeld – sind teils schon seit Jahren revieraktiv und haben ihre favorisierten Vinyl-Scheiben im Gepäck.

Vom gefrorenen Baikalsee zum Büdchen

Unter der „Lauter“-Rubrik firmiert am 6. August auch das sonst so gediegene „Stehcafé Darwisch“ an der Lothringer Straße 192: Neben zwei Oberhausener All-Time-Heroes erlebt das geneigte Publikum stehend oder kommod auf Gartenstühlen die bizarre Kunstfigur „Mme La Groketterie“, spezialisiert auf folkig-melancholische Coversongs. Als Duo vereint musizieren „Till & Baba“: der exzellente Gitarrist Till Bittroff und Winfried Baar, Mitbegründer der legendären Downtown Angels. Dritte Attraktion an dieser Bude: Die „Wild Wind Skiffle Group“, die schon mit Gitarre und Waschbrett auf dem vier Meter dicken Eis des sibirischen Baikalsees gespielt.

Auch die „Trinkhalle Akca“ an der Katharinenstraße 89 zog das große „Machma lauter“-Los: Schon seit der Jahrtausendwende wühlen sich der legendäre DJ Señor 45 (übrigens schon heiß geliebter Tag-der-Trinkhallen- Veteran) und seine Seelenverwandten Anemone, DJan und Thorsten Pop-Missile durch die Clubs im Ruhrgebiet. Für Lirich versprechen sie ein köstlich tanzbares „Pottpourri“ mit Soul, Funk, Easy Listening und Indie-Pop-Songs.

Sommerflair vor der Trinkhalle 27 an der Lothringer Straße.
Sommerflair vor der Trinkhalle 27 an der Lothringer Straße. © FUNKE Foto Services | Joachim Schultheis

Last, not least, unter den fünf Oberhausener Programm-Buden firmiert die „Trinkhalle Peters“ an der Ankerstraße 2 – ein veritabler „Tante Emma Laden“ für die Borbecker Nachbarschaft. Hier gibt’s genial kuratierten Fußballzauber: Denn was Mo Jamal mit dem Leder veranstaltet, grenzt an Zauberei.

Exklusive Kicker-Kunst in Borbeck

Dieser Fußball-Freestyler balanciert den runden Kunst-Gegenstand kopfüber im Handstand mit seinen Füßen. Unglaubliche 2 Stunden und 22 Sekunden balancierte Mo auf dem Rücken liegend einen Ball auf seiner Fußsohle: Weltrekord! Jetzt präsentiert er bei Peters exklusiv seine Kicker-Kunst.

Fünf weitere Kioske mit eigenen Attraktionen

Von ihnen darf man sich überraschen lassen: Fünf weitere Trinkhallen in Oberhausen machen am großen Tag mit – jedoch ohne kuratiertes Programm. Stattdessen haben sich die guten Geister hinter den Tresen in Eigenregie etwas Besonderes einfallen lassen.

Dazu zählen der „7 Tage Kiosk“ an der Lothringer Straße 121, „B & S“ an der Bottroper Straße 93 in Osterfeld, der „Liricher Kiosk 62“ an der Wilmsstraße 62, sowie in Schmachtendorf die „Trinkhalle Pietrasch“ an der Oranienstraße 40 und der nahe Cocktail-Kiosk „Pottshaker“ an der Oranienstraße 127.