Oberhausen. Wer bei der Stadtsparkasse oder beim Energieversorger ganz vorne mitmischt, kassiert relativ viel Geld. Das zeigt eine neue aktuelle Übersicht.
Wer wie viel Geld für welche Tätigkeit verdient, darüber schweigen die meisten Menschen in Deutschland. Lieber erzählen selbst Gutbetuchte vor TV-Kameras davon, wie vielfältig sich ihr Liebesleben gestaltet, als die Vielfalt ihrer Einkommen oder ihrer Vermögensanlage darzustellen. Selbst offizielle Statistiken zu Vermögen und Gehältern der oberen Zehntausend einer Gesellschaft weisen erhebliche Lücken auf.
Immerhin müssen es diejenigen Verantwortlichen, die für maßgebliche öffentliche Unternehmen und Institutionen arbeiten, hinnehmen, dass ihre aus Steuerkassen oder Gebühren der Bürger bezahlte Gehaltshöhe öffentlich zugänglich ist. In NRW ist Basis für die Veröffentlichung das NRW-Transparenzgesetz für öffentliche Unternehmen, nach dem seit dem Jahr 2010 die Vergütungen von Geschäftsführern und Aufsichtsräten individualisiert ausgewiesen werden müssen – auch um Missbrauch und Steuerverschwendung durch die Kontrolle der breiten Öffentlichkeit vorzubeugen. Diese Vorschrift gilt ebenfalls für Stadtwerke und Sparkassen.
Gehaltslisten versteckt im dicken Beteiligungsbericht der Stadt Oberhausen
Alljährlich führt die Stadt Oberhausen in ihrem Beteiligungsbericht über all ihre gut 70 verschiedenen Anteile an Unternehmen auf, wie viel Gehalt die obersten Bosse in der Stadt kassieren – etwas versteckt auf den Seiten 409 bis 417 des insgesamt 437 Seiten dicken Machwerks. Und Jahr für Jahr stellt die Redaktion diese Zahlen übersichtlich für alle Leserinnen und Leser zusammen. So kann nun jeder Bürger trefflich darüber streiten, wie gerecht oder ungerecht die Bezahlung von führenden Stadtmanagern ist.
Zum Vergleich der Stadtmanager-Gehälter nehmen wir einmal Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): Sie verdient 360.000 Euro brutto im Jahr. Oder einen NRW-Landtagsabgeordneten: Inklusive des abzuführenden Beitrags zur Altersvorsorge (gut 27.400 Euro Jahr) erhält er 140.000 Euro brutto jährlich. Oder NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU): Er ist mit gut 240.000 Euro Bruttojahresgehalt dabei. Ist das viel, ist das wenig, wenn man für ein ganzes Land die Verantwortung trägt?
- Und das sind die Gehälter der Oberhausener Manager (Stand: 2019, Jahresgehalt brutto):
- Oliver Mebus, Sparkassen-Vorstandsvorsitzender, 329.800 Euro brutto im Jahr
- Thomas Gäng, Sparkassen-Vorstandsmitglied, 287.100 Euro
- Hartmut Gieske, Vorstand der EVO, 278.400 Euro
- Bernd Homberg, Vorstand der EVO, 274.500 Euro
- Werner Overkamp, Geschäftsführer der Stoag, 225.600 Euro
- Hartmut Schmidt, Geschäftsführer der OGM, 223.800 Euro
- Jörn Schneider, Geschäftsführer Oberhausener Netzgesellschaft, 217.200 Euro
- Angela Sabac-el-Cher, Geschäftsführerin der Müllverbrennungsanlage GMVA, 205.000 Euro
- Jürgen Hecht, Geschäftsführer der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr, 168.000 Euro
- Michaela Schröder, Geschäftsführerin Müllverbrennungsanlage GMVA, 160.000 Euro
- Karsten Woidtke, Geschäftsführer Wirtschaftsbetriebe WBO, 155.600 Euro
- Florian Fiedler, Theater-Intendant, 153.000 Euro
- Udo Spiecker, Geschäftsführer der ASO Altenheime/ASO Service 150.000 Euro
- Daniel Schranz, Oberbürgermeister, 150.000 Euro
- Klaus Lerch, TZU- und Stadthallen-Geschäftsführer, 140.400 Euro
- Horst Kalthoff, OGM- und VZO-Geschäftsführer 122.200 Euro
- Jürgen Hennemann, Verwaltungsdirektor Theater, 115.000 Euro
- Lars Henrik Gass, Geschäftsführer der Kurzfilmtage, 106.000 Euro
- Jeanette Schmitz, Geschäftsführer Gasometer, 101.800 Euro
- Andreas Kußel, Geschäftsführer Wirtschaftsbetriebe WBO (seit Juni 2019), 70.000 Euro
Jedenfalls kommt keine politische Spitzenkraft an das Gehalt von Managern der Wirtschaft ran – noch nicht einmal, wenn das Unternehmen sechs armen Kommunen des Ruhrgebiets gehört. So verdient Joachim Rumstadt, Vorstandsvorsitzender des international agierenden Kohleverstromers Steag (Essen), 1,6 Millionen Euro brutto im Jahr (Stand: 2019).
Keine Dienstwagen, keine Pension erwähnt
Der aktuelle Beteiligungsbericht der Stadt Oberhausen des Jahres 2019, der im Dezember 2020 veröffentlicht wurde, enthält neben den Vergütungen der Geschäftsführer, Aufsichtsräte und Vorstände auch die Geschäftsberichte der über 70 Oberhausener Beteiligungsfirmen – mit allen wichtigen Kennzahlen, Rückblicken und Prognosen für die künftige Wirtschaftsentwicklung.
Im Unterschied zum Beteiligungsbericht aus Essen weist der Oberhausener Beteiligungsbericht nicht die Dienstwagen und Pensionsaufwendungen für die Stadtmanager gesondert aus.
Bei den Managern der städtischen Beteiligungen in der Stadt wiederum hat zumindest der vergleichsweise recht ordentlich bezahlte Vorstand der Stadtsparkasse Oberhausen seinen Gürtel enger geschnallt, wenn man diese Redewendung im Fall von Bestverdienern überhaupt benutzen sollte. Statt 963.000 Euro wie noch im Jahr 2018 kostet die Sparkassen-Spitze jetzt nur noch 617.000 Euro – ein Minus von mehr als einem Drittel. Der Grund: Bernd Uppenkamp, Vorstandschef mit einem Rekord-Salär von 412.400 Euro, ging Anfang 2019 in den Ruhestand – und wurde nicht mehr ersetzt. Die Sparkassenführung besteht nun nur noch aus zwei Köpfen: Oliver Mebus und Thomas Gäng. Beide verdienen durch ihren Aufstieg mehr als früher: fast 330.000 Euro (plus 10,4 Prozent im Vergleich zu 2018) für Mebus, plus 14,1 Prozent für Gäng (gut 287.000 Euro).
OGM-Geschäftsführer verdient ähnlich wie der Stoag-Chef
Für Gehaltssteigerungen ist auch Hartmut Schmidt immer wieder gut – auch ohne Karrieresprünge. Im Gegenteil: „Seine“ Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM), eine hundertprozentige Tochter der Stadt, wurde nach langen Verhandlungen bis auf eine Mini-Rest-Größe Anfang dieses Jahres abgewickelt – und in einen Eigenbetrieb der Stadt umgewandelt. Sein Gehalt stieg von 193.000 Euro im Jahre 2016, über 220.800 Euro und 218.900 Euro in den Jahren 2017 und 2018 auf 223.800 Euro im Jahr 2019. Das sind in drei Jahren 16 Prozent mehr Gehalt.
Schmidt wird damit ähnlich gut bezahlt wie Stoag-Chef Werner Overkamp (225.600 Euro). Beide fahren jedenfalls mit dickeren Geldbeuteln nach Hause als Oberbürgermeister Daniel Schranz – der es auf 150.000 Euro bringt, die allerdings durch Nebenbeschäftigungen in wichtigen Kontrollorganen um rund 20.000 Euro im Jahr aufgestockt werden.
Nicht schlecht verdient man im Übrigen auch in der Energiebranche vor Ort: Die drei Geschäftsführer rund um die Energieversorgung Oberhausen, Hartmut Gieske, Bernd Homberg und Jörn Schneider, kommen insgesamt auf einen Jahresverdienst von 770.100 Euro brutto.