Oberhausen. Zwei Monate hat der Oberhausener Energieversorger EVO keine Neukunden außerhalb der Stadt aufgenommen. Das hat sich geändert – zu hohen Preisen.
Trotz der Wirren und der unkalkulierbaren Preissprünge auf den internationalen Energiemärkten hat sich die Energieversorgung mittlerweile doch entschlossen, wieder neue Kunden aufzunehmen und ihnen Strom zu liefern.
Zwei Monate lang, von Mitte Dezember 2021 bis Mitte Januar 2022 hatte sich das halb der Stadt, halb dem Eon-Konzern gehörende Energieunternehmen geweigert, neue Kunden außerhalb seines Kernmarktes Oberhausen aufzunehmen, da die Preise für den einzukaufenden Strom explosionsartig gestiegen waren. Die EVO reagierte damals ähnlich wie viele andere Energieversorger, die die Einkaufslage auf den Märkten erst einmal in Ruhe bewerten wollten.
EVO beliefert über 100.000 Stromkunden
Die Energieversorgung Oberhausen (EVO) sitzt mit ihrer Zentrale und dem Kundenzentrum an der Danziger Straße 31 in direkter Nähe der Innenstadt und Fußgängerzone Marktstraße. Sie produziert dort selbst auch Strom und Wärme – genauso wie in der Nähe des Sterkrader Bahnhofs mit ihrem Biomasse-Heizkraftwerk.Die EVO liefert Strom an über 107.000 Kunden – und Gas an 25.700 Privatleute und Betriebe. Mit Notfallplänen und Krisensitzungen bereitet sich die EVO auf den denkbaren Fall vor, dass der Gaszufluss aus Russland nach Deutschland abgedreht wird – dann drohen vor allem Betrieben starke Einschränkungen in der Gasversorgung.
Hintergrund ist, dass Energieversorger in der Regel für die Gesamtzahl ihrer vorhandenen Kunden Strom und Gas per langfristigem Liefervertrag für zwei bis vier Jahre einkaufen. Strömen sehr viele neue Kunden plötzlich zu dem Unternehmen, muss die Energie für sie zusätzlich nachgekauft werden – zu den aktuell extrem hohen Preisen. Deshalb hatten die Energieunternehmen kein Interesse mehr, neue Kunden anzunehmen. Viele waren in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres auf der Suche nach einem neuen Strom- oder Gaszulieferer, weil ihnen der Vertrag ihres bisherigen Stromversorgers gekündigt wurde, denn diese hatten sich beim Energiekauf verkalkuliert. Allerdings hat der jetzige Kurs der EVO, nun doch wieder Neukunden aufzunehmen (etwa über die Tarifrechner-Seite auf der EVO-Homepage), einen hohen Preis.
Noch profitieren die Stammkunden von Langfrist-Lieferverträgen der EVO
Während die Bestandskunden derzeit noch von der langfristig angelegten Einkaufsstrategie der EVO profitieren und günstigere Strompreise von etwa 35 Cent pro Kilowattstunde zahlen, müssen Neukunden tiefer in die Tasche greifen. Der von der EVO angebotene Tarif TOB-Strom enthält zwar eine zwölfmonatige Preisgarantie, kostet aber für in Oberhausen wohnende 41,1 Cent pro Kilowattstunde und einen Grundpreis (Zählergebühr) von 158 Euro.
Bei einem Verbrauch von 2800 Kilowattstunden im Jahr zahlt so ein EVO-Strom-Stammkunde in diesem Jahr rund 970 Euro, ein EVO-Neukunde in Oberhausen allerdings 1300 Euro. Das ist ein Aufschlag von einem Drittel. Die Kilowattstunde kostet also im Schnitt für Neukunden 47 Cent (berechnet inklusive Zählergebühr). „Die Preise für Neukunden sind sehr stark vom Zeitpunkt des Vertragsabschlusses und den dann aktuellen Börsenpreisen abhängig“, erläutert die EVO. Noch härter trifft es alle Neukunden außerhalb Oberhausens: Neukunden aus Essen zahlen bei einem Verbrauch von 2800 Kilowattstunden an Strom rund 70 Cent je Kilowattstunde – doppelt so viel wie ein EVO-Stammkunde.
Energie-Einkaufskosten der EVO haben sich mehr als verdoppelt
Nach eigener Darstellung bleibt dem EVO-Vorstand um Hartmut Gieske und Christian Basler nichts anderes übrig, als die Energiekosten für Neukunden so stark zu erhöhen: „Durch den Krieg in der Ukraine haben sich die Gegebenheiten der Energiewirtschaft weiter verschlechtert. Von Juni 2021 bis März 2022 haben sich die Strom-Beschaffungskonditionen der EVO für das Lieferjahr 2023 mehr als verdoppelt.“ Eine solche Preisexplosion ist intern nicht mehr auffangbar, ohne dass dies Kunden spüren. Und so haben die Manager bereits angekündigt, dass auch für EVO-Altkunden die Preise für Strom, aber auch für Gas angehoben werden – wann und wie sehr ist noch ein Geheimnis.
Zuletzt hatte die EVO den Gaspreis Ende des vergangenen Jahres um zehn bis 20 Prozent verteuert. Sie sah sich zudem nicht in der Lage, den Strompreis abzusenken, obwohl die EEG-Umlage zur Förderung von Wind- und Solarenergie je Kilowattstunde vom Bund deutlich reduziert worden ist – das war also eine indirekte Preiserhöhung der EVO.
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