Oberhausen. Auch in diesem Jahr steht die Einschulung im Schatten der Pandemie. Die Schulen in Oberhausen feiern ihre neuen Schüler trotzdem – auch im Regen.
Auch in diesem Jahr ist wieder alles etwas anders, als man es kannte: Auf die zweite Einschulung in Pandemie-Zeiten konnten sich Familien und Schulen zwar gut vorbereiten, doch ganz so ausgelassen wie in den vergangenen Jahren waren die Einschulungsfeiern am Mittwoch in den Oberhausener Schulen noch immer nicht.
Dann spielte auch noch das Wetter nicht mit: Am Morgen musste das Sophie-Scholl-Gymnasium in Sterkrade seine geplante Corona-konforme Feier auf dem Schulhof kurzerhand in die Aula verlegen – die neuen Fünftklässler wurden von Regen und grauem Himmel begrüßt. Doch für die sichtlich aufgeregten Mädchen und Jungen spielte das Wetter kaum eine Rolle – gespannte und freudige Gesichter warteten in der Aula auf die neuen Klassenlehrer, den neuen Schulleiter, die neue Umgebung. Kleine Schultüten gab es dann als kleine Überraschung auch noch – dafür ist man schließlich nie zu alt.
Neue Regeln für das Schuljahr: Maskenpflicht, Abstand, Testungen
Trotz aller Freude, die Regeln sind klar: Maskenpflicht und Abstand halten kennen die Fünftklässler schon aus den letzten Monaten, egal ob im Alltag oder der Grundschule. Auch das Fremde ist mittlerweile vertraut geworden – keine Maske rutscht, kein Kind wirkt genervt. Schulministerin Yvonne Gebauer hatte vor wenigen Wochen ihren Fahrplan für den Start ins neue Schuljahr vorgelegt: Alle Schulen starten mit vollem Präsenzunterricht, Testungen und Maskenpflicht im Schulgebäude. Gibt es einen positiven Fall in einer Klasse, wird nicht mehr zwingend der gesamte Verbund in Quarantäne gesteckt, sondern nur noch die direkten Sitznachbarn. Auch die Einschulungsfeiern sind wieder erlaubt – allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen.
Für die Schulen bedeutete das in den vergangenen Tagen eine Menge Organisation. Das Sophie-Scholl-Gymnasium schulte die Kinder in zwei zeitlich versetzten Schienen ein, um alle 150 neuen Schüler mit gebührendem Abstand empfangen zu können. So regelte es auch die Ruhrschule. Als einzige Grundschule im Stadtgebiet starteten die 67 i-Dötze dort schon einen Tag früher als gewohnt. Normalerweise werden Erstklässler erst am zweiten Schultag eingeschult. „Weil selbst ein Teil unserer Lehrkräfte ihre Kinder einschult“, erklärt Schulleiterin Sabine Schumann. In drei Zeitfenstern wurden die Kleinen nacheinander in der Schule begrüßt – eröffnet wurde das Schuljahr durch einen kurzen Wortgottesdienst in der benachbarten Kirche St. Antonius.
Eltern und Schulleitung blicken mit Sorge auf das neue Schuljahr
Jedes Schulkind darf in diesem Jahr nur von zwei Personen begleitet werden, jede Klasse ist in der Kirche unter sich. Eine Regelung, die Schulleiterin Sabine Schumann auch in Zukunft beibehalten möchte. „Früher war es einfach zu laut oder die Eltern sind ständig durch die Gegend gesprungen, um Fotos zu machen.“ Das sehen die Eltern ähnlich. „Ich finde das sogar ganz gut, es ist so etwas entspannter“, erzählt Mutter Sarah Zierhut. Sie begleitet schon ihr zweites Kind an seinem ersten Tag in die Schule. I-Dotz Erik ist überhaupt nicht nervös. „Er ist mit vielen seiner Freunde in eine Klasse gekommen und hat sich eigentlich nur gefreut. Ich bin sehr stolz.“
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Auch wenn die Pandemie an einigen wenigen Stellen sogar Erleichterung bringt, ist sie an den meisten anderen Stellen noch immer Grund zur Sorge. „Ich bekomme Bauchschmerzen, wenn ich daran denke, wie die Fallzahlen sich in den nächsten zwei Wochen entwickeln könnten“, sagt die Schulleiterin mit Blick auf die Familien, die noch nicht wieder aus dem Urlaub zurück sind. „Wir tun aber alles, damit wir nicht wieder in den Wechselunterricht müssen.“ Auch Sarah Zierhut hat schon Erfahrungen mit dem Thema Homeschooling gemacht. „Ich hoffe einfach, dass meine Kinder normal in die Schule gehen können.“
Schülerausweis ist ein wichtiges Thema für alle
Sabine Schumann empfängt die Eltern und Kinder nach dem Gottesdienst auf dem Schulhof – bewaffnet mit einer Packung medizinischer Masken. „Einige Kinder kennen das ja noch nicht, da sie erst mit Schulantritt eine Maske tragen müssen. Und die Eltern vergessen das manchmal in all der Aufregung.“ Mit einem letzten scheuen Blick zurück zu ihren Familien, die stolz die bunten Schultüten für ihre Kinder halten, geht es dann für die i-Dötze in ihre erste Schulstunde. „Aber nur 30 Minuten, länger schaffen die nicht, alles zu aufregend“, meint die Schulleiterin mit einem Zwinkern.
Während die Kinder ihr neues Umfeld kennenlernen, wenden sich die Familien an Sabine Schumann. In diesem Jahr ein besonders wichtiges Thema: Der Schülerausweis. Der gilt nach den neuen Regeln des Schulministeriums als Coronatest-Bescheinigung, da alle Kinder in der Schule zwei Mal pro Woche getestet werden. Das Ausstellen der einzelnen Testbescheinigungen für außerschulische Aktivitäten fällt dadurch weg – und die Schülerausweise werden zu einem wertvollen Stück Plastik. „Seit heute Morgen steht das Telefon nicht mehr still, alle wollen einen Ausweis für ihre Kinder beantragen“, erläutert Schumann. „So viele haben wir natürlich nicht hier. Eigentlich bekommen nur vereinzelte Schüler einen Ausweis, um ihr Schokoticket benutzen zu können. Die meisten Grundschüler brauchten bisher keinen.“
Abgespeckter Umtrunk auf dem Schulhof
Zeit zur Eingewöhnung
Am Sophie-Scholl-Gymnasium in Sterkrade stehen die ersten Schultage der neuen Fünftklässler noch unter dem Motto Eingewöhnung. „Wir wollen die Kinder erst einmal besser kennenlernen und sehen, wo sie stehen“, erklärt Klassenlehrer Hannes Piffko. „Zuerst wollen wir, dass sie sich hier wohlfühlen. Wir werden ihnen zeigen, wie das Gebäude aufgebaut ist und wie sie ihren Arbeitsplatz gestalten können.“
Auch an der Ruhrschule sind die ersten Tage anders geregelt. „Für zehn Tage holen wir die Kinder morgens noch auf dem Schulhof ab, bis sie sich gut genug im Gebäude auskennen und wissen, wo ihr Klassenraum oder die Toiletten sind“, sagt Schulleiterin Sabine Schumann.
Als die kurze Schulstunde endet, laufen die frischgebackenen Schülerinnen und Schüler erst ganz sittsam aus dem Gebäude – zumindest, bis sie ihre Familien erblicken. Schnell rennen die Kinder in die Arme ihrer Eltern und Geschwister, übergeben den ersten Elternbrief und grinsen unverkennbar durch ihre Masken. Noch schnell wird das Wasser ausgetrunken und ein Foto im Nieselregen gemacht, dann geht es auch schon nach Hause. Bei Familie Zierhut ist am Nachmittag noch eine größere Feier mit der Familie geplant. „Früher gab es auf dem Schulhof Kaffee und Kuchen, da hat man länger zusammengestanden“, resümiert Schumann mit einem Blick auf die sich verabschiedenden Eltern. „Durch die Corona-Einschränkungen verflüchtigt es sich schneller.“