Oberhausen. An vielen Stellen in Oberhausen beginnen die Bauarbeiten für weitere Betreuungsplätze für Kleinkinder. Doch die Ausbaupläne reichen nicht aus.

Der Sportplatz neben der ehemaligen St.-Michael-Hauptschule im Knappenviertel ist mit einem provisorischen Bauzaun gesichert, dahinter sprießt das Unkraut. Kürzlich hat die Stadt die Fläche zwischen Knappenstraße und der Straße Drei Knappen an einen Investor verkauft, der hier eine Kindertageseinrichtung (KTE) für acht Gruppen bauen will.

150 neue Plätze

Der Investor des Bauvorhabens ist laut einer Verwaltungsvorlage die GKI GmbH. Wie viel die Firma für das städtische Grundstück bezahlt hat – darüber gibt die Stadt keine Auskunft. Klar ist, dass die Step Kids KiTas gGmbH künftig der Träger des neuen Kindergartens im Knappenviertel sein wird. Das gemeinnützige Unternehmen wird hier 150 Betreuungsplätze anbieten, 40 für Kinder unter drei Jahren (U3) und 110 für Kinder zwischen drei und sechs Jahren (Ü3). „Noch in diesem Quartal“ will der Investor loslegen, berichtet Ertunc Deniz, Leiter des Bereichs Kinder und Jugend bei der Stadt Oberhausen. Geplant ist bisher, dass die neue Einrichtung im Kita-Jahr 2020/21 den Betrieb aufnimmt.

Hier soll ein neuer Kindergarten gebaut werden.
Hier soll ein neuer Kindergarten gebaut werden. © AR

Das Bauprojekt auf der Sportfläche ist Teil des Ausbauprogramms für Kindertageseinrichtungen, das die Stadt im Juni 2018 vorstellte und mit dem bis 2020/21 rund 950 zusätzliche Betreuungsplätze entstehen sollen. Einiges ist schon abgearbeitet, beispielsweise ist die neue städtische KTE Am Uhlandpark in Betrieb genommen und die Städtische KTE Holten um zwei Gruppen erweitert worden.

Im Oktober geht’s los

Im Oktober starten weitere Baumaßnahmen, mit denen schon bestehende Kindergärten vergrößert werden sollen. Das bestätigt Ertunc Deniz auf Nachfrage der Redaktion. In Alstaden erhält die Städtische KTE Rechenacker einen Anbau für zusätzliche zwei Gruppen (rund 50 Plätze), die Städtische KTE Ackerstraße in Osterfeld wird ebenfalls um zwei Gruppen erweitert genauso wie die Städtische KTE Biefang an der Dienststraße. Für alle drei Maßnahmen hat die Stadt Mittel aus dem Kita-Investitionsprogramm NRW 2025 beantragt.

Weitere Baumaßnahmen

In der aktuellen Ausbauliste tauchen die Pläne der Evangelischen Kirchengemeinden Holten-Sterkrade und Königshardt-Schmachtendorf noch nicht auf, der Rat hat aber in der jüngsten Sitzung eine Anschubfinanzierung für den Träger beschlossen. Die beiden Gemeinden wollen zusammen 70 zusätzliche Betreuungsplätze an der Mozart- beziehungsweise der Arnheimer Straße schaffen.

Aufgestockt wird auch der Neubau der Städtischen KTE Stadtmitte, der Neubau für sechs Gruppen am Standort der ehemaligen St.-Martin-Schule reicht nicht aus, jetzt wird noch Platz für eine siebte Gruppe im Pavillongebäude der ehemaligen Schule geschaffen.

Im aktuellen Kita-Jahr 2019/20 hat die Stadt mit einer Versorgungsquote für Kindergartenplätze für Kinder ab drei Jahren von 91,5 Prozent geplant, bei Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren (inklusive Tagesmütter) liegt die Quote bei 38,5 Prozent.

Günstiger und schneller

Weitere Betreuungsplätze sollen an der Alstadener Straße 33-35 entstehen, der ehemalige Rewe-Kaufpark-Supermarkt soll in einen Kindergarten für sechs Gruppen umgebaut werden. In die neue Nutzung investiert die NRW Projekt GmbH, Träger der neuen Einrichtung wird wie im Knappenviertel die Step Kids KiTas gGmbH sein. Auch hier sollen die Arbeiten in der Immobilie bald beginnen. Gearbeitet wird auch schon an der neuen Fröbel-KTE in Sterkrade-Mitte, die ebenfalls Platz für sechs Betreuungsgruppen bieten soll, Träger ist hier die Fröbel Bildung und Erziehung gGmbH, ebenfalls ein überregionaler freigemeinnütziger Träger.

An diesen Stellen im Stadtgebiet werden Kindergärten neu gebaut oder erweitert.
An diesen Stellen im Stadtgebiet werden Kindergärten neu gebaut oder erweitert. © funkegrafik nrw | Miriam Fischer

Bei diesen Beispielen entstehen die neuen Betreuungsangebote über das Investorenmodell: Ein Investor baut auf eigene Rechnung die Einrichtung und vermietet im Anschluss an einen Träger oder die Stadt. Oder ein Träger (z.B. Kirchen, Awo, Caritas, Step Kids etc.) investiert selbst in neue Kitas und betreibt diese dann auch. Das Investorenmodell sei für die Stadt die günstigere und oft auch schnellere Variante, so Bereichsleiter Ertunc Deniz. Auch wenn die Stadt im Anschluss Mietkostenzuschüsse an die freien Träger zahlen muss.

Zusätzlichen Bedarf errechnet

Trotz des laufenden Kita-Ausbauprogramms wird das Angebot nicht ausreichen, auch wenn alle Neubauten und Erweiterungen fertig gestellt sind. Die Stadt hat einen weiteren Ausbaubedarf von zusätzlich 860 Betreuungsplätzen für das Kindergartenjahr 2020/21 errechnet. Davon werden 800 Plätze für Kinder über drei Jahren und rund 60 Plätze für Unter-Dreijährige benötigt. Deshalb finden derzeit „baurechtliche Machbarkeitsprüfungen von umsetzbaren dauerhaften Maßnahmen an verschiedenen Standorten statt“, wie es in einer Sachstandsliste der Verwaltung für alle Sozialräume heißt. Noch seien „keine Konkretisierungen von KTE-Standorten beziehungsweise städtischen Flächen möglich“. Denn es fehlt der Platz – so beschreibt es Jürgen Schmidt, Beigeordneter für Familie, Schule, Integration und Sport in einem Interview mit der Redaktion. Sein dringender Appell an alle Beteiligten: Gemeinsam einen Weg zu finden.