Oberhausen. Wer bei der Sparkasse Oberhausen als neuer Kunde ein Girokonto eröffnen will, der muss künftig Strafzinsen zahlen, wenn er viel Geld mitbringt.
Die seit Jahren anhaltende Niedrigzinsphase trifft immer stärker auch ganz normale Privatkunden deutscher Banken und Sparkassen. Jetzt hat die Stadtsparkasse Oberhausen entschieden, Privatleute nicht mehr völlig von Strafzinsen auf Erspartes auszunehmen.
„Wir wollen unsere privaten Bestandskunden mit Konten bei uns solange vor Negativzinsen schützen wie es geht. Deshalb müssen wir jetzt von neuen Kunden, die Einlagen von mehr als 200.000 Euro mitbringen wollen, Negativzinsen von 0,5 Prozent berechnen“, kündigte Oliver Mebus, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Oberhausen, bei der jährlichen Bilanzpressekonferenz des Geldinstituts am Mittwoch an. „95 Prozent der klassischen Sparkassenkunden trifft diese Maßnahme nicht.“
Allerdings: „Wir können nicht auf Ewigkeit ausschließen, dass Bestandskunden von Negativzinsen betroffen sind“, sagt Mebus. Wie andere Banken erwartet der Sparkassen-Vorstand im Gegensatz zu früher, dass die Niedrigzins- und Nullzinsphase noch viele Jahre anhält – und Europa ähnlich in der Tiefzinsfalle steckt wie seit 20 Jahren Japan.
Furcht vor Millionen Euro neuer Spargelder
Während früher Geldinstitute begeistert Anlagegelder von Kunden einsammelten und sich über jeden Abschluss von Zuwachs-Sparverträgen freuten, so befürchten Banken und Sparkassen heute, dass Neukunden plötzlich mit Millionen Euro vor der Tür stehen, um diese auf Konten zu bunkern.
Denn die Oberhausener Sparkasse muss wie alle anderen Geldinstitute auf den Teil der Einlagen einen Negativzins von 0,5 Prozent an die Europäische Zentralbank zahlen, die sie nicht als Kredite an heimische Firmen oder Bürger ausleihen kann. So stiegen die Kundeneinlagen im vergangenen Jahr um über 70 Millionen Euro, doch nur 60 Millionen davon reichten die Kreditberater der Sparkasse als Darlehen an Kunden weiter.
Seit 2016 nimmt die Stadtsparkasse Oberhausen Negativzinsen für höhere Spargelder bisher nur von Gewerbetreibenden und Unternehmen: Zunächst ab einer Betragsgrenze von 2,5 Millionen Euro auf Girokonten und Tagesgeldkonten, dann von über einer Million Euro und nun schon seit einiger Zeit bereits ab 250.000 Euro. „Das ist von den Kunden in der Breite akzeptiert, weil diese die Lage kennen und andere Geldinstitute am Markt genauso handeln“, sagte Mebus.
Jetzt befürchtet die Stadtsparkasse, dass ihre Konkurrenz am Bankenmarkt immer häufiger Negativzinsen auf Privatanlagen ihrer Kunden berechnet. Nach dem Verivox-Internetportal haben in den ersten Wochen dieses Jahres bereits 90 Institute Geld für Tageseinlagen verlangt – meist ab 100.000 Euro.
Wenn aber Negativzinsen immer hoffähiger werden, dann könnte es zu Ausweichreaktionen von Kunden kommen – und diese mit ihrem Geld die Flucht zur Sparkasse Oberhausen antreten, um Negativzinsen aus dem Weg zu gehen.
Schutzwall für Bestandskunden
Deshalb hat die sonst Online-Geschäfte ausbauende Sparkasse ihre Internet-Seite umgemodelt: Seit 1. März sind keine automatisch abschließbaren Konto-Geschäfte mit stolzen Einlagen für Neukunden mehr möglich. „Wir haben das abgeschaltet, um nicht plötzlich überrascht am nächsten Morgen aufzuwachen, dass wir Millionen Euro unterbringen müssen“, erläutert Mebus. Sparkassen-Vorstandsvize Thomas Gäng: „Wir müssen jetzt vorsorglich einen Schutzwall ziehen, sonst führen andere Geldinstitute Maßnahmen wie Negativzinsen ein und die Sparkasse vor Ort hat nachher Probleme, weil sie so viel Geld abnehmen muss.“
Der Oberhausener Sparkassenvorstand kritisiert die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank: „Negativzinsen schaden der Wirtschaft, belasten die Geschäftsergebnisse der Banken und minimieren die Altersvorsorge unserer Kunden.“
Trotz aller Schwierigkeiten beim Zinsumfeld bezeichnet der Vorstand die Bilanz des Jahres 2019 für die Stadtsparkasse Oberhausen als „sehr zufriedenstellend“.
Ausschüttung an die Stadt zum dritten Mal in Folge möglich
Zum dritten Mal in Folge kann die Sparkasse an die Stadt Oberhausen einen Teil ihrer Erträge ausschütten: 2,5 Millionen Euro.
Aus ihrer normalen Geschäftstätigkeit weist sie 11,7 Millionen Euro als Betriebsergebnis aus – das ist deutlich weniger als in den Vorjahren (13 Millionen Euro), das ist aber auch einer Investition von 1,5 Millionen Euro in die Schmachtendorfer Filiale geschuldet.
Als Bilanzgewinn veröffentlicht die Sparkasse 4,5 Millionen Euro – das ist auf Vorjahresniveau. Die Bilanzsumme ist auf 2,5 Milliarden Euro gestiegen (plus 62 Millionen Euro).