Oberhausen. Seit vielen Jahren breitet sich die giftige Herkulesstaude auf den Oberhausener Ruhrwiesen aus. Warum wird die Pflanze nicht dauerhaft entfernt?

Alle Jahre wieder… sorgt der Riesen-Bärenklau am Ruhrufer in Alstaden für Ärger. Seit vielen Jahren regen sich die Anwohner und Spaziergänger über das Treiben der Herkulesstaude, auch Riesen-Bärenklau genannt, auf den Ruhrwiesen in Oberhausen auf. Obwohl die Betroffenen seit Jahren fordern, die Staude großflächig zurückzuschneiden, ist auch in diesem Jahr zunächst einmal nichts Sichtbares gegen den Riesen-Bärenklau passiert. Die Pflanzen wachsen und gedeihen dort, wo Spaziergänger eigentlich einen Moment Ruhe suchen. „Die Stauden haben um sich gegriffen und die Wege am Ufer können von Spaziergängern nicht mehr genutzt werden“, berichtet Peter Klunk, Vorsitzender des Bürgerrings Alstaden.

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Das größte Problem ist aber nicht das Dickicht der Pflanzen, sondern dass die Staude giftig ist: Wenn der Bärenklau mit der menschlichen Haut in Berührung kommt und die betreffende Stelle dann von der Sonne beschienen wird, können die giftigen Substanzen, die wie ein Film auf der Pflanze liegen, heftige Verbrennungssymptome auslösen. Bei großflächigen Verbrennungen am Körper könnte das wegen der Gefahr einer Schockreaktion sogar kritisch werden, warnen Mediziner bereits seit Jahren.

Riesen-Bärenklau kommt gefährlich nach an Wohnhäuser am Ruhrufer

„Dieses Jahr ist der Riesen-Bärenklau sogar über den Deich gekommen, fast bis zu den Wohnhäusern an der Straße Am Ruhrufer“, beobachtet Klunk. „Die Anwohner hatten große Angst, dass die Staude auf ihre Gärten übergreift.“ Erst nach einem dringenden Appell der Anwohner seien Mitarbeiter des städtischen Eigenbetriebs „Servicebetriebe Oberhausen“ (SBO) kurzfristig ausgerückt, um die Pflanzen am Straßenrand zu entfernen. „Das löst allerdings noch nicht die Probleme auf den Ruhrwiesen.“

Jedes Jahr komme das Problem im Frühjahr zurück – bis in den Sommer hinein reicht die Blütezeit der Pflanze. „Eigentlich müsste der Bärenklau bereits im Frühjahr zurückgeschnitten werden, damit das Samengut sich nicht weiter verteilen kann“, fordert der Bürgerring-Vorsitzende. Zwischen 600 und 800 Meter lang sei der Weg, der nun nicht mehr benutzbar sei – bis an die Stadtgrenze zu Duisburg. Auch das Hochwasser im Juli konnte der Herkulesstaude nur wenig anhaben.

Offiziell ist das Betreten der Ruhrwiesen verboten, Spaziergänger werden aber seit Langem auf dem Trampelpfad entlang der Ruhr geduldet. Viel gegen die gefährliche Staude wird allerdings nicht passieren, erklärt das Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Meiderich, zu dessen Betriebsgelände die Ruhrwiesen gehören, auf Nachfrage unserer Redaktion. Bereits 2019 hätte es einen Runden Tisch zum Thema Bärenklau am Ruhrbogen gegeben, an dem Vertreter der Städte Duisburg und Oberhausen, der Biologischen Station „Westliches Ruhrgebiet“ und das Schifffahrtsamt teilgenommen hätten.

Spaziergänger müssen lernen, mit dem Riesen-Bärenklau zu leben

„Als wesentliches Ergebnis wurde festgehalten, dass der großflächig vorhandene Riesen-Bärenklau weder mit vertretbarem wirtschaftlichen Aufwand noch nachhaltig zu bekämpfen ist“, erläutert Willi Bornemann vom Fachgebiet Wasserstraßen und Gewässerbett. „In Teilbereichen findet eine Beweidung durch Rinder statt, was zu einer Reduzierung der Pflanze führen kann. Die Flächen werden jedoch durch Hochwasserereignisse regelmäßig mit neuem Samenmaterial überschwemmt.“

Jahrelange Diskussion

Der Riesen-Bärenklau ist ein so genannter „Neophyt“ – eine Pflanze, die hier nicht heimisch ist und sich erst im Laufe der letzten Jahre immer mehr ausgebreitet hat. Für viele Bürgerinnen und Bürger ist die Pflanze seit Jahren ein wiederkehrendes Ärgernis.

Die Staude eroberte sogar den Kommunalwahlkampf 2020. AfD-Oberbürgermeister-Kandidat Wolfgang Kempkes hatte sich als Direktkandidat in Alstaden-West schon früh des Themas angenommen, verlangte eindringlich, dass der Bärenklau großflächig und gründlich von offizieller Stelle beseitigt wird – und hatte sogar die Stadt angezeigt.

Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung versuche, neue und kleinräumige Bestände durch die Entnahme der Jungpflanzen zu bekämpfen. Das Prozedere sei allerdings sehr teuer und werde deshalb vor allem auf den Schleusen, Wehranlagen und an Schiffsanlegestellen durchgeführt. „Die Kommunen bekämpfen den Riesen-Bärenklau an besonders sensiblen Bereichen wie auf Spielplätzen, an Schulen, Kindergärten, Altersheimen und stark frequentierten, offiziellen Wegen in Parkanlagen und im Stadtgebiet. Eine flächendeckende Bekämpfung in der freien Landschaft findet nicht statt“, erklärt Bornemann.

Verschwinden wird die Herkulesstaude also nicht mehr. Obwohl die Pflanze ursprünglich gar nicht an der Ruhr beheimatet war, müsse sie „mittlerweile auch aus Sicht des Natur-und Landschaftsschutzes als uferbegleitender Bewuchs akzeptiert werden“, fasst der Experte die Situation zusammen.