Oberhausen. Obwohl das Schwimmtraining seit über 50 Tagen möglich wäre, bleiben Oberhausens Bäder geschlossen. Wie kann das Defizit noch aufgeholt werden?
Obwohl die Corona-Schutzverordnung seit Ende März die Schwimmausbildung im kleinen Kreis wieder erlaubt, sind die Becken in Oberhausen weiterhin geschlossen. Derzeit können wöchentlich rund 1550 Kinder nicht am Schwimmunterricht teilnehmen, darunter 700 Kinder, die kein Seepferdchen-Abzeichen machen können. Das hat eine Umfrage unter den Schwimmvereinen in Oberhausen ergeben. Der Arbeitskreis Bäder im Stadtsportbund fordert deshalb, neue Wege bei der Schwimmausbildung zu gehen.
Drei Hallenbäder, sieben Lehrschwimmbecken: Oberhausen hat gute Voraussetzungen
„Die Vereine betteln förmlich darum, wieder in die Bäder und Lehrschwimmbecken zu dürfen“, sagt Hubert Stüber, der als langjähriger Fachschaftsleiter fürs Schwimmen im Stadtsportbund auch aktiv im Arbeitskreis Bäder ist. Dass Kinder das Schwimmen lernen sei kein einfaches Sportangebot, sondern ein Bildungserfordernis. Eine Aufarbeitung der Versäumnisse all jener Kinder, die nun seit rund einem Jahr nicht im Wasser waren, sei in der Praxis ähnlich unrealistisch wie die Idee, das gesamte Corona-Schuljahr einfach zu wiederholen.
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Oberhausen ist mit drei intakten Hallenbädern und sieben Lehrschwimmbecken an Schulen gegenüber anderen Kommunen eigentlich in einer privilegierten Situation. Beklagt man bundesweit, dass fast ein Viertel der schulpflichtigen Kinder in der Grundschulzeit kein Seepferdchen absolvieren, so ergab eine Umfrage in den Oberhausen vor einigen Jahren, dass es hier nur etwa 15 Prozent die Grundschule ohne Anfänger-Ausbildung verlassen. Stüber wünsch sich, dass dieser Vorteil nun nicht verspielt wird.
Bäder-Experten fordern ergänzende Schwimm-Angebote
In einem Papier, das Stüber der Stadt gemeinsam mit der DLRG, der Fachschaft Rettungsschwimmen und der Fachschaft Tauchen vorgelegt hat, sind nun ein Dutzend konkrete Ideen gesammelt, wie möglichst viele Kinder doch noch zügig das Schwimmen lernen. Einige der Ideen: Bei den Schulen soll in Erfahrung gebracht werden, ob in den dortigen Lehrschwimmbecken auch freie Übungsstunden vor 16 Uhr genutzt werden können. Schwimmkurse für Kinder der vierten Klasse sollten auch nach 19 Uhr angeboten werden, damit sie noch als Schwimmer die Grundschulzeit verlassen können. Oder Schwimmkurse sollten - sofern möglich - auch in den Schulferien weitergeführt werden.
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Die Bäder einfach wieder zu öffnen und das Kinderschwimmen in der derzeit erlaubten Gruppengröße von fünf Kindern fortzusetzen, würde nach Auffassung der Bäder-Experten in jedem Fall nicht reichen. „Wenn derzeit nur fünf Kinder im Kurs möglich sind, ergibt sich daraus eine Minderung von mehr als 50 Prozent der Kinder, die nicht teilnehmen können – und dann Nichtschwimmer bleiben“, heißt es in dem Papier. Deshalb sei es wichtig, neue Zeitfenster anzubieten und mehr Möglichkeiten für Schwimmkurse zu schaffen.
„Nur ganz wenige haben das Seepferdchen geschafft“
„Es muss ein gesondertes Projekt geben, um aufzufangen, dass so viele Kinder nun kein Schwimmen lernen konnten. Über die normalen Kurse ist das nicht mehr zu machen“, sagt auch Schwimmlehrerin Manuela Challier, die in mehreren Vereinen Kurse gibt – und nicht selten lange Wartelisten mit Wartezeiten von bis zu drei Jahren hat. „Und diese Liste wurde in dem letzten Jahr überhaupt nicht abgebaut.“ Zuletzt habe sie am 13. März 2020 Kinder unterrichtet.
Nicht alle Vereine beteiligten sich an Öffnungen
Zwar war das Schwimmen in den Hallen- und Lehrschwimmbecken seit Beginn der Corona-Pandemie nicht durchgehend verboten, von Juni bis November 2020 war die Schwimmausbildung theoretisch weitgehend möglich. In den Oberhausener Lehrschwimmbecken wurde von März 2020 bis zu den Herbstferien allerdings nicht geschwommen.
Zudem haben sich längst nicht alle Vereine und Anbieter an den Öffnungen beteiligt – um das Vereinspersonal vor Ansteckungsrisiken zu schützen oder weil Hygieneregeln in Umkleiden und Duschen organisatorisch schwierig einzuhalten waren.
Die Folgen: Kinder, die in den Schwimmkursen am Anfang des Jahres 2020 in Lehrschwimmbecken der Schulen teilgenommen haben, fehlen bis heute immer noch zwei bis drei Übungsstunden, um den bezahlten Kurs abzuschließen.
„Bei uns fand das Kinderschwimmen zuletzt im Oktober statt“, sagt Annette Geßner, Vorsitzende beim DJK SV Delphin 05 Osterfeld. „Ganz wenige haben das Seepferdchen geschafft. Aber es ist nicht nur das“, sagt sie. Schließlich müssten die Fähigkeiten im Wasser auch gefestigt werden. „Erst, wenn man Bronze erreicht hat, gilt jemand als sicherer Schwimmer.“ Viele, die kurz vor der langen Corona-Pause das Abzeichen gemacht hätten, seien schon wieder zu sehr entwöhnt. Geßner überlegt deshalb, Crash-Kurse anzubieten: 30-minütige Einheiten, statt 90 Minuten Training. „Ergänzend werden die Eltern mit ihren Kindern aber noch üben, üben und üben müssen."