Oberhausen. Im März ist es zu Corona-Infektionen in der Oberhausener Kita Löwenzahn gekommen. Eltern beschweren sich über verspätete Informationen.
Schwere Vorwürfe gegen die Kita Löwenzahnin Oberhausen: Die Leitung soll Mitte März die Kita-Eltern zu spät über die Corona-Infektion einer Mitarbeiterin in der Einrichtung an der Rombacher Straße informiert haben. Die Folge: Die vierjährige Tochter von Shireen Darwesh erkrankte selbst an der britischen Mutante des Virus. „Meiner Tochter ging es drei Wochen sehr schlecht“, erzählt die Mutter. „Wir meiden zu Hause alle Kontakte und sind bereits geimpft. Sie kann das Virus nur aus der Kita haben.“
Was war passiert? Mitte März erkrankt in der Einrichtung eine Mitarbeiterin an der britischen Mutation des Coronavirus. Laut Aussage der Eltern sei die Mitarbeiterin bereits an einem Dienstag per Schnelltest positiv aufgefallen, doch darüber seien die Eltern erst am Samstag, also vier Tage später, durch die Kita-Elternvertretung informiert worden.
Eltern eines erkrankten Mädchens wollen den Kindergarten wechseln
Der Vorwurf der Familie Darwesh: Zu viel Zeit sei zwischen den ersten Symptomen der Mitarbeiterin und der Quarantäne der Kita-Gruppe verstrichen, die Infektionsketten seien so zu spät durchbrochen worden. „Ich werde den Kindergarten definitiv wechseln“, erklärt Shireen Darwesh. „Es ist auch keine Art, nur über die Elternvertretung mit uns zu reden.“
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Der Anwalt von Shireen Darwesh und ihrem Mann hat sich bereits bei Kita und Stadt beschwert. Die Stadt Oberhausen bat daher im April die Kita-Betreiber um Stellungnahme. Der freie Träger Löwenzahn wehrt sich darin gegen die Vorwürfe und betont, korrekt gehandelt zu haben: Die Mitarbeiterin habe erst am Mittwoch, 17. März, Symptome gezeigt und sei sofort nicht mehr zur Arbeit gekommen.
Kita-Notbetreuung
Aufgrund der Pandemie-Situation gilt in Oberhausen derzeit die strikte Notbetreuung. Anspruchsberechtigt sind beispielsweise Kinder mit Behinderungen, Kinder aus belasteten Lebenslagen oder Jungen und Mädchen, die sich im letzten Jahr vor ihrer Einschulung befinden.
Die Betreuungszeiten in Kindertageseinrichtungen sind zudem pauschal um zehn Stunden gekürzt worden. Das bedeutet 15 statt 25 Stunden Betreuung, 25 statt 35 Stunden sowie 35 statt 45 Stunden Betreuung.
Den positiven Schnelltest habe Löwenzahn umgehend dem Gesundheitsamt gemeldet. Die Mitarbeiterin habe einen Termin für einen PCR-Test ausgemacht: „Nach Darstellung des Sachverhaltes erfolgte die Mitteilung des Gesundheitsamtes, dass zunächst keine weiteren Maßnahmen erforderlich seien“, heißt es in der Löwenzahn-Stellungnahme, die dieser Redaktion vorliegt.
Stadt Oberhausen attestiert der Kita ein gesetzeskonformes Vorgehen
Als der Kita-Leitung am nächsten Samstag das positive PCR-Testergebnis der Mitarbeiterin mitgeteilt wurde, reagierte sie prompt. „Wir haben dann bereits am Samstag durch die Elternvertretung die Empfehlung gegeben, dass die Familien sich isolieren sollen“, heißt es von einer Mitarbeiterin der Kita Löwenzahn. „Wir dürfen ja gar keine offizielle Quarantäne ausrufen. Erst am Sonntag kam die Bestätigung durch das Gesundheitsamt und die Quarantäne wurde verhängt.“ Laut Aussage des Trägers Löwenzahn waren 16 Kinder und drei Mitarbeiter von der Quarantäneanordnung betroffen.
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Die Stadt bestätigt den Fall – und attestiert der Einrichtung gesetzeskonformes Verhalten. „In der Einrichtung hat es in der zwölften Kalenderwoche eine Häufung von sechs bestätigten positiven Testungen auf das SARS-CoV-2 Virus gegeben. Die Einrichtung hat mit Kenntnis der ersten positiven PCR-Testung umgehend und gesetzeskonform reagiert und dies gemeldet“, erklärt das Rathaus auf Nachfrage. Ein schuldhaftes Verhalten könne niemandem vorgeworfen werden, da die Infektion zunächst nicht erkennbar gewesen sei. „Der zeitliche Ablauf in der Erkrankungskette legt den Verdacht nahe, dass die ursprüngliche Infektion möglicherweise von einer symptomfreien infizierten Person in der Einrichtung – sei es Kind oder Betreuungspersonal – ausgelöst wurde.“
Weitere Eltern stellen die Kommunikation von Löwenzahn in Frage
Um eine Schuldfrage geht es Shireen Darwesh allerdings nicht. „Ich suche bei niemandem eine Schuld, wir leben schließlich in einer Pandemie. Doch die Art, wie die Kita kommuniziert, ist unzureichend.“ Weitere Eltern, die ihre Kinder in der Kita betreuen lassen, würden sich ebenfalls über die Art der Kommunikation beschweren.
„Zwar ist unsere Bereitschaft groß, auch Fehler und Pannen in diesen dynamischen Zeiten zu verzeihen“, schreiben die Familien Ceylan und Kleinöder/Derpmann in einem Brief an unsere Redaktion. „Jedoch bemühen wir uns schon länger um Austausch zu den sensiblen Fragen der Informationsgabe über Verdachts- und Krankheitsfälle. Persönliche Gespräche wurden vonseiten der Kita mit uns kaum gesucht. Sie fanden meist nur auf unsere Initiative hin statt, zuletzt bestimmten E-Mails die Kommunikation. Von einem Kindergarten, der sich selbst ‘Teil der Familie’ nennt, haben wir mehr erwartet.“ Die Kita Löwenzahn hat mittlerweile Kontakt zu den Familien aufgenommen, derzeit laufen Gespräche zu diesem Thema.