Oberhausen. Dezernent Apostolos Tsalastras schildert dem Kulturausschuss eine paradoxe Lage: Jetzt dürften alle Säle gefüllt werden – bleiben aber halbleer.
Dank des „Freistil“-Programms konnten Kulturhungrige einen Sommer ohne das sprichwörtliche Loch genießen: so prall gefüllt mit Terminen, dass trotz langer Monate des Lockdowns schon wieder Übersättigung drohte. Eine genauere Auswertung der mit 450.000 Euro aus der Bundeskulturstiftung finanzierten „Freistil“-Wochen kündigte Apostolos Tsalastras dem Kulturausschuss für die nächste Sitzung in der Luise-Albertz-Halle an.
Ausdrücklich dankte der Kulturdezernent und Kämmerer aber bereits dem städtischen Kulturbüro sowie der Eventagentur Sensitive Colours für ihren Einsatz: „Das war schon ein ziemliches Mammutprogramm.“ Volker Buchloh durfte sich über Applaus aus allen Fraktionen freuen. Für die kleineren Kulturveranstalter – von den soziokulturellen Zentren übers Theater an der Niebuhrg bis zur Burg Vondern – milderten die sicheren „Freistil“-Einnahmen das sonst mit halbleeren Spielstätten verbundene Risiko. Und das wäre in diesem auch klimatisch unsicheren Sommer beträchtlich gewesen – angesichts lauter „Open Air“-Termine.
„Die Besucher sind noch sehr zurückhaltend“, resümierte Tsalastras vor den Kulturpolitikern. „Man rennt uns nicht die Bude ein.“ Mit dem Auslaufen der bisher geltenden Sonderfonds-Hilfen des Bundes bedeute diese Vorsicht zumal des älteren Publikums „ein extremes Problem“ für die privaten Veranstalter.
Publikum fühlt sich wohler mit „Abstandshaltern“
Eigentlich dürften sie, gemäß 3-G-Regelwerk, nun sämtliche verfügbaren Zuschauerplätze vergeben. Doch dafür gibt’s erstens noch gar keine Nachfrage. Zudem fühlen sich, zweitens, Kino-, Konzert- und Kleinkunst-Besucher mit einem freien Sitz als „Abstandshalter“ schlicht wohler. Ob Cinestar, Lichtburg und selbst das kleine Walzenlager-Kino: Die „Filmpaläste“ vergeben nach wie vor nur jeden zweiten Sitz in ihren Sälen.
Das für Veranstalter von Live-Aufführungen existenzielle Problem sei auch auf Bundesebene erkannt, berichtete der Kulturdezernent: „Der Bund will das Problem lösen“ – und zwar möglichst, bevor der neue Bundestag zusammentritt. Tsalastras erwartet eine auch juristisch haltbare und praktikable Hilfe für die freien Kulturveranstalter „in den nächsten Wochen“.
„Tourneen lassen sich so nicht durchplanen“
Bei den größeren Event-Schauplätzen allerdings bleibt es wohl noch für den Rest des Jahres beim Stillstand. Sitzplatzkonzerte mit Abstand sind weder für die Turbinenhalle noch für die König-Pilsener-Arena attraktiv. „Sie haben alles ins nächste Jahr geschoben“, weiß der erste Beigeordnete. Schließlich hält sich auch die international tourende Musiker-Prominenz überwiegend zurück. Noch sind Corona-Schutzvorkehrungen in jedem Land Europas anders geregelt – ganz zu schweigen vom bundesdeutschen Klein-Klein. Apostolos Tsalastras: „Tourneen lassen sich so nicht durchplanen.“