Oberhausen. Die Gehring Group investiert in eine Betriebskita am Max-Planck-Ring. OB Schranz lobt das „neue Modell für Oberhausen“. So profitieren Eltern.
Das Gewerbegebiet am Kaisergarten setzt man bislang eher mit den Geräuschen von Maschinen, statt denen spielender Kinder in Verbindung. Ändern soll sich das ab August 2022: Dann soll hier in der ersten Betriebskita im Oberhausener Stadtgebiet mit der Betreuung begonnen werden – nicht alleine von den Kindern der Beschäftigten umliegender Unternehmen. Denn die Hälfte der 120 geplanten Kita-Plätze vergibt die Stadt Oberhausen.
„Das ist für Oberhausen ein ganz neues Modell. Es wäre schön, wenn es Schule macht“, sagte Oberbürgermeister beim Spatenstich für das „Giraffenland“. Die Verwaltung müsse zwar – wie zuletzt im Uhlandpark, in Holten oder in der Stadtmitte – laufend in die Errichtung oder Erweiterung von Kitas investieren, sei bei dem Ausbau der Betreuungsplätze aber auch auf privates Engagement angewiesen. „Ganz alleine würde es die Stadt nicht schaffen.“
Oberhausener Gehring Group will fünf Betreuungsplätze selbst nutzen
Verantwortlich für das Projekt ist die Gehring Group, die als Spezialist für Aktenarchivierung seit 1998 am Max-Planck-Ring ansässig ist. Das Unternehmen will in dem neuen vierstöckigen Neubau nicht nur die Betriebskita unterbringen, sondern auch ihre bislang drei örtlichen Betriebsstätten in einem zentralen Bürogebäude bündeln. Die 46 Mitarbeiter der Gehring-Gruppe wollen zunächst bis zu fünf der Betreuungsplätze selbst nutzen.
Familienfreundliches Unternehmen
Die Gehring Group wurde in diesem Jahr vom Oberhausener Bündnis für Familie als „vorbildlich familienfreundliches Unternehmen“ ausgezeichnet. Gründe dafür sind individuelle Arbeitszeitmodelle, zeitliche Flexibilität bei familiär bedingten Notfällen oder privaten Zusatzversicherungen für die Familien.
Mit der Betriebskita will die Gehring-Gruppe Mitarbeiter langfristig an sich binden. Die Gesamtinvestition dafür liegt bei rund 8,5 Millionen Euro. Partner des Projekts sind die Vollmergruppe und die Volksbank.
Geschäftsführer Nils Gehring, Vater von vierjährigen Zwillingen, wird das selbst geschaffene Betreuungsangebot dann vermutlich nicht mehr für seine Kinder nutzen können. „Aber ich weiß durch meine eigenen Kinder, wie belastend es sein kann, wenn man keinen Betreuungsplatz findet oder wie schwer es wiegt, wenn die Kita nicht flexibel auf berufliche Herausforderungen reagiert“, erklärt er seine Motivation für das bereits 2016 angedachte Projekt. In seinem Wohnort Mülheim habe er sich mit seinen Kindern auf sieben Kitas beworben – und sieben Absagen erhalten. „Das ist niederschmetternd.“
„Giraffenland“-Betriebskita soll Spielfläche auf dem Dach bekommen
Was Gehring jetzt auch weiß: Wie kompliziert und verzwickt es ist, eine eigene Kindertagesstätte zu planen. Der Landschaftsverband muss für die Erteilung einer Betriebserlaubnis eng eingebunden werden, hohe Sicherheits- und Brandschutzstandards für Innen- und Außenflächen müssen eingehalten werden. „Eine Kita baut man nicht einfach so“, sagt Gehring. Erst recht, wenn man eine Dachspielfläche mit Aussicht über Oberhausen plant.
Der Spielplatz auf dem Dach gilt als weitere Besonderheit der Kita. Was der Investor als „platzsparenden und damit richtungweisenden Ansatz für das begrenzte Flächenangebot im Ruhrgebiet“ bezeichnet, hat die Planung allerdings sehr verkompliziert, wie der 31-Jährige nun erzählt. „Es ist nicht so, als würde eine Behörde irgendeine Schuld tragen, aber man kommt bei so einem Projekt immer nur kleine Schritte voran.“ Ursprünglich war die Fertigstellung der Kita bereits für das Betreuungsjahr 2021/2022 angedacht. Nun soll es definitiv das Kita-Jahr 2022/2023 sein.
Neue Oberhausener Kita wird von Nürnberger gGmbH betrieben
Träger der Kita sind die Kinderzentren Kunterbunt. Das Nürnberger Unternehmen betreibt rund 100 Einrichtungen in Deutschland und reiht sich in die Gruppe der gGmbHs ein, die in der Oberhausener Kita-Landschaft seit einigen Jahren verstärkt in Erscheinung treten. Diese unternehmerische Trägerschaft ergänzt die Trägerschaft durch Kirchen, Elterninitiativen oder Wohlfahrtsverbände.
Plätze soll es im „Giraffenland“ für alle Altersgruppen geben. Geplant sind drei verschiedene Gruppenformen - und zwar für Kinder von zwei bis drei Jahren, für Kinder von sechs Monaten bis zur Einschulung sowie von drei Jahren bis zur Einschulung. Auch eine Schulkinderbetreuung für Sechs- bis Vierzehnjährige soll angeboten werden.
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Dass der Bedarf sehr groß ist, hat Investor Nils Gehring bereits bei einer Umfrage unter den Betrieben am Max-Planck-Ring, im Lipperfeld und im Technologiezentrum Umweltschutz (TZU) erfragt. 130 Familien hätten Interesse bekundet – die Nachfrage ist also weit höher als die Zahl der für ansässige Firmen verfügbaren Plätze. Auch die Stadt Oberhausen kann die zusätzlichen Plätze gut gebrauchen: Rund 1630 Kinder haben im laufenden Kita-Jahr keinen Platz in Oberhausen bekommen, darunter 870 Kinder unter drei und 760 Kinder über drei Jahren.