Oberhausen. Ein verpackungsfreier Laden muss aufgeben. Kunden bedauern den Abschied aus Sterkrade. An wenigen Tagen hat der Shop noch geöffnet.

617 Kilogramm Verpackungsmüll verbraucht jeder Bundesbürger im Schnitt pro Jahr. Dagegen wollten Annette Metzgen und Sohn Sebastian in Oberhausen etwas unternehmen. Seit gut einem Jahr betreiben sie darum den Laden „Allerlei Verpackungsfrei“ an der Steinbrinkstraße in Sterkrade. Doch was zunächst vielversprechend begann, stimmt die Betreiber und viele Kunden nun traurig. Ende des Monats muss das sich an nachhaltigen Produkten orientierende Geschäft schon wieder schließen.

„Die Entscheidung fällt uns schwer“, sagt Betreiberin Annette Metzgen. „Aber durch die niedrigen Umsätze hatten wir keine andere Wahl.“ Gemeinsam mit Sohn Sebastian hat sie den Laden, der in Sterkrade sehr zentral gegenüber dem Schuhhaus Schmelzer und dem Bekleidungsgeschäft Lantermann liegt, erst im April des vergangenen Jahres gestartet. Mitten in der Corona-Pandemie.

Laden ohne Verpackung traf zunächst den Nerv

Ein schwieriger Auftakt. Doch in Oberhausen hatten die Betreiber offenbar einen Nerv getroffen. Die Kunden kamen zunächst - und kauften bei „Allerlei Verpackungsfrei“ ganz anders ein als in den gewohnten Supermärkten.

Der Laden verzichtet bewusst auf bunte Wegwerfbecher, dicke Kartonboxen und massenweise Plastiktüten. Dafür bringen die Kunden ihre wieder verwendbaren Schüsseln und Boxen selbst mit. Die Artikel werden aus Spendern abgefüllt und nach Gewicht bezahlt. So das gar nicht so schwierige Prinzip, das sich in einigen benachbarten Städten in anderen Unverpackt-Geschäften bereits etabliert hat.

Doch in Oberhausen kam es anders. „Leider hat uns dann aber der zweite Corona-Lockdown sehr stark getroffen“, sagt Annette Metzgen. Viele Kunden seien nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne, also Rudelfinanzierung von vielen einzelnen Unterstützern, nicht mehr zurückgekehrt. Das „Aus“ schmerze nun besonders, weil aus einigen Käufern auch Freunde geworden seien.

Treue Kunden, die im „Allerlei Verpackungsfrei“ ihre Einkäufe erledigen, bedauern jedenfalls den baldigen Abschied. Solche Stimmen vernimmt Annette Metzgen häufig an der kleinen Ladentheke.

Die ersten Käufer haben durch einen sehr persönlich gehaltenen Beitrag der Ladenbesitzer auf der Facebook-Seite davon erfahren. Nicht nur Oberhausener, sondern auch Besucher aus Nachbarstädten hatten das Ladenlokal in der Sterkrader Innenstadt zuvor angesteuert. Doch die Regelmäßigkeit fehlte.

Kunden blieben nach dem erneuten Lockdown aus

Am Freitag, 21. Mai, von 9.30 Uhr bis 18 Uhr und Samstag, 22. Mai, von 8 bis 15 Uhr, wollen die Betreiber zum Räumungsverkauf öffnen. Neben Teilen des Inventars gibt es die Produkte zu kaufen, die schon vorher bei Kunden der ökologischen Ladenidee besonders beliebt waren: Nudeln, Getreide, Cornflakes, Brot, Marmelade und Mehl sind dabei.

Der Laden verstand sich durchaus als Vollversorger und bestückte die Regale auch mit Pflege- und Haushaltsartikeln wie Shampoo, Seife sowie sanften Reinigungsartikeln wie Wasch- und Geschirrspülmitteln. Die Palette reichte bis hin zu Butterbrotdosen und Holz-Kochlöffeln.

Gerne hätten die Betreiber weitergemacht - doch die Zahlen ließen letztlich keine andere Wahl. Auch jetzt müssen noch Rechnungen bezahlt werden. Annette Metzgen und Sohn Sebastian wollen sich aus der Selbständigkeit zurückziehen. Für das Ladenlokal soll es einen Nachfolger aus einer anderen Sparte geben. Ende Mai müssen sie die Schlüssel übergeben.

>>> Allerlei Verpackungsfrei gilt als Vorreiter in Oberhausen

„Allerlei Verpackungsfrei“ öffnete in Oberhausen-Sterkrade als erstes Geschäft seiner Art in der Stadt. Das Ladenlokal befindet sich an der Steinbrinkstraße 216.

Während der Corona-Pandemie funktionierte der Laden ohne Verpackungen unter besonderen Hygieneauflagen. Die Spender mit den Waren wurden vom Personal bedient und nicht von den Kunden selbst.