Oberhausen. Oberhausener Politiker und Kaufleute sind nach dem Kaufland-Wechsel in Sterkrade tief besorgt. Sie fordern eine rasche Lösung am Kleinen Markt.

Kaufland verlässt im kommenden Jahr das zweigeschossige Ladenlokal am Kleinen Markt - viele Kunden hat diese Nachricht am Dienstag völlig überrascht. Auch dass sich Kaufland ab Herbst 2023 im Ladenlokal von Edeka Zurheide kleiner aufstellen wird, Zurheide den Standort am Sterkrader Tor sogar komplett aufgibt, hat nach unserer Berichterstattung schnell die Runde gemacht.

Gerüchte über den ein oder anderen Wechsel großer Supermärkte gab es in Sterkrade immer wieder mal, berichten Stadtteil-Kenner. Doch nun wird es konkret, die Mitarbeiter beider Märkte sind bereits über den Standortwechsel informiert worden.

Für die Akteure in Sterkrade kommt der Kaufland-Umzug zur Unzeit. „Es ist schon zum Verzweifeln, da versucht die Lokalpolitik und eine aktive Interessengemeinschaft mit Aktionen, guten Ideen und eingeworbenen Finanzmitteln Sterkrade als Einkaufsstandort zu erhalten und dann kommt ein deutschlandweiter Player wie Kaufland und macht mit einer plötzlichen Standort-Entscheidung alles zunichte“, sagt Bürgermeister Manfred Flore mit Wut im Bauch.

Bürgermeister Flore: „Situation ist schon zum Verzweifeln“

Flore deutet damit die beschlossenen und geförderten Investitionen für einen attraktiveren Kleinen Markt an. Denn genau hier liegt der Eingang des Kaufland-Gebäudes. Auch Bezirksbürgermeister Ulrich Real bedauert den Wechsel von Kaufland in die neue Immobilie. Wobei ein kleinerer und spezialisierter Kaufland-Markt aus Sicht von Real nicht automatisch eine Verschlechterung bedeute.

Größer ist die Angst dagegen, dass ein weiteres Großgebäude in bester Innenstadtlage als Leerstand endet. Ähnliche Sorgen plagen den Stadtteil am Neumarkt - im ehemaligen Heck-Gebäude. Zuletzt verkaufte hier die Möbelkette Finke, schloss das Haus aber vor sechs Jahren. Nach einem neuerlichen Besitzerwechsel steht es seitdem leer. Vor den geschlossenen Türen sieht es schaurig aus. Ähnlich ergeht es dem ehemaligen Praktiker-Baumarkt (danach bis 2014 Max Bahr) im Hirsch-Center.

Nach Informationen unserer Redaktion besitzt der Investor Wolfgang Hirsch auch das Kaufland-Gebäude am Kleinen Markt. „Ein hartnäckiger Verhandlungspartner“, wie Real meint und damit andeutet, dass womöglich eine langatmige Nachfolgesuche drohen könnte.

Stig-Chef Schlagböhmer sieht auch Chancen für Sterkrade

So oder so. Auch für Robbie Schlagböhmer, Chef der Sterkrader Interessengemeinschaft (Stig), besitzt eine schnelle Folgenutzung der Immobilie im kommenden Jahr oberste Priorität. Schlagböhmer wünscht sich vom Besitzer eine Zentrum-verträgliche Nachvermietung. Möglichst rasch.

Schließlich bereitet auch das angeschlossene Parkhaus vielen Sterkradern Kopfzerbrechen. Im schlechtesten Fall fällt nach dem Auszug von Kaufland im Herbst 2023 weiterer, eh schon rarer Parkraum weg.

Der Chef der Kaufleute sieht im Kaufland-Umzug aber auch schlummernde Chancen. Ein Supermarkt von höherer Qualität, möglicherweise durch einen anderen Edeka-Betreiber, wäre am Kleinen Markt ein Wunschkandidat. Aber auch ein Möbel- oder Elektromarkt sind laut Schlagböhmer denkbar. „Hier sind Ideen gefragt. Die langgezogene Gebäudemeile an der Bahnhofstraße ließe sich zu einer breiten Schaufensterpassage umbauen.“

OB Schranz möchte Leerstand verhindern - "Gespräche laufen"

Kaufland sei zwar heute für Sterkrade ein wichtiger Frequenzbringer, die Kunden würden mittlerweile jedoch zielgerichteter einkaufen und weniger von Geschäft zu Geschäft bummeln, analysiert Schlagböhmer einen bundesweit Trend in Innenstädten. Daher wirke sich der Auszug des Supermarktes nicht zwangsläufig auf den umliegenden Handel aus.

Wie sieht Oberbürgermeister Daniel Schranz die Situation? "Wichtig ist für die Sterkrader Innenstadt, dass eine passende Nachfolgelösung gefunden wird." Die Stadtverwaltung tue alles in ihrer Macht Stehende, damit kein längerfristiger Leerstand folge. "Erste Gespräche sind bereits geführt worden. Zur Wahrheit gehört allerdings, dass es sich um eine Immobilie in Privateigentum handelt."