Oberhausen. Mit den deutlich strenger gewordenen Regeln für Ungeimpfte nimmt der Betrug mit gefälschten Impfausweisen offenbar zu – und andere Corona-Taten.
Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hat seit April in mehr als 1200 Fällen im Zusammenhang mit gefälschten Corona-Impfausweisen ermittelt. Unter anderem versuchten Verdächtige, mithilfe eines gefälschten Impfpasses einen personalisierten QR-Code zu erhalten, teilt das Landeskriminalamt (LKA) mit. Auch in Oberhausen stoßen Apothekerinnen und Apotheker, die Impfzertifikate ausstellen, zuweilen auf Ungereimtheiten.
Fälle von Betrugsversuchen mit gefälschten Impfzertifikaten werden offenbar mit jeder Verschärfung der Corona-Regeln häufiger. Diese Entwicklung gibt es in vielen Städten der Region, wie jüngste Berichte bestätigen. Auch in Oberhausen haben es die Ermittler mit diesem speziellen Delikt zu tun, erklärte Polizeisprecher Tom Litges am Montag auf Anfrage unserer Redaktion.
Fünf Straftaten zum Thema „Gefälschter Impfausweis“ in Oberhausen
„Straftaten im Zusammenhang mit der Corona-Epidemie, auch gefälschte Impfausweise, laufen bei der Polizei Oberhausen täglich ein“, so der Polizeisprecher. Insgesamt seien in Oberhausen bisher aber nur fünf Straftaten zum Thema „Gefälschter Impfausweis“ bekannt geworden.
Als die Redaktion am Montagvormittag die Anfrage dazu stellte, lief aktuell gerade in diesen Minuten eine weitere entsprechende Straftat bei der Polizei ein: Zwei bislang unbekannte Männer zeigten manipulierte Impfausweise in einer Oberhausener Apotheke und wollten auf diesem betrügerischen Weg an einen digitalen Impfausweis (QR-Code) gelangen, berichtet Tom Litges.
Kunden müssen in Apotheken Dokumente im Original vorlegen
Wie stellt sich aus Sicht der Apotheker die Lage da? „Wir haben ein ganz strenges Auge darauf“, sagt Thomas Hartenstein, Inhaber der Ruhrland-Apotheke am Hauptbahnhof Oberhausen. „Was nicht schlüssig ist, wird nicht ausgestellt.“ So verlangen er und seine Angestellten stets alle Dokumente im Original. „Fotos oder Kopien akzeptieren wir gar nicht“, erklärt Hartenstein. Auch einen Personalausweis müssen Kundinnen und Kunden zwingend vorlegen, um ein Impfzertifikat zu erhalten.
Häufig komme der Verdacht einer Fälschung in seiner Apotheke nicht auf, so Hartenstein. Aber „wir haben viele Zertifikate nicht ausgestellt, wenn die Daten nicht komplett waren“. Wenn also wichtige Angaben fehlen zum Impfstoff, ein Stempel oder eine Unterschrift, dann werden Kunden wieder nach Hause geschickt oder das Gespräch mit dem Arzt gesucht, der die Impfung verabreicht haben soll. In einem solchen Fall habe ein Kunde dann auch „Reißaus genommen“, berichtet der Apotheker.
Gute Fälschungen sind kaum zu erkennen
Gefälschter Impfpass schützt nicht vor Infektion
Thomas Hartenstein, Inhaber der Ruhrland-Apotheke, appelliert an Bürgerinnen und Bürger, die sich ein Impfzertifikat mit gefälschtem Impfpass verschaffen wollen, an andere, aber auch an sich selbst zu denken.
Jedem, „der versucht sich durchzumogeln mit dem gefälschten Ausweis“, so Hartenstein, müsse bewusst sein, dass auch er selbst nicht vor einer Corona-Infektion geschützt sei.
Auch in der Süd Apotheke an der Marktstraße haben Kunden schon zweifelhafte Impfausweise vorgelegt. Einer etwa sei offensichtlich vom Kunden selbst handschriftlich ausgefüllt worden, berichtet Inhaber Özkan Derin. „Die allgemeine Problematik ist da“, sagt er. In der Alpha Apotheke im Centro Oberhausen hingegen sind noch gar keine gefälschten Impfpässe aufgefallen.
Zur Anzeige haben die befragten Apotheken noch keinen Vorfall gebracht. „Super Fälschungen erkennt man nicht“, begründet Thomas Hartenstein von der Ruhrland-Apotheke. Etwa wenn ein gestohlener Arztstempel zum Einsatz gekommen ist. Und die Fälle, die ihm und seinem Team verdächtig vorkommen, werden eben genau geprüft. So seien Apotheken etwa auch von der Kammer dazu angehalten worden, nur Zertifikate für Corona-Impfungen auszustellen, die in oder im Umkreis von Oberhausen verabreicht worden sind. „Wir kennen die Ärzte, die Stempel, die Unterschriften“, erklärt Hartenstein diese Maßnahme. Auch so solle Betrug verhindert werden.