Oberhausen. Sebastian Dey führt nach 19 Jahren seine Jugendband zusammen. Ihr Album wurde nie veröffentlicht, dabei stammt es von einem Star-Produzenten.
Wenn Sebastian Dey sich die alten Videoschnipsel anschaut, denkt er an längst geschlagene Klangschlachten und daran, dass man die Vergangenheit eigentlich nicht zurückdrehen kann. „Wenn ich mich auf der Bühne beobachte, denke ich, dass ich heute mein eigener Vater sein könnte.“
Und doch bastelt der 41-Jährige an einer ganz persönlichen Zeitmaschine. Das für immer verschollen geglaubte Album seiner Jungband „Die kaum Unglaublichen“ erscheint knapp 15 Jahre, nachdem der letzte Gitarrenriff dafür gespielt wurde.
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„Gar nicht mal so gut“ lautet der Titel, der allerdings nicht als Grund für die lange Parkposition in der Mottenkiste verstanden werden sollte. Es geht um Selbstironie. Lustige Loser. Guten Kaffee. Schlechten Kaffee und einige Idioten. Trotzdem fand diese Mischung aus Spaß-Punk und Deutsch-Pop nie den Weg in die Gehörgänge der Fans. Warum eigentlich nicht?
Produzent der „Toten Hosen“ arbeitet an „Gar nicht mal so gut“
Man muss früh ansetzen. Über einen Freund eines Freundes findet die 2002 gegründete Band mit Jon Caffery zusammen. Der ist immerhin Produzent von Campinos „Toten Hosen“. Und damit, logisch, eine echte Persönlichkeit in der Szene. Caffery produziert plötzlich das Album der Oberhausener. „Wir haben geglaubt, wir wären Rockstars“, sagt Sebastian Dey über seine frühen Musiker-Jahre.
„Die kaum Unglaublichen“ sind Vorband von „Wir sind Helden“ mit Sängerin Judith Holofernes beim Konzert im Zentrum Altenberg. Doch zugleich wechseln in der Gruppe die Musiker ständig. Man diskutiert angeregt darüber, wohin der musikalische Kompass führen soll. Die Vierer-Band verschleißt zehn Mitglieder. Heute sagt Dey, dass es ein Fehler war, sich von Kollegen zu trennen. 2007 ist nach fünf Jahren endgültig Feierabend.
In Corona-Zeiten ruhen Musiker-Seelen und beruhigen sich auch manche Gemüter. Sebastian Dey telefoniert. Was zunächst Überwindung kostet, wie er sagt. Und er versöhnt sich mit alten Weggefährten. Bei einem Glas Wein findet er das vergessene Album-Material in der Schreibtisch-Schublade.
Sein Ziel: „Die verschollene Platte soll endlich erscheinen!“ Und bald ist er tatsächlich am Ziel: Schon am Donnerstag, 18. Februar, wollen sie das Album digital veröffentlichen und auch mit einer limitierten Auflage von 100 Stück auf CD pressen. Eben ganz wie früher.
Sebastian Dey: Eurovision-Vorentscheid sieht er kritisch
Für Sebastian Dey, den die Musik durch sein komplettes Leben begleitet, ist dies ein weiterer Schritt in der persönlichen Entwicklung. Mit seiner aktuellen Band „Dey Hard“ kehrt er stilistisch zu den Anfängen der „Kaum Unglaublichen“ zurück. Die Zeit hat ihn reifen lassen.
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Erinnerungen gibt es viele: Als Solo-Sänger nimmt der gelernte Altenpfleger 2012 am deutschen Vorausscheidung zum Eurovision Song-Contest teil. Bei der Pro-Sieben-Show „Unser Star für Baku“ kommt er weit, wird Achter. Doch die kurze TV-Berühmtheit sieht er heute kritisch: „Du steigst von Null auf Hundert und steigst genauso schnell wieder herunter. Das hat mir nichts gebracht.“
„Die kaum Unglaublichen“ trägt er trotz aller Schwierigkeiten stärker im Herzen. Diesen Teil seiner Lebensgeschichte hat er in einem 45-Minuten-Film zusammengeschnitten. Eine „Rockumentary“, also eine Mischung aus Rockmusik und Dokumentation mit einem Blick hinter die Kulissen, möchte er in einigen Tagen auf YouTube veröffentlichen.
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