Oberhausen. Ab Montag gilt eine Corona-Testpflicht an Oberhausener Schulen. Dies in der Praxis umzusetzen, bereitet Schulleitern Kopfschmerzen.

Was für ein Hin und Her: Erst seit vergangenem Donnerstag ist klar, dass die meisten Schüler nach den Osterferien ab Montag doch wieder nur aus der Ferne unterrichtet werden – per Distanzunterricht in der Regel über Videokonferenzen. Ausnahme: Abschlussklassen, die kurz vor ihren Prüfungen stehen, sollen und dürfen noch in ihre Schule kommen. Ab sofort müssen aber Schüler und Lehrer vor Ort einen Selbsttest auf eine Corona-Infektion vornehmen. Das ist nun im Gegensatz zur früheren Regelung verpflichtend in ganz Deutschland.

In der Oberhausener Schullandschaft macht sich derweil Unverständnis breit. „Besonders an Berufskollegs ist die Lage brisant“, meint David Fischer, Schulleiter des Hans-Böckler-Kollegs in Alt-Oberhausen. „Durch die vielen unterschiedlichen Bildungsgänge, die wir anbieten, werden ab Montag trotzdem über 30 Klassen wieder in unser Gebäude bekommen.“ Obwohl sich die Schüler im Wechselunterricht befinden und die Klassen geteilt worden sind, würden immer noch weit über 300 Schüler pro Tag vor Ort sein.

Selbsttests für Schüler werden mit Verzögerung geliefert

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Tausende Tests, die der Schulleiter dann bräuchte, fehlen am Ende der Osterferien allerdings immer noch. „Die Stadt hat schon mehrfach gemeldet, dass sich Lieferungen verzögern“, beschreibt Fischer die Lage. „Ich weiß nicht, wann die Tests kommen. Ich muss aber in der Schule präsent sein, um die Lieferung anzunehmen. Wir hängen quasi am Tropf des Spediteurs.“

Schulleiter David Fischer vom Hans-Böckler-Berufskolleg in Oberhausen.
Schulleiter David Fischer vom Hans-Böckler-Berufskolleg in Oberhausen. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Dieser Zustand ist nur eines der akuten Probleme der Schulen in der jetzigen Phase der Corona-Pandemie. Bereits vor den Osterferien hatten die Schüler bereits „klassenweise“ die freiwillige Testung abgelehnt. „Da musste ich bereits eingreifen. Pädagogisch mussten wir den Kindern erklären, wie wichtig ein solcher Test ist. Als letztes Mittel heißt es sonst: Distanzunterricht. Ich nehme meine Verantwortung sehr ernst und kann meine Lehrkräfte nicht ungeschützt dieser Situation aussetzen.“ Daher habe er auch Tests für Lehrer ermöglicht, obwohl diese bei der ersten Lieferung nicht inbegriffen waren. „Einige Lehrer wollten die Tests auch mit den Schülern zusammen machen“, erklärt der Schulleiter.

„Warum schenkt uns die Regierung kein Vertrauen?“

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Mit der neuen Testpflicht könnte es weitere Organisationsarbeit geben. Denn: „Wenn Schüler trotz Pflicht den Test verweigern, müssen wir ihnen zusätzlich Distanzunterricht anbieten. Wir tüfteln deshalb wieder einmal an Konzepten, wie wir die Regelungen des Ministeriums praktisch umsetzen können.“ David Fischer zeigt sich irritiert von dieser Vorgehensweise. „Wir hängen in der Luft. Ich verstehe nicht, warum uns die Regierung kein Vertrauen schenkt, damit wir als Schulleitungen vor Ort pragmatische Entscheidungen treffen können.“

Problematische Lage der Schüler

Auch die Situation der Schüler ist nach Beobachtung von Hans-Böckler-Schulleiter David Fischer problematisch. „Von der physischen und psychischen Verfassung einmal abgesehen: Meine Schüler waren unglaublich dankbar, dass sie endlich wieder in die Schule können“, erzählt Fischer. „Sie haben mich sogar angefleht, die Schule nicht wieder zu schließen.“

Die mangelndetechnische Ausstattung zu Hause oder die sozialen Umstände ihrer Familie machen den Schülern nach Aussage des Pädagogen zu schaffen. „Schüler und Lehrer laufen seit Monaten auf dem Zahnfleisch.“

Etwas besser scheint die Situation am Sophie-Scholl-Gymnasium zu sein. Dort sind für die nächste Woche noch genug Test-Kits vorhanden, rund 400 Tests pro Woche benötigt die Schule allein, um die Abschlussklassen zwei Mal testen zu können. „Wenn man möchte, dass die Schule Corona-frei bleibt, kommt man an einer Testpflicht wohl nicht vorbei“, sagt der kommissarische Schulleiter Markus Veh. „Das gewährleistet auch mehr Sicherheit für die Lehrer.“ Er setzt auf das Verständnis der Schülerschaft. Doch auch am Gymnasium hatten rund 20 Prozent der Schüler die Tests vor den Ferien abgelehnt.

Schüler am Sophie-Scholl-Gymnasium müssen früher antreten

Um wertvolle Unterrichtszeit zu sparen, wurden die Sophie-Scholl-Abschlussschüler gebeten, bereits am Montag um 7 Uhr zur Schule zu kommen und sich dort selbst zu testen. In Aula und Turnhalle wird dann alphabetisch jeder Schüler abgearbeitet, damit um 7.45 Uhr der Unterricht normal starten kann. Auch ein negatives Ergebnis eines Bürgertestzentrums wird akzeptiert.