Oberhausen. Die „Mülltragödie“ kehrt in der fünften Spielzeit in Folge in Saal 2 zurück: Das rasante Spiel um ein großes Thema kommt mit wenigen Worten aus.

Eine einzige Inszenierung aus Florian Fiedlers erster Spielzeit als Intendant schaffte es bis in die Gegenwart. Doch dieser Coup gelang weder dem preisgekrönten „Schuld und Sühne“ noch Anna Polkes für den Blick auf die Stadtgeschichte so bedeutenden Solo „Das dritte Leben des Fritz Giga“. Nein, seit 2017 dabei ist einzig die rasante Produktion „Trashedy“ für junges Publikum ab zehn Jahren.

Jetzt präsentieren das Theater und das freie Kollektiv namens Performing Group mit einigem Stolz den Dauerbrenner in neuer Besetzung als „Wiederaufnahmepremiere“: Ronja Oppelt und Daniel Rothaug spielen am Freitag, 3. Dezember, um 18 Uhr im Saal 2 die erhellende und zeitkritische „Mülltragödie“ – denn nichts anderes bedeutet das Kunstwort aus „Trash“ und „Tragedy“. Es macht wenige Worte um ein globales Thema, das einem mit seiner erschreckenden Datenfülle eigentlich den Kopf schwirren lassen könnte.

Rasant und mit vollem Einsatz: Ronja Oppelt und Daniel Rothaug agieren zu R’n’B- und House-Klängen.
Rasant und mit vollem Einsatz: Ronja Oppelt und Daniel Rothaug agieren zu R’n’B- und House-Klängen. © Theater Oberhausen | Isabel Machado Rios

Wenn sich ein zeitgenössisches Schauspiel den Müllberg – von seiner privaten bis zur planetarischen Dimension – vornimmt, so müsste man doch fürchten, erschlagen zu werden von Zahlen, Daten, Fakten? Daniel Rothaug aber nennt das 50-minütige Spiel „zeitlos und super aktuell“ – eben weil es sein Anliegen auf ganz andere Art vermittelt. „Sprache ist nicht unser Mittel“, sagt denn auch Julia Mota Carvalho, die für Performing Group die Wiederaufnahme leitet. „Wir kommen vom Tanz und Physical Theatre.“

Ein besonderer Spaß und Ansporn

Ronja Oppelt nennt als Beispiel das eindrückliche Bild, wenn sie und ihr Partner – wie eine vielarmige indische Gottheit – mit Einwegbechern hantieren. „Der Abend zeigt auch, wie Sprache scheitert“, meint Daniel Rothaug. „Dabei wird die Thematik doch immer drängender“, ergänzt Ronja Oppelt. Was beide allein mit vollem spielerischem Körpereinsatz nicht zeigen können – das ergänzen die animierten Zeichnungen, die Klangkünstler Martin Rascher projizieren lässt. Vor und mit diesen Cartoon-artigen Bildern mit flottem Strich zu agieren, ist für das Schauspiel-Duo ein besonderer Spaß und Ansporn.

So will „Trashedy“ informativ sein – aber nicht belehrend. „Es ist auch in Ordnung“, betont Julia Mota Carvalho, „wenn die Zuschauerinnen und Zuschauer nur eine gute Zeit haben“.

Das Theater sorgt für Abstand im Saal 2

Die Premiere der Wiederaufnahme von „Trashedy“ beginnt am Freitag, 3. Dezember, um 18 Uhr im Saal 2 des Theaters am Will-Quadflieg-Platz. Weitere, jeweils 50-minütige Aufführungen folgen am Mittwoch, 8., Dienstag, 21., Mittwoch, 22., und Mittwoch, 29. Dezember. Premierenkarten gibt’s für 14 Euro, ermäßigt 5 Euro unter 0208 - 8578 184 oder per Mail an besucherbuero@theater-oberhausen.de.

Der Saal 2 zählt offiziell 80 Plätze, doch Ronja Oppelt und Daniel Rothaug spielen vor jeweils höchstens 30 Zuschauern. Das Theater sorgt so für sicheren Abstand.

Über die Jahre, seit „Trashedy“ erstmals 2012 von der Performing Group auf Festivals gezeigt wurde, habe sich schon viel verändert, beobachtete die Regisseurin und Choreographin: von Buhrufen etwa für das Plakat „Weniger Fleisch“ hin zu Szenenapplaus. Und „Fridays for Future“ war vor fast zehn Jahren noch niemandem ein Begriff.

Die erste „Trashedy“-Besetzung für vier Spielzeiten mit Lise Wolle und Mervan Ürkmez.
Die erste „Trashedy“-Besetzung für vier Spielzeiten mit Lise Wolle und Mervan Ürkmez. © Theater Oberhausen | Axel J. Scherer

Der T-Shirt-Slogan „Save the Planet“ hat eben „nicht an Aktualität verloren,“ so Daniel Rothaug, „sondern an Brisanz gewonnen“. Dabei blieb das Theater Oberhausen bis jetzt das einzige Stadttheater, das diese wichtige Inszenierung zur Zeit von der Kölner Performing Group übernahm.

Globaler kann ein Stück nicht sein

Das Kollektiv aus Köln spielte seinerseits den Dauerbrenner bereits in „mindestens 15 Ländern“, so Julia Mota Carvalho, „auch in Indien und Japan vor riesigen Schulen“. Und die Dialoge dazu sind so pointiert knapp gehalten, „dass wir immer die Landessprache benutzen konnten“. Globaler kann ein Stück zu einem globalen Thema wohl nicht sein.